Reisebericht Etosha (Ost)


Montag, 27.05.2013

 

Abschiedsschmerz pur. Wir konnten uns kaum vom traumhaften Dolomite-Camp lösen. Der tränenreiche Abschied von Kamati, der uns natürlich persönlich zum Parkplatz fuhr, war der Höhepunkt. Die Herzlichkeit mit der wir zum Fußball schauen eingeladen wurden waren nachahmenswert. Doch wir mussten weiter, blieben aber dem Etosha Nationalpark treu. Nur fuhren wir heute in den östlichen Teil, der für seinen Massentourismus bekannt ist. An den ersten Wasserlöchern dort konnten wir davon nicht viel bemerken, denn wir waren nach wie vor alleine, abgesehen von den üblichen Tieren wie Gnus, Zebras, Springböcken, Straußen und Giraffen. An einem Wasserloch entdeckten wir unter einem Busch zwei Schabrackenschakale. Einige hatten wir aus der Ferne schon weglaufen gesehen, aber so nah waren wir ihnen noch nie. Bei ihrer Siesta ließen sie sich kaum aus der Ruhe bringen. Weitere Abstecher brachten uns neue Tiere zu Gesicht. So entdeckten wir Schwarzgesicht-Impalas, eine weitere Antilopenart und Steinböcke. Die letzteren sind nicht zu verwechseln mit unseren Steinböcken in den Alpen. Die Zeit verging wie im Flug wir schauten uns an einem Aussichtpunkt erstmals die riesige Etosha-Pan an, den Teil der ein Salzsee ist. Sofern Wasser vorhanden ist natürlich, jetzt ist es eine endlose, öde, trockene und weiß leuchtende Fläche, die in der Ferne einige Fata Morganas entstehen ließ. Dann mussten wir uns entscheiden, ob wir direkt zu unserem heutigen Ziel, dem Halali Camp weiterfahren oder noch den etwa 35 km langen Umweg über weitere Wasserlöcher machen sollten. Wir machten letzteres, da wir hierher morgen nicht mehr zurückkommen würden. Auf schlechter Strecke ging es bis zum ersten Wasserloch, ausgetrocknet und nichts los. Dann zum nächsten namens Olifantsbad. So vielversprechend der Name, so ausgetrocknet war das Loch und wieder nichts los. Die Enttäuschung, ob der umsonst gefahrenen Kilometer auf wirklich sehr schlechter Strecke war groß. Es folgte zwar noch das natürliche Wasserloch Aus, doch die natürlichen waren wegen der seit zwei Jahren herrschenden großen Trockenheit erfahrungsgemäß ausgetrocknet. Als wir an Aus vorbeikamen war die erste Überraschung, dass bereits ein Auto dort stand. Also dachten wir, wenn wir schon mal da sind, schauen wir auch mal vorbei. Wir fuhren als vor und suchten uns einen schönen Platz. Nächste Überraschung, es war eine Elefantenherde mit einigen winzigen Babys vor Ort und trank und badete am Wasser. Ansonsten liefen nur ein paar Springböcke und ein großes Kudu umher. Etwas abseits war ein Warzenschwein zu sehen. Wir beobachteten die Szenerie und vor allem die Elefanten. Als der Kudu vor den Elefanten am Wasserloch stand und dieses ein schönes Bild abgab, filmten wir gerade als plötzlich Bewegung einkehrte. Drei Springböcke kamen von rechts in vollem Sprint und flüchteten mit langen Sprüngen. Das Kudu und die Elefanten wurden sichtlich nervös. Und plötzlich war sie da. Eine Löwendame erschien wie aus dem nichts und sprintete dem davon laufenden Kudu hinterher. Sie hatte schon die Vordertatzen auf den Hintern des Kudus geschlagen, als sich dieser doch noch losreißen konnte und eine bedröppelte Löwin zurückließ. Schade, den Rest des Actionfilms hätten wir ehrlich gesagt auch noch gerne gesehen. Allerdings hatten wir unsere erste Begegnung mit einer Löwin, die seltsamer Weise alleine jagte, und waren darüber sehr happy. Wir hatten den letzten Teil der Jagd sogar auf Film, da wir eben kurz vorher noch das Kudu gefilmt hatten. Toll! Die Löwin blieb noch eine ganze Weile stehen und schaute sich um. Sie beobachtete die Elefantenherde, die sich schon vor dem Angriff um ihre Jungtiere geschart hatte. Offenbar hatten die schon instinktiv bemerkt, dass Gefahr drohte. Dann trottete die Löwin davon ins Dickicht der umliegenden Büsche. Wir dachten dort würde sie sich auf einen neuen Angriff auf ein potenzielles Beutetier vorbereiten und warteten eine gute halbe Stunde. Leider passierte nichts mehr, da sich auch keine Antilopen mehr blicken ließen. Egal, wie wir an einem kurz vorher weggefahrenen Wagen und einem kurz nach dem Angriff ankommenden Wagen feststellen konnten, wir waren genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort. Dieses Glück muss man offenbar haben, wenn man die seltenen Begegnungen erleben will. Wir waren froh, denn wir hatten eben das Glück gehabt.

