Reisebericht Grönland 2014


Samstag, 26.07.2014

 

Früh klingelte der Wecker an diesem Morgen im Kopenhagen Airport Hotel in Dragor. Die Koffer hatten wir bereits am Abend zuvor gepackt und wir beluden schon bald unser Auto. Die Strecke direkt am Öresund entlang zum Flughafen war kurz und auch der vorab gebuchte Parkplatz P15 gut beschildert. Mit dem Shuttle Bus fuhren wir zum Terminal 2, wo wir unsere Koffer eincheckten. Probleme machten die Kontrolleure am Gate bzgl. unseres Handgepäcks, da ihnen die Laptoptasche und die Fototasche neben den beiden Rucksäcken zu groß und zu viel erschienen. In der Form hatten wir auf den vielen Reisen noch nie Probleme. Egal ob Qantas, Singapore Airlines, British Airways, American Airlines oder Air Namibia, alle waren in dieser Hinsicht kulant. Nach langen Diskussionen durften wir an Bord, wo das Verstauen des Handgepäcks nicht das kleinste Problem darstellte. Klar, dies war ja auch eine große Maschine, eine A330-200. Wir wurden aber schon darauf hingewiesen, dass auf dem Inlandsflug in Grönland mit den kleinen Propellermaschinen strikt auf die Einhaltung der Regelungen geachtet wird. Das stellte sich letztlich als falsch heraus, denn keiner kümmerte sich um unser Handgepäck und auch in den kleineren Verstaufächern brachten wir unsere Sachen gut unter. Auf den Inlandsflügen in Grönland gibt es auch keine Security Checks. Man könnte also Messer, Waffen und sonstiges gefährliches Zeug problemlos mit an Bord nehmen.

Der Flug verlief weitestgehend ereignislos bei tollem Service und Essen von Air Greenland, bis wir die grönländische Ostküste erreichten und von oben bei klarem Wetter einen tollen Blick auf die ersten Gletscher werfen konnten. Noch viel beeindruckender jedoch verlief der lange Landeanflug auf unser Ziel Kangerlussuaq (sprich: Kangersluschack). Flach flogen wir über die mit unzähligen Seen und dem Inlandseis überzogenen Hochebenen und Berge. Wunderschöne Landschaften taten sich auf und je weiter wir sanken, umso besser konnten wir Details erkennen. Über eine Kante flogen wir dann nach unten ins Tal, wo wir kurze Zeit später auf dem einsamen Rollfeld des internationalen Flughafens aufsetzten. Kangerlussuaq ist eine ehemalige US-Armeebasis und besteht aus nicht viel mehr als ein paar Baracken und Hütten, u.a. der Polar-Lodge, die wir für die eine Nacht hier gebucht hatten. Es war schon ungewöhnlich, dass man aus dem Flughafen heraus die Lodge in drei Minuten zu Fuß erreicht hatte. Lodge klingt dabei nach mehr als es ist. Es war im Grunde eine Jugendherberge mit Toiletten und Duschen am Gang. Nach dem Bezug unseres sehr kleinen und spartanisch eingerichteten Zimmers machten wir uns sogleich auf den Weg in den Supermarkt des Ortes und kauften eine Brotzeit ein. Dabei machten wir erste Erfahrungen mit dem deutlich höheren Preisniveau in Grönland. Die Brotzeit nahmen wir bei strahlendem Sonnenschein auf Bänken vor der Polar-Lodge ein und lernten dabei vier nette Dänen kennen, die erst von einer fünftägigen Tour vom Robinson River zurückgekehrt waren. Dort hatten sie wild gecampt, sich die Fische aus dem Fluss selbst gefangen, gegrillt und einfach mal abgeschaltet. Einer von ihnen war vor etwas über 40 Jahren hier auf der Basis stationiert und wollte unbedingt mal wieder her kommen. Romantisch!

