Reisebericht Seward bis Valdez


Samstag, 03.06.2017

 

Wir starteten in Richtung unseres heutigen Etappenziels Valdez. Wir hatten uns ganz bewusst dagegen entschieden, die Fähre von Whittier nach Valdez zu nehmen, da wir uns die Strecke von Palmer nach Glenallen nicht entgehen lassen wollten. Und wir sollten nicht enttäuscht werden. Die Sonne schien, auch wenn sich in der Ferne über dem Meer etwas zusammenzubrauen schien. Es sah sogar so aus, als habe sich dort ein Mini-Tornado gebildet. Die Strecke bis und aus Anchorage hinaus ist nicht besonders sehenswert und wir brachten sie zügig hinter uns. Ab Anchorage wird der Highway Nr. 1 zum Glenn Highway, dem wir etwas weiter nördlich weiter in Richtung Palmer folgten. Kurz danach wird die Strecke wieder überaus schön. Wir folgten der Straße durch ein Tal am Flussbett entlang, eingebettet in Bergketten. Immer wieder gab es tolle Haltepunkte und sehr fotogene Spots. Am Long Lake vorbei stieg die Straße an. Von weiter oben hatten wir dann später einen tollen Ausblick auf den riesigen Matanuska Glacier. Er ist 39 km lang und am Ende 6 km breit. Da sich das Ende auf Privatgelände befindet, muss man Eintritt bezahlen. Letztlich entschieden wir uns, auch aus Zeitgründen, hier keine Übernachtung einzuplanen. Angesichts von Fotos anderer Reisender könnte es sein, dass wir hier tatsächlich etwas verpasst haben.

Wie auch immer, wir fuhren nach einigen Stopps weiter in Richtung Glenallen, einer weiteren kleinen Siedlung an einer Kreuzung zweier Highways. Hier treffen der Glen- und der Richardson Highway aufeinander. Wir nahmen die Route nach Süden in Richtung Valdez. Entlang der Strecke sahen wir die Trans-Alaska-Pipeline mehrmals aus der Ferne. Später kamen wir auch noch an Pumpstation Nr. 11 vorbei. Je höher wir fuhren und je näher der Pass kamen, umso schlechter wurde das Wetter. Valdez selbst ist als absolutes Wetterloch bekannt. Es ist hier selten einmal sonnig und es regnet unheimlich viel, da sich die Wolken an den Bergen verfangen. Dementsprechend besichtigten wir den Worthington Glacier auch in einer Nebelsuppe. Danach fiel die Straße steil ab bis wir kurz vor Valdez durch den Keystone Canyon und dem darin befindlichen Bridalveil Fall fuhren. In Valdez angekommen war es grau in grau und regnete die meiste Zeit. Wir fuhren ein wenig durch den kleinen Ort und schauten uns die vorhandenen Campingplätze an. Da alle in etwa gleich aussahen, entschieden wir uns für den Bear Paw RV Park, da dieser direkt gegenüber dem Hafen lag. Wir buchten für zwei Nächte und konnten auch direkt die Bootstour bei „Stan Stephans Glacier & Wildlife Cruises“, bei denen wir am nächsten Tag die „Meares Glacier Excursion“ machen wollten klarmachen. Wir kauften uns auch Marken für die Laundry und wuschen einen Großteil unserer Wäsche. Am Abend gingen wir bei diesem Wetter gar nicht mehr groß vor die Tür und freuten uns auf die Bootstour am nächsten Tag.


Sonntag, 04.06.2017

 