Von dort fuhren wir jetzt aber endgültig ins Halali-Camp, wo man an der Rezeption unsere Reservierung trotz dem vorgelegten Voucher nicht finden konnte. War aber alles kein Problem, da das Camp offenbar fast leer war und genügend Zimmer vorhanden waren. Nach Bezug des Zimmers machten wir uns auf zum Moringa-Wasserloch. Das war für seine tolle Lage und die Tiersichtungsmöglichkeiten bekannt. Man sitzt dort etwas erhöht zwischen Felsen auf etwas wackeligen Parkbänken. Unterhalb verläuft ein Schutzzaun und nur wenige Meter weiter liegt das Wasserloch. Als wir ankamen und einen freien Platz bezogen, war am Wasserloch außer ein paar Vögeln nicht viel los. Noch nicht einmal die ansonsten allgegenwärtigen Springböcke waren zu sehen. Da auch einige andere Touristen da waren, beschlossen wir zu warten. Und wir hatten an einem Tag zum zweiten Mal großes Glück. Plötzlich trottete aus dem Gebüsch ein Spitzmaulnashorn. Nachdem wir am Morgen bei der Dolomite Lodge offenbar eines knapp verfehlt hatten, wollten wir unbedingt noch eines sehen. Dass es so schnell klappen würde, freute uns sehr. Nach ein paar Schlückchen verschwand es jedoch schnell wieder. Wieder warteten wir auf weitere Besucher, doch außer einem einzelnen Springbock, ließ sich kein Tier blicken. Viele weitere Besucher der Aussichtsstelle waren inzwischen eingetroffen, als sich kurz vor Sonnenuntergang unser Rhino doch nochmal blicken ließ. Diesmal blieb es länger und trank sich voll. Danach ging es noch an einen liegenden Baumstamm, um sich daran die juckenden Stellen am ganzen Körper zu kratzen. Ein schöner Anblick dieses riesige und schwere Tier.

Zurück im Zimmer machten wir uns für das Abendessen fertig. Es gab heute Oryx Steak. Sehr lecker und auch recht groß. So gingen wir satt und zufrieden in unser Bettchen.


Dienstag, 28.05.2013

 

Die heutige Wegstrecke war überschaubar. Wir fuhren „nur“ vom Halali- zum Namutoni-Camp im Osten des Etosha Nationalparks. Das sind gerade mal 75 km. Doch durch unsere kreuz und quer gesteckte Wegplanung kamen natürlich viel mehr Kilometer zusammen. Als erstes fuhren wir ein kurzes Stück den Rhino-Drive entlang. Dort konnten wir aber leider keine namengebenden Tiere entdecken. Weiter ging es über verschiedene Wasserlöcher, die mal Wasser hatten, mal nicht und die mal ein paar Tiere boten und mal nicht. Ein kleines Highlight war dann die Fahrt zum Etosha Lookout, der einzigen Stelle im Park, an der man ein Stück weit auf die riesige Etosha Pfanne hinaus fahren konnte. Ein toller Anblick. Vor einem lag bis zum Horizont der riesige ausgetrocknete Salzsee. Kaum zu glauben dass dieser sich in guten Regenjahren auch mal füllt und tatsächlich Wasser führt. Wir waren ganz alleine dort draußen am Wegesende und genossen den Anblick eine ganze Zeit lang. Zurück auf der Hauptstraße machten wir noch einige Abstecher zu Wasserlöchern. Am Kalkheuvel Wasserloch, dem laut Reiseführer besten Platz zur Tierbeobachtung wurden wir nicht enttäuscht. Eine solche riesige Ansammlung verschiedenster Tiere hatten wir beiden noch nie gesehen. Alleine 13 Giraffen konnten wir zählen. Seltsam immer wieder der Anblick, wenn sich diese großen Tiere zum Trinken in komische Positionen mit abgeknickten Beinen begeben müssen. Einzelne Exemplare hatten dabei zum Teil grundverschiedene Techniken entwickelt. Ein Elefant, Oryxe, eine große Herde Steppenzebras, Gnus, Springböcke, Schwarzgesicht Impalas, ein Warzenschweinpärchen, Kudus und eine Menge Vögel gaben sich die Ehre. Aber keine Löwen. Schade. Obwohl immer wieder einzelne Tiere aufschreckten, wollte sich kein König der Tiere zeigen. Egal, wir genossen den unfassbaren Anblick auch so intensiv und lange. Von dort fuhren wir dann direkt zum Namutoni Camp und checkten ein. Von unserem Zimmer waren wir überaus positiv überrascht. Kein Vergleich zum abgewohnten und schäbigen Halali Camp. Das Zimmer groß, mit einem riesigen modernen Bad. Im Sommer hätte man sogar eine Außendusche zur Verfügung. Hier könnten wir es wieder länger aushalten. Doch wir bleiben nur eine Nacht. Namutoni ist ein ehemaliges Fort, das 1902/03 erbaut und nach der Zerstörung durch die Herero 1906 wieder aufgebaut wurde. Es war zunächst eine Kontrollstation als die Rinderpest ausbrach. Danach wurde es ein unter deutscher Leitung stehendes Fort. Der Befehlshaber des Forts, ein Herr Fischer, wurde auch erster Aufseher des Etosha Nationalparks, der damals noch viel größer war als heute. Bei der Planung eines Etosha Aufenthalts empfehlen wir anstatt im Halali Camp lieber die eine oder andere Nacht länger im Namutoni zu bleiben. Die Nachmittagspirsch stand an. Zunächst fuhren wir um den Fischer´s Pan, einem kleinen Teilstück des Etosha Sees, mit dem Wasserloch  Twee Palms. Erstaunlich, dass gerade hier genau zwei Palmen wuchsen und zusammen mit den einzigen Besuchern des Wasserlochs, zwei Giraffen, ein tolles Bild abgaben. Der Rest der Runde war nicht mehr besonders gewinnbringend, so dass wir gleich weiterfuhren zum Wasserloch Chudop. Es war ein sehr schönes Wasserloch mit einer kleinen Schilfinsel in der Mitte. Doch es waren keine Tiere da. Wir hatten jetzt die Entscheidung zu treffen entweder  hier abwarten, was  sich noch so tut, oder zum Kalkheuwel zurückzufahren, wo wir ja schon am Nachmittag das reinste Tierparadies erlebet hatten. Wir machten letzteres. Nach Ankunft im Camp erfuhren wir von einer Amerikanerin, dass wir wohl die falsche Entscheidung getroffen hatten. Denn beim Kalkheuwel war rein gar nichts mehr los, die eine trinkende Giraffe wollen wir natürlich nicht unterschlagen, und beim  Chudop sollen sich laut der Amerikanerin den ganzen Tage eine größere Zahl Löwen aufgehalten haben. Als wir dort waren, war nichts zu sehen. Einige wartende Autos waren noch am ehesten Anzeichen dafür, dass noch etwas passieren könnte. Wir wissen letztlich nicht, ob wir tatsächlich noch die Löwen verpasst haben. Es kann nämlich durchaus sein, dass diese erste am nächsten Morgen wieder auftauchen und dann auf Jagd gehen. Wir jedenfalls sind zum Namutoni-Camp zurück und haben uns mit einem Bierchen auf den eigenen Aussichtspunkt gesetzt und den Sonnenuntergang am Wasserloch genossen. Außer den vielen Vögeln, die im  hohen Schilf leben und einem einzelnen Gnu bekamen wir zwar keine Tiere zu Gesicht, erlebten aber einen tollen und romantischen Sonnenuntergang im berühmtesten Nationalpark Namibias.