Um 13:00 Uhr ging es los zu unserer bereits nach Ankunft bei World of Greenland gebuchten Tour zum Eiscap, dem Inlandseis Grönlands. An Bord des umgebauten MAN-Lasters auch wieder die vier Dänen und viele weitere internationale Mitfahrer. Die Fahrt ging durch tolle Landschaften immer am Gletscherfluss entlang und ein erster Stopp wurde bei einem Flugzeugwrack gemacht, das bei Nebel zusammen mit zwei anderen Maschinen abgestürzt war. Anhand der kaum verrosteten Metallteile der Maschine wurde uns erklärt, wie trocken das Klima das ganze Jahr über ist. Es fällt in Kangerlussuaq durchschnittlich nur an drei Tagen im Jahr Regen und dann auch nur sehr wenig. Die Luftfeuchtigkeit ist sehr gering. Im weiteren Verlauf tauchte in der Ferne schon das Inlandseis auf. Doch vorher passierten wir rechter Hand den Russel Gletscher und hielten an einer sehr schönen Stelle, an der wir auch über den mit Wollgras und Moosen bedeckten Hang zum Gletscherfluss und einer hohen Eiswand hinuntergehen konnten. Nach einem weiteren Stopp und der Sichtung eines prachtvollen Rentieres mitten in einem See auf einer kleinen Insel, erreichten wir die Endstation. Von dort spazierten wir noch etwa eine Viertelstunde, bis wir den ersten Schritt auf das riesige Eisfeld vor uns machten. Unglaubliche Panoramen boten sich uns und wir spazierten eine ganze Weile durch diese eisige, unwirkliche Welt. Es wurde uns erklärt, dass der Rückgang der Gletscher nur an den Rändern existiert. Das dadurch ins Meer fließende Wasser verdunstet, bildet neue Wolken und fällt in der Mitte des Landes erneut als Schnee herunter und vergrößert dort die Höhe der Gletscher enorm. In Gänze nähme die Gletschermasse also eher zu als ab. So die Meinung des einheimischen Guides. Die hier lebenden Moschusochsen sahen wir leider auch auf der langen Rückfahrt nicht. Diesen fünfstündigen Ausflug (13:00 – 18:00 Uhr) können wir uneingeschränkt empfehlen. Er war ein absolut gelungener Einstieg in unser Grönlandabenteuer. Nach Rückkehr zur Polar Lodge gab es eine weitere Brotzeit und natürlich ein Bierchen in der immer noch scheinenden Sonne bei 15 Grad.


Sonntag, 27.07.2014

 

Wir brachten erst unsere Koffer zum Check-In für den Inlandsflug nach Ilulissat und nahmen anschließend das bescheidene Frühstück in der Polar Lodge ein. Zum Glück schenkten uns die vier Dänen eine Dose Leberwurst, sonst wäre das Angebot bei einer Sorte Käse und Marmelade schon beendet gewesen. Der Flug ging dann aber pünktlich mit einer kleinen Turbo Prop Maschine. Die nette Stewardess gab uns den wertvollen Tipp auf der rechten Seite zu sitzen (es gab freie Platzwahl), wenn wir Fotos machen wollten. Das wollten wir und schon 40 Minuten später flogen wir über das UNESCO Weltnaturerbe (seit 2004) Kangia Fjord und landeten kurz danach auf dem etwas außerhalb der Stadt gelegenen Flughafen von Ilulissat. Ein kleiner Bus vom Hotel Avannaa wartete bereits auf uns und brachte und in unsere Unterkunft für die nächsten acht Nächte. Wir wurden freundlich empfangen und bekamen gleich ein paar Informationen zu Wanderungen die wir machen könnten. Unser Zimmer war sehr schön und wir bekamen entgegen unserer Buchung sogar eines mit Meerblick zugewiesen und im zweiten Geschoss. So hatten wir vom Balkon aus einen atemberaubenden Blick über die Diskobucht und rüber zur Stadt. Unser Hotel lag gleich neben dem bekannteren Arctic Hotel auf einem Hügel nördlich des Stadtzentrums. Das Zimmer war zweckmäßig eingerichtet und hatte eine kleine Küchenzeile integriert, die wir zukünftig auch nutzen würden. Das Bad war noch sehr neuwertig und wir waren hochzufrieden mit unserer Hotelauswahl. Schon bald machten wir uns auf den Weg in die Stadt und schon beim ersten Spaziergang merkten wir, dass es die Strecke den Berg hinunter in Richtung Hafen und über eine Brücke und auf der anderen Seite wieder den Berg hinauf durchaus schon in sich hatte. Im Zentrum angekommen gingen wir sogleich ins World of Greenland, um Bootstouren zu buchen. Als erstes schauten wir uns den dort täglich aktuell ausliegenden Wetterbericht an und buchten sofort für den Abend die erste Mitternachtstour durch die Eisberge der Mündung des Kangia Fjordes in die Diskobucht. Da der Wetterbericht für den folgenden Tag ebenfalls tollen Sonnenschein versprach kam auch noch die Tagestour zum Eqi Gletscher hinzu. Das würde zwar hart werden, denn wir würden erst gegen 01:00 Uhr ins Bett kommen und um 06:30 Uhr schon wieder zum Treffpunkt gefahren werden, aber egal. Gutes Wetter muss man ausnutzen. Wie richtig diese Entscheidung sein würde bekamen wir im Laufe der Woche noch zu spüren. Da für Donnerstag ebenfalls nur leichte Bewölkung prognostiziert war, buchten wir auch gleich die Tour in den alten Walfängerort Rodebay dazu. Dazu später mehr!