Unser Boot sollte heute um 10:00 Uhr ablegen, was es uns ermöglichte für einmal länger zu schlafen. Rechtzeitig gingen wir die wenigen Meter hinüber zum Hafen, wo wir im Büro des Veranstalters eincheckten. Kurz danach waren wir auch schon auf dem Weg den Pier hinunter zu unserem Boot, die „Spirit of Valdez“. Das Wetter war immer noch mies, doch es regnete nur noch vereinzelt. Wir waren trotzdem gut gelaunt, denn die Vorfreude auf Wale, die sich vom Wetter sicher nicht beeindrucken lassen würden, überwog. Kurz nach dem Ablegen sahen wir auf der gegenüberliegenden Fjordseite die große Verladestation für das Erdöl, welches über die Trans-Alaska-Pipeline von Prudhoe Bay bis hierher transportiert wurde. Zwei große Tanker lagen dort am Marine Terminal Valdez aktuell vor Anker, drei könnten gleichzeitig beladen werden. Allerdings sahen wir kaum etwas, da die Anlage und vor allem die großen Öltanks größtenteils im Nebel lagen. Von hier startete am 24. März 1989 die Exxon Valdez, welche nur kurz danach auf das Bligh Reef auflief und eine der größten Umweltkatastrophen der Seefahrt auslöste. Das Schiff war trotz einem Fassungsvermögen von 210.000 Tonnen „nur“ mit 163.000 Tonnen Rohöl beladen. 37.000 Tonnen Rohöl liefen damals aus und verseuchten einen Küstenabschnitt von über 2000 km Länge. Hunderttausende Fische, Vögel und andere Tiere starben als direkte Folge der Katastrophe. Unzählige Tiere verendeten über die über die Nahrung aufgenommenen Gifte. Das Ökosystem erholte sich letztlich schneller als erwartet und zum heutigen Tage ist von der damaligen Katastrophe nichts mehr bemerkbar.    

Wir fuhren hinaus in den Valdez Arm und später zwischen Glacier Island und dem Festland hindurch und bis zum Unakwik Inlet. Wir hatten diverse Walsichtungen und waren restlos begeistert. Wir konnten sehen wie die Wale mit Luftblasen und ihren Flossen Kreise bildeten, in denen der Krill gefangen war. Von unten ließen sie sich die Beute dann in das weit geöffnete Maul fließen. Beeindruckend.

Am Ende des Unakwik Inlet kalbt der Meares Glacier ins Meer. Bei der Annäherung an den Gletscher fuhren wir um einen Rechtsknick herum, hinter dem er auftauchte. Leider war der gesamte obere Teil im Nebel. Die gewaltige Eiswand jedoch war gut zu sehen. Das neblige trübe Wetter gab dem Gletscher einen stark mystischen Touch. Das Eis war türkisblau und wunderschön. Der Gletscher kalbte immer wieder ordentliche Brocken ins Meer. Die entstehenden riesigen Wellen konnte man danach mit dem Auge beobachten. Beim Boot angekommen waren sie dann aber harmlos. Auf den Eisschollen um uns herum hatten es sich Seelöwen bequem gemacht. Mit ihrer isolierenden Fettschicht konnte ihnen das eiskalte Wasser und das Eis nichts anhaben. Wir verbachten eine längere Zeit hier beim Gletscher und gerade als wir abfuhren lichtete sich der Nebel etwas. Er gab den Blick frei auf den oberen Teil des Gletscherflusses, der sich in einer sich in einer langgezogenen Kurve bis hinunter ans Meer zog. Möglicher Weise wäre der Gletscher im Sonnenschein noch beeindruckender und schöner gewesen, aber wir waren trotzdem begeistert.


Als der Gletscher hinter dem Knick aus dem Blickfeld verschwand gingen auch wir für kurze Zeit ins Innere des Bootes, wo kurz darauf ein leckeres Essen serviert wurde.

Auf dem Rückweg hatten wir weitere Walsichtungen. Einer versperrte dem Boot sogar den Weg durch eine Enge zwischen einer kleinen Insel und dem Festland, so dass wir notgedrungen länger zuschauen konnten, wie er sich mit der bereits beschriebenen Jagdtechnik eine Mahlzeit nach der anderen verschaffte. Vor allem aber konnten wir das Alles aus nächster Nähe betrachten, da das Boot den Mindestabstand der zu Walen normaler Weise einzuhalten war, hier gar nicht einhalten konnte. Unterwegs passierten wir noch eine Seelöwen-Kolonie und sahen auch etliche Wasservögel. Wie schon nach der Bootstour in Seward waren wir auch diesmal begeistert und können sie nur jedem wärmstens ans Herz legen.

So viel frische Luft macht bekanntlich müde. Zurück am Campingplatz nahmen wir eine heiße Dusche und aßen leckere Pasta, bevor wir recht zeitig ins Bett fielen.