Reisebericht The Wave & Zion Nationalpark


Mittwoch, 19.05.2010


Wieder mussten wir früh raus, denn heute war der große Tag gekommen. Der Besuch der Paria Wilderness Area – Vermillion Cliffs National Monument und den darin liegenden Coyote Buttes North mit der unglaublichen Wave stand an. Wir waren schon am Abend zuvor aufgeregt, zumal das Wetter gut werden sollte. Da wir aus Arizona – das sich nicht an der Mountain Daylight Saving Time (Sommerzeit) beteiligt – nach Utah fuhren, verloren wir an der Staatsgrenze eine Stunde. So begannen wir unsere Wanderung nach den 8 mi auf der House Rock Valley Road bis zum Wire Pass Trailhead um 08:15 Uhr.

Mit der bebilderten Wegbeschreibung, die wir zusammen mit unserem Permit erhalten hatten, machten wir uns auf den Weg durch einen Wash, einen kleinen Sattel besteigend über einen Gebirgskamm, vorbei an den Twin Buttes, durch zwei Sanddünen hindurch und einen steilen sandigen Hügel hoch zur Wave. Schon während der Wanderung machten wir unzählige Fotos und Filme, da wir immer neue Motive in dieser unwirklichen Umgebung fanden. Es ist eine wahrlich einzigartige Gegend mit unglaublicher Farben- und Formenvielfalt, geschaffen aus Sand, Wind und Wasser. Über den weichen Sandstein und eben einer Unmenge von Sand bahnten wir uns unseren Weg und brauchten letztlich 2 ¼ Stunden bis wir den letzten anstrengenden Hügel erklommen hatten. Schon von außen zeichneten sich die einzigartigen Sandsteinstrukturen der Wave ab. Doch erst kurz danach standen wir mitten drin – in der Wave – dem Ziel unserer Träume. Dem Ziel, das wir nach dem Anblick der ersten Bilder auf unserem Reiseführer und im Internet unbedingt erreichen wollten. Wir gehörten nach gehörig viel Losglück in der Internetlotterie zu den 20 Auserwählten, die am 19. Mai 2010 die Wave als Einzige besuchen durften. Ein atemberaubender Anblick, wenn man sie das erste Mal mit eigenen Augen sieht. Diese Wave, fast schon ein Mythos. Und der Weg hatte sich mehr als nur gelohnt. Sie ist einfach wunderschön. Kleiner zwar als man vermutet hätte, doch gerade deshalb so besonders; versteckt in einer kleinen Ansammlung von Felsen. Wir saßen eine Zeit lang einfach da und genossen. Wir machten viele Spaßfotos beim Wellenreiten, alleine, zu zweit und fanden immer wieder neue Perspektiven, die noch schöner sein würden als die Vorangegangenen.

Als wir uns ausgetobt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung Top Rock, dem Hausberg der Wave. Wir gingen nach Süden aus der Wave hinaus und hielten uns nach links, also nach Osten. So stand es im Reiseführer, denn von dort sollte man den Aufstieg am besten bewältigen können. Es wurde eine elende Kraxelei – nicht ungefährlich, da immer steilere Felswände erklommen werden mussten und auch der Wind in Böen unheimlich stark wehte. Als wollte er uns demonstrieren, wie dieses Naturwunder entstanden ist. Letztlich sind wir dann doch noch oben am Plateau angekommen und irrten ein wenig planlos hin und her. All die Beschreibungen aus den Internet-Reiseberichten konnten wir nicht finden. Keinen Hamburger, keinen Big Mac, keine Alcove, keinen Melody Arch und kein Window zu den gegenüber liegenden Tepees. Gerade als wir fast schon umkehren wollten, da weit und breit keine geeignete Abstiegsstelle zu sehen war, entdeckten wir die Alcove, eine steinerne halbrunde Überdachung mit einer großen Sanddüne in der Mitte. Und das mitten auf einem Berg. Gerade als wir mit Staunen fertig waren, kam ein Amerikaner hinter dem Sand hervorspaziert und erklärte uns wo die restlichen Sehenswürdigkeiten zu finden waren. Auf den Arch und das Window verzichteten wir, die gibt’s auch anderswo zu finden. So stiegen wir auf der Rückseite wieder ab und umrundeten den Berg zurück zur Wave. Jetzt gingen wir nach rechts weiter und fanden den Hamburger Rock und die Second Wave. Die war auch toll, jedoch kein Vergleich mit der großen Schwester. Zurück ging´s durch die Brainrocks – wie Gehirne aussehende Felsgärten – zur Wave. Dort fanden wir noch eine ganze Reihe neuer Kompositionen, zumal sich auch der Sonnenstand verändert und neue Perspektiven eröffnet hatte. So waren jetzt die beiden kleinen Seitencanyons der Wave gut ausgeleuchtet. Bis auf einen weiteren Gast waren wir die letzten beiden Besucher, mussten uns dann aber auch langsam losreißen. Der Weg zurück war diesmal in 1,5 Stunden zurückgelegt, da diesmal die vielen Fotopausen wegfielen. Um 17:30 Uhr kamen wir am Parkplatz an, schüttelten eine Menge Sand aus den Schuhen, Haaren und Kleidern und machten uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel, Springdale beim Zion Nationalpark. Gegen 20:30 Uhr kamen wir in unserem Desert Pearl Inn an und waren von unserem Zimmer mit eigenem riesigen Balkon und einer luxuriösen Einrichtung samt Küchenzeile begeistert. Nach einem spannenden Basketballspiel der Lakers gegen die Suns schliefen wir in unserem tollen kuscheligen Kingbed ein.


Donnerstag, 20.05.2010


Kaum schliefen wir in einem tollen Zimmer in einem kuscheligen Bett verschliefen wir auch prompt um eine halbe Stunde. Wir ergatterten dann aber doch noch einen Parkplatz am Visitor Center des Zion Nationalparks und bestiegen schon kurz darauf den Shuttle-Bus in den Canyon. Schon nach Anblick des Virgin River vom Balkon unserer Unterkunft aus, hatten wir das Gefühl, der Fluss führe deutlich mehr Wasser mit sich als noch vor drei Jahren etwa zur gleichen Zeit. Nachfragen beim Busfahrer und im Visitor-Center ergaben dann tatsächlich, dass die Narrows noch mindestens drei Wochen gesperrt sein würden. Sehr schade, denn die Wanderung durch den Virgin River zwischen den engen Canyonwänden war fest eingeplant und musste nun entfallen. Da auch noch die Wettervorhersage für den Sonntag schlechtes regnerisches Wetter meldete, entschlossen wir uns die Angels Landing Tour als erstes zu machen. Ab der Haltestelle The Grotto machten wir uns auf den beschwerlichen Aufstieg. Schon bald ging es in steilen Serpentinen den Fels hinauf. Die Atempausen wurden schon jetzt für tolle Fotos und Filme genutzt. Nach einigermaßen flacher Durchquerung des Refrigirator-Canyon – er machte seinem Namen alle Ehre – ging es die weiteren engen und unglaublich steilen Switchbacks hinauf zum Scout Lookout. Von dort hatte man schon einen phantastischen Blick über den sich öffnenden Canyon, den Angels Landing Felsen und den dahinter ruhenden Great White Throne. Beim Anblick der noch kommenden Strecke über einen schmalen Grat und der Menschenmengen, die sich dort aneinander vorbei drückten, wurde es uns schon mulmig. Nach Überquerung, sich dabei ständig an Eisenketten festhaltend und den Abgrund vor Augen, des ersten Kamelbuckels in Richtung Sattel, verfestigten sich die Zweifel. Ein Blick durch das Teleobjektiv reichte und wir entschieden uns gemeinsam gegen einen weiteren Aufstieg. Trotzdem, auch von diesem Aussichtspunkt hatte man einige tolle Blicke ins Tal. Wieder zurück am Scout-Lookout liefen wir noch 300 Yards den Trail hinauf bis zu einem Plateau, von dem man einen super seitlichen Blick auf Angels Landing und dem dahinter liegenden Great White Throne hatte.

Nach dem Abstieg mussten wir uns entscheiden was der restliche Tag noch bringen sollte. Wir beschlossen einkaufen zu gehen, um uns in unserer eigenen Küche leckeres Essen zuzubereiten. Zudem mussten unzählige Bilder angeschaut und eventuell gelöscht werden und auch die vielen Filme mussten auf Brauchbarkeit überprüft werden. So genossen wir die warmen Temperaturen auf unserem Balkon und hatten für einmal einen chilligen Nachmittag ohne größeres Programm.


Freitag, 21.05.2010

 

Heute stand wieder eine unheimlich lange und anstrengende Wanderung auf dem Programm. Wir wollten zum Observation Point, der höchsten Stelle im Park. Von dort kann man den gesamten Zion Canyon überblicken und hat tolle Ausblicke auf Angels Landing und den Great White Throne.

Wir standen früh auf, denn dadurch konnten wir den beschwerlichen 4 mi langen Aufstieg mit über 450 m Höhendifferenz noch größtenteils im Schatten zurücklegen. Die Wanderer, die uns später bei unserem Abstieg bei 33° Temperatur stöhnend und schwitzend entgegen kamen, bestätigten uns in unserem Entschluss. Doch auch wir hatten unsere liebe Mühe und Not. Der Pfad bot keinen Raum zum Aufwärmen. Ab dem ersten Meter ging es in Serpentinen steil bergan und wir versuchten mit unseren wieder unentbehrlichen Wanderstöcken in einen akzeptablen Rhythmus zu kommen. Wir hatten dabei immer den Martrès-Reiseführer vor Augen, in dem steht: „It´s very easy to walk if you pace yourself“. Also "paceten" wir uns so weit runter, dass wir ohne größere Pausen den ersten Berghang hoch kamen. Unterwegs kamen wir am Abzweig zum Hidden Canyon vorbei, den wir als Option auch noch in unseren Planungen hatten. Weitere unendliche Serpentinen weiter kam schon ein erster Höhepunkt der Strecke. Erstens wurde der Weg teilweise etwas flacher und angenehmer zu laufen, zweitens erreichten wir den Echo Canyon, einen wunderschönen Slot Canyon, den wir im Schatten durchquerten. Wie auf der gesamten Aufstiegsstrecke wollten wir hier erst beim Abstieg fotografieren bzw. filmen. Nach Verlassen des Echo Canyon folgte erst die eigentliche Tortur. Wieder ging es unendlich lange steil bergauf. Einer Kurve folgte die nächste. Die Höhenluft zeigte zudem Wirkung, so dass die kurzen Verschnaufpausen immer öfter eingelegt werden mussten. Der Blick nach oben zeigte immer noch gefühlte hundert Meter Höhenunterschied bis zum Rim, der oberen Kante des Zion-Plateaus. Irgendwann sahen wir dann Licht am Ende des Tunnels, denn wir hatten den Rim erreicht. Allerdings mussten wir diesem noch etwa 1 mi – dafür jetzt größtenteils auf ebenem Gelände – folgen. Dann endlich kamen wir am Observation Point an und erkannten sofort, dass sich die Strapazen gelohnt hatten. Ein umwerfender Ausblick entschädigte uns voll und ganz. Weit in den Zion Canyon reichte der Blick und bot viele Foto- und Filmmotive. Unter uns – viel weiter als wir erwartet hätten – lag der Angels Landing-Felsen, bis zu dessen Fuß wir gestern schon gegangen waren. Links der riesige Felsmonolith The Great White Throne und rechts die Hochebenen des Zion. Im Hintergrund noch schneebedeckte Berge. Sie sind verantwortlich für den viel zu hohen Wasserstand des Virgin-River, der unsere Wanderung in die Narrows unmöglich machte. Wie wir inzwischen erfahren hatten werden die Narrows erst ab einem Durchfluss von 140 qm/sec. geöffnet. Aktuell führt der Virgin-River aber 700 qm/sec.

Als Krönung unseres Aufenthalts am Observation Point entdeckte eine andere Wanderin eine kleine Klapperschlange, die schon die ganze Zeit nur etwa 2,5 m von uns entfernt direkt an der Steilwandkante unter einem kleinen Busch friedlich schlummerte. Von Klappern keine Spur. Sie ließ uns Fotografen sogar bis auf einen Meter an sich heran ohne auch nur einen Mucks zu machen. Klar, wenn man weiß, dass man die Stärkere ist.

Nach einer kleinen Vesper machten wir uns auf den Rückweg. Wir benötigten für diesen trotz der Bergabstrecke länger, da viele Shootings eingelegt werden mussten. Die Sonne strahlte jetzt hoch vom Himmel und leuchtete auch die entlegenen Canyonbereiche aus, die beim Aufstieg noch im Schatten gelegen waren. Bemerkenswert war eine Felskante, die aussah wie mit dem Messer abgeschnitten. Seltsam, wie so etwas entstehen konnte. Wie schon erwartet war der Echo-Canyon bei Sonne wunderschön. Leider waren jetzt aber auch sehr viele Wanderer unterwegs, die uns auf den Fotos immer wieder in die Quere kamen. So gut es ging versuchten wir sie nicht auf Bild oder Film zu haben, was aber nicht immer gelingen konnte. Die letzten Serpentinen bergab raubten uns die letzten Kräfte. Die zusätzlichen 1,5 Stunden in den Hidden Canyon schafften wir in diesem Zustand nicht mehr. Die Füße, Knie und Beine schmerzten zu sehr. Es entschädigte der Anblick einer weiteren Schlange – diesmal eine dünne – unten am Ausgangspunkt des Trails.

Wir entschlossen wir uns noch zu einem kurzen Besuch des Riverside-Walk und einer idyllischen Pause am Fluss. Danach ging es mit dem Shuttle-Bus zurück.

Ein Einkauf von leckeren Steaks und Nachschub der Budweiser-Vorräte beendeten einen ereignisreichen und schönen – wenn auch anstrengenden – Tag im Zion Nationalpark.


Samstag, 22.05.2010


Die heutige Tagesplanung war geprägt vom Champions League Finale der Bayern gegen Inter. Es wurde von Foxsports auch in den USA übertragen. Da der Anpfiff hier um 12:45 Uhr erfolgte, mussten wir uns für den Vormittag und den Nachmittag kürzere Touren einfallen lassen. So ging es am Morgen erst einmal mit dem Zion Shuttle zur Lodge. Von dort starteten wir den Emerald Pools Walk. Diesen hatte Atti zwar schon 2007 gemacht, doch Ulli kannte ihn noch nicht. Zudem konnten wir erwarten, dass die Wasserfälle beim heute hohen Wasserstand des Flusses deutlich imposanter sein dürften. Und so war es auch. Die kleinen vorhangartigen Wasserfälle, die über einen bogenförmigen Felsvorsprung in die Lower Pools fielen, waren sehr schön. Die Middle Pools an der oberen Kante des Vorsprungs waren nicht so prickelnd. Dafür aber die Upper Pools, die unter einem sehr hohen Wasserfall liegen. Dieser schien direkt aus der Steilwand über uns zu entspringen und sein Wasser wurde auf dem langen Weg nach unten vom Wind verweht. Beim Rückweg ins Tal hatten wir noch schöne Ausblicke auf den Zion Canyon. Leider verlief das Finale aus bayerischer Sicht bekanntlich enttäuschend. Wir ließen uns die Laune jedoch nicht verderben und machten uns gleich danach wieder auf den Weg. Am Nachmittag wollten wir das Zion Plateau erkunden, das wir bei der Ankunft zwei Tage zuvor nur bei abendlichem Dämmerlicht zu sehen bekamen. Wir fuhren die Serpentinen und durch den Tunnel hinauf bis zum East Entrance des Parks und begannen dort mit der Erkundung des Checkerboard Mesa, einem großen Felsen, der durch Wind- und Wassererosionen ein schachbrettartiges Muster hat. Wir wanderten ein wenig auf den Felsen umher und suchten uns immer neue Perspektiven. So taten wir es auch auf der Fahrt zurück Richtung Tal. An diversen Stellen hielten wir neben der Straße in einer der zahlreichen Parkbuchten an. Kurz vor dem Tunnel liegt links der Parkplatz zum Canyon Overlook Trail. Der führte uns an eine Abbruchkante mit gutem Blick auf das darunter liegende Tal. Leider stand die Sonne etwas ungünstig, so dass es mit dem Ablichten nicht so einfach war. Interessanter als der Ausblick war ohnehin der Trail selbst gewesen. Über einen wackeligen Steg, unter einem höhlenartigen Vorsprung hindurch und über schmale felsige Wege ging es kurzweilig dahin. Den Tag ließen wir mit dem Spiel der Celtics gegen die Magic ausklingen.