Wir liefen die Hauptstraße bergauf, an der einige Shops und Cafés lagen. Im Inuit Café kehrten wir ein, da dieses eine schöne kleine Terrasse, eher einen Balkon, in Richtung Sonne hatte. Dort tranken wir ein einheimisches Bier aus Godthab (Nuuk), der Hauptstadt Grönlands, das fast wie Guiness und somit sehr gut schmeckte. Die weitere Runde durch die Stadt führte vorbei am großen Pissifik Supermarkt und dem Abzweig zum Alten Heli-Port (dort beginnen die Wanderungen zum Kangia Fjord). An dieser Ecke sahen wir auch die ersten angeketteten Sledge Dogs – Schlittenhunde – die im Sommer nicht gebraucht werden und ihr Dasein mit purem Herumliegen fristen müssen. Sie werden mehr oder weniger gut mit Fischresten versorgt, schauten zum Teil aber sehr schlecht und verwahrlost aus. Wir liefen über eine Wiese zwischen den unzähligen Hunden hindurch und sahen auch einige süße Welpen, die wie wild an den Zitzen der stehenden Mutter hingen. Zu den Schlittenhunden später mehr. Weiter liefen wir die große Runde vorbei am Abzweig zur Power Station, dem Hotel Icefjord und der alten Zions Kirche unten am Meer. Der Rundgang endete im Spar Supermarkt unterhalb des World of Greenland. Danach gingen wir ins Hotel und machten uns eine leckere Brotzeit.

Pünktlich um 21:30 Uhr wurden wir von unserem netten Hotelbesitzer Jörgen zum World of Greenland gefahren, wo der Treffpunkt für die schon beschriebene Mitternachtstour war. Von dort wurden wir zum Hafen gebracht und gingen an Bord eines süßen kleinen roten Kutters. Der und sein Schwesterschiff machten sich auf den Weg zu den zum Teil riesigen Eisbergen, die in der Fjordmündung stecken bleiben und für einen regelrechten Eisbergstau im Fjord sorgen. Die Fahrt war einzigartig! Im Licht der untergehenden Sonne, ab dem 24.07. geht sie tatsächlich wieder für kurze Zeit unter, wurden die Eisberge aus unterschiedlichen Winkeln angeschienen und leuchteten entsprechend in verschiedenen Farben. Wir fuhren langsam und sehr nahe an den unterschiedlichsten Eisskulpturen vorbei. Was aus der Ferne wie eine einzelne Wand aus Eis aussah, entpuppte sich als System aus vielfältig verschachtelten Eisbergen, die immer wieder neue faszinierende Perspektiven boten. Als die Sonne dann für einen Zeit hinter einem am Horizont verweilenden Wolkenschleier verschwand, war es auch mit dem schönen Licht vorbei. Alles wirkte jetzt nur noch grau in grau. Doch schon kurze Zeit später, als wir schon den Rückweg eingeschlagen hatten, kam die Sonne wieder unter dem Schleier hervor und tauchte das gesamte Meer und die Eisberge in ein tolles rötliches Licht. Wir waren begeistert! Als wir kurz vor der Hafeneinfahrt wieder an der Stadt vorbei fuhren, wurden auch die vielen kleinen bunten Häuschen toll angestrahlt. Dann ging die Sonne unter und wir waren pünktlich um 00:30 Uhr wieder im Hafen und wurden zu unsere Unterkunft gefahren. Glücklich gingen wir erstmals in unser kuscheliges Bett.


Montag, 28.07.2014

 

Heute Nacht bekamen wir wenig Schlaf, denn wir hatten auf Grund der weiterhin guten Wettervorhersage gleich die Tour zum Eqi Gletscher gebucht. Freundlicher Weise wurden wir um 06:30 Uhr von unserem sehr netten Hotelbesitzer Jörgen zu World of Greenland gefahren. Von dort wurden wir zum Hafen gebracht, wo wir unser heutiges, etwas größeres, Boot bestiegen und pünktlich um 07:00 Uhr ablegten. Die viereinhalbstündige Fahrt zum 80 km nördlich gelegenen Eqi Gletscher war zwar lang, bot aber durch die Diskobucht führend immer wieder tolle Anblicke auf unterschiedlichste Eisberge. Die Lichtverhältnisse waren gut und die Sonne strahlte noch flach vom Himmel. An Bord war es jetzt ziemlich frisch und das angewandte Zwiebelprinzip war sehr zweckvoll. Wir kamen auch mit einem netten Thüringer Paar ins Gespräch, das auch im Avannaa wohnte. So vergingen die Stunden wie im Flug und schon bald bogen wir um eine Landzunge und sahen kurze Zeit später in der Ferne schon den Eqi-Gletscher.

Die weitere Fahrt dahin dauerte aber immer noch 45 Minuten, während derer unsere Speicherkarten schon fast zu glühen begannen. Das im Meer treibende Eis wurde immer mehr und es boten sich immer wieder neue Fotoperspektiven. Links in der Ferne sahen wir schon einen weiteren direkt ins Meer kalbenden Gletscher, der riesige Ausmaße zu haben schien. Vor uns aber, immer größer werdend je näher wir kamen, der Eqi-Gletscher. Als wir uns zusammen mit unserem Schwesterschiff auf etwa 500 m genähert hatten, stellte der Kapitän den Motor aus und wir trieben mitten in den Eisschollen. Vor uns ein überwältigender Anblick auf den riesigen Gletscher. Die Wand soll über 200 m hoch sein, wobei bis zu etwa 80 m aus dem Meer aufragten. Es knackte und knallte unentwegt, wenn das Eis arbeitete. Durch eingesperrten Sauerstoff im Eis herrschen dort Druckverhältnisse wie in einem Fahrradreifen von bis zu 5 Bar. Brechen Eisstücke ab und fallen ins Meer spricht man von Kalben. Das Erlebnis des Abbruchs einer großen Eiswand blieb uns leider verwehrt, das passiert aber auch nicht zu häufig. Viele kleinere Kalbungen konnten wir aber miterleben und auch auf Foto bannen. Unglaublich welche großen Flutwellen dabei entstehen, die kurze Zeit später unser Boot ordentlich zum Schaukeln brachten. Wir möchten uns gar nicht ausdenken was passiert, wenn ein großer Brocken ins Meer kracht. Es gab jetzt auch Mittagessen, doch als wir uns kurz vom Gletscheranblick lösen konnten und in die Kabine gingen, war das Buffet fast schon leergeräumt. Unglaublich, alle anderen hatten sich sofort nach Buffeteröffnung darauf gestürzt wie Verhungernde. Ein paar Häppchen blieben uns noch und schon waren wir wieder an Bord.

Nach etwa 2 Stunden fuhren wir wieder los und legten noch beim Eqi Camp von World of Greenland an. Dort nahmen wir ein paar Gäste auf, die in den sündhaft teuren Chalets mit direktem Blick zum Gletscher übernachtet hatten. Auch wir hatten uns darüber Gedanken gemacht, es dann aber schnell verworfen. Als wir kurz vor dem Anlegen schon  von den riesigen schwarzen Mosquitos geradezu attackiert wurden und wir die zusteigenden Menschen allesamt mit Mosquitonetzen auf dem Kopf sahen, waren wir beruhigt und bestätigt in unserer Entscheidung nicht hier zu buchen. Mit den Netzen auf dem Kopf und ständigen Mosquitoattacken ausgesetzt wäre das Erlebnis wohl nicht mehr so prickelnd gewesen. Die Rückfahrt nach Ilulissat verlief zunächst ereignislos und war teilweise auch langwierig. Es wurde deutlich kälter und draußen an Deck wurde es zunehmend ungemütlicher. So gingen letztlich auch wir in die Kabine und unterhielten uns gut mit den Thüringern. Irgendwann, es war nicht mehr allzu weit bis Ilulissat, drosselte der Kapitän deutlich die Motoren. Das konnte nur eines bedeuten und schon waren wir an Deck. Und tatsächlich, da sahen wir ihn auftauchen und eine Fontäne ausblasen. Ein Buckelwal! Es war die erste Walsichtung unseres Lebens und wir waren ganz aufgeregt. Ulli hatte das Tele auf der 7D und fotografierte was das Zeug hält. Beim Abtauchen sieht man bei Buckelwalen immer die in die Luft gehende Schwanzflosse, was das Erlebnis noch toller machte. Insgesamt viermal sahen wir den beeindruckenden Wal auf- und wieder abtauchen, dann fuhr der Kapitän weiter. Offenbar wollte man uns das Erlebnis nicht allzu lange gönnen, denn der Veranstalter wollte ja auch noch seine eigenen Walsafaris verkaufen. Die Thüringer hatten eine solche bereits gemacht und dabei auch nur einen Wal ausfindig gemacht. Wir hatten das jetzt inklusive gehabt. Kurz danach zog für einen kurzen Abschnitt Nebel auf, der nur knapp über der Meeresoberfläche aufzog. Dies ergab noch einige klasse Fotomotive mit den im Nebel liegenden Eisbergen. Bald war das Wetter aber wieder klar und wir liefen gegen 19:00 Uhr wieder in den Hafen von Ilulissat ein. Müde aber glücklich nach einem erlebnisreichen Tag kamen wir wieder in unserem Hotel an.


Dienstag, 29.07.2014

 

Den seit 2004 zum UNESCO Weltnaturerbe zählende Kangia Fjord wollten wir heute endlich besuchen und erwandern. Von unserem Hotel liefen wir eine schon erhebliche Strecke am Hafen vorbei, durch das Zentrum von Ilulissat und am Ende steil bergauf zum Alten Heliport. Dort beginnen drei farblich markierte Wanderwege, die rote, blaue und gelbe Route. Auf Hinweisschildern werden die Strecken und der Fjord näher beschrieben. Etwa 50 km im Landesinneren kalbt der aktivste und am schnellsten fließende Gletscher (etwa 40 m  pro Tag) der nördlichen Halbkugel, der Ilulissat Gletscher oder einheimisch Sermeq Kujalleq. Die dort entstehenden, zum Teil riesigen Eisberge treiben in etwa 6-12 Monaten in Richtung Mündung der Diskobucht. Die teilweise kilometerlangen Eisbrocken können dies bei einer Tiefe des Fjordes von etwa 1000 m ungehindert tun. An der Mündung allerdings treffen sie auf die Moräne eines vor etwa 6000 Jahren noch hier befindlichen Gletschers, die nur noch ca. 200 m unter dem Meeresspiegel liegt. Hier stauen sich die gigantischen Eisberge, ehe mehr oder weniger kleine Stücke abbrechen und in die Diskobucht treiben. Diesen gewaltigen Eisbergstau wollten wir uns jetzt einmal genauer anschauen und machten uns auf den Weg die rote Route entlang. Die führte uns vom Alten Heliport linker Hand über einen Berg. Auf dem Weg aufwärts boten sich bei einem Blick zurück sogleich die ersten unglaublichen Ausblicke. Vorne lag der alte Friedhof Ilulissats als Blickfang und im Hintergrund lagen die vordersten Eisberge in der Mündung des Fjordes, durch die wir bereits im Rahmen der Mitternachtsbootsfahrt durchgefahren waren.

Über den Berg liefen wir noch ein Stück weiter und erblickten in der Ferne das gigantische weiße Band der sich im Fjord stauenden Eisberge. Dort angekommen endet die rote Route und wir begaben uns auf die blaue. Die liefen wir jetzt nach rechts wieder in Richtung Stadt. Die gesamte blaue Route wollten wir an einem anderen Tag erwandern. Das Wetter war heute leider bewölkt. Trotzdem ergaben sich gerade vor den dunklen Wolken eine ganze Menge interessanter Fotomotive. Zudem hatten wir heute Glück mit den Mosquitos, den der ständig wehende leichte Wind hielt sie uns vom Leibe. Wir genossen die Ausblicke auf das Eis an verschiedenen Stellen ausgiebig. Immer wieder hörte man das laute Knacken und Krachen des Eises, wenn es auseinanderbarst. Es hörte sich an wie bei einer Bergwerksexplosion. Beeindruckende Geräusche. Die kommen vom hohen Druck der durch den im Eis eingeschlossenen Sauerstoff entsteht. Wenn beim Brechen des Eises die Milliarden von Sauerstoffbläschen entweichen, entstehen die krachenden Geräusche. Nach einer Weile gelangten wir ans Ende der blauen Route, wo malerisch zwei Ruhebänke aufgestellt waren. Die nutzten wir sogleich als Fotomotiv. Um uns hinzusetzen kletterten wir die steilen Felsen bis zum Wasser nach unten und genossen die jetzt immer wieder durch die Wolken scheinende Sonne. Die Warnung eines vorbeikommenden Joggers dies sei sehr gefährlich, war durchaus berechtigt. Bei abbrechenden Eismassen können kleine Tsunamis entstehen, die dann reichlich Eisbrocken an die Küste schleudern könnten. Da sollte man dann gerade nicht sitzen. Irgendwie verdrängten wir diese Gefahr für die kurze Zeit unten am Wasser.

Als wir uns wieder trennen mussten, liefen wir die gestrichelte blaue Route zurück in Richtung Alter Heliport. Die bestand aus einem langen Holzsteg, der auf Grund der darunter liegenden Feuchtwiesen angelegt wurde. Der führte noch an einem kleinen steinigen Strand vorbei, an dem ein großes Warnschild auf die Lebensgefahr durch Tsunamis hinwies. Hier war das Wasser auch nicht komplett mit Eis bedeckt, so dass die Gefahr irgendwie logischer wirkte. Zurück am Alten Heliport statteten wir den in der Umgebung zahlreichen angeketteten Schlittenhunden einen Besuch ab. Die konnten einem echt leidtun, mussten sie doch den gesamten Sommer hier vor sich hin vegetieren. Mehr schlecht als recht versorgt mit alten Fischresten und wenig Wasser. Wie uns erzählt wurde waren die Zustände vor einiger Zeit sogar so schlimm, dass viele Hunde auch verstarben. Das war für die Besitzer kein großes Problem, den Nachwuchs gab es zuhauf, was die vielen kleinen süßen Welpen bewiesen, die überall herumliefen und sich interessiert auf der Suche nach Spielkameraden auch uns näherten. Sie waren wenigstens nicht angekettet. Auf Grund massiver Proteste von Tierschützern habe sich die Situation in den letzten Jahren aber deutlich verbessert, da auch zahlreiche Kontrollen durchgeführt werden. Dabei begutachten Tierärzte die einzelnen Rudel  und es werden drastische Geldstrafen bei Verstößen verhängt. Trotzdem konnten wir deutlich die Unterschiede im Zustand der einzelnen Rudel mit bloßem Auge feststellen. Manche machten tatsächlich einen gesunden und fidelen Eindruck, andere hingegen wirkten völlig entkräftet und verwahrlost. Am liebsten hätten wir den Supermarkt hinsichtlich Hundefutter leergekauft, doch das wäre nur ein Tropfen auf dem heißen Stein gewesen. Es ist für uns Europäer einfach auch schwer nachzuvollziehen, dass die Schlittenhunde für die Inuit reine Gebrauchsgegenstände sind. Sobald sie nicht mehr funktionieren werden sie erschossen. Das ist durchschnittlich nach nur 5 Jahren der Fall, denn meist sind die Hunde bis dahin durch die hohen körperlichen Anstrengungen und die viele eiskalte Luft die sie einatmen am Ende ihrer Leistungsfähigkeit. Die Lungen sind kaputt, die Nieren versagen und wie gesagt, Nachwuchs ist genug vorhanden. Wir liefen den langen Weg zurück und entschieden uns dem benachbarten Arctic Hotel einen Besuch abzustatten. Auf der dortigen sehr schön angelegten Terrasse mit Blick auf die Diskobucht tranken wir ein leckeres Bier und besuchten anschließend noch die gutgenährten Schlittenhunde des Besitzer, die vor dem Hotel auf den Felsen lagen.


Mittwoch, 30.07.2014

 

Der erste Blick nach dem Aufwachen ging nach draußen über die Bucht. Das Wetter war heute wieder überragend schön und schon bald machten wir uns wieder auf den Weg zum Alten Heliport. Heute überquerten wir den ersten Berg zum Fjord erneut auf der roten Route, um dann aber nach links dem Kangia Fjord entlang der blauen Route landeinwärts zu folgen. Bei tollem Sonnenschein schlenderten wir langsam vor uns hin und sogen die Eindrücke nur so in uns auf. Ein Zwischenstopp für eine kleine Fotosession mit dem Stativ musste natürlich auch sein. Dabei machten sich erstmals die Mücken äußerst negativ bemerkbar. Es waren zwar vorwiegend nicht die gewohnten großen schwarzen Mosquitos, sondern ganze Schwärme von kleinen nervigen Minifliegen. Die stachen zwar nicht, flogen aber ständig in großer Zahl um den Kopf und in Ohren und Nase. Mit der Zeit echt Nerv tötend. So sahen wir uns erstmals gezwungen unsere mitgebrachten Netze über den Kopf zu ziehen. Über die Baseballcap gezogen stand es weit genug vom Gesicht weg um nicht zu stören und die Fliegen waren ausgeschlossen. Einzig das Sichtfeld war durch das engmaschige Netz natürlich eingeschränkt. Nach einiger Zeit am Fjord entlang machten wir bei einer kleinen Bucht eine längere Rast. In der Bucht trieben eine ganz Menge unterschiedlicher kleiner Eisberge herum, die sich wundervoll im Wasser spiegelten. Jeder einzelne von ihnen musste auf die Speicherkarten gebannt werden. Ein toller Ort, an dem wir noch eine lange Zeit einfach nur sitzen blieben und den Augenblick genossen. Die Geräusche aus den Eisbergen im Stau im Hintergrund waren die einzigen die wir zu hören bekamen.

Irgendwann rissen wir uns wieder los und machten uns auf den weiteren Weg die blaue Route entlang. Die führte ab der kleinen Bucht ins Landesinnere und vom Fjord weg. Der Blick zurück bot noch einmal überwältigende Anblicke auf den Eisfjord und die kleine Bucht, ehe sich vor uns ein Bergsee auftat. Malerisch eingebettet in die umliegenden Hügel lag er da und der Wind frischte merklich auf. Einerseits wurde es dadurch deutlich kühler, aber auch die Mücken waren plötzlich verschwunden und wir konnten die Netze endlich wieder abnehmen. Links am See vorbei begann kurz danach ein recht mühsamer Aufstieg durch einen engen Canyon. Unterwegs boten eine größere Zahl an Wildblumen Abwechslung und immer wieder ein gutes Argument für eine einzulegende kurze Verschnaufpause. Am Pass angekommen sahen wir auf der anderen Seite den weiteren Canyon und im Hintergrund Ilulissat, den Hafen und die Diskobucht. Nach dem Abstieg kamen wir wieder an großen Flächen mit Hundeschlitten vorbei. Der Weg endete bei einem kleinen Steinbruch und mehreren Industriegebäuden. Zwangsläufig mussten wir jetzt wieder eine ganze Weile durch die Nebenstraßen Ilulissats laufen, ehe wir am großen Supermarkt Pissifik herauskamen. Dort kauften wir regelmäßig ein, so auch jetzt, ehe wir wieder zum Hotel zurückliefen. Eine schöne und anstrengende Strecke diese blaue Route.


Donnerstag, 31.07.2014

 

Von einem befreundeten reiselustigen Paar, das uns auch zu unserer Grönlandreise inspirierte, bekamen wir den Tipp unbedingt die kleine Siedlung Rodebay zu besuchen, oder in der einheimischen Sprache Oqaatsut. Dort leben seit 17 Jahren Uta und Ingo, ein Ehepaar aus Thüringen. Sie haben das Restaurant H8 geführt und boten dort leckere heimische Spezialitäten aus Walfleisch an. Das wollten wir uns nicht entgehen lassen und buchten die Tour bereits am Sonntag, da der Wetterbericht für den heutigen Donnerstag schön gemeldet hatte und die Tour auch nicht täglich angeboten wurde. Gleichzeitig ließen wir uns für das Mittagessen einen Tisch im H8 reservieren. Das andere Ehepaar aus Thüringen, das wir auf der Tour zum Eqi Gletscher kennengelernt hatten, fand zum Glück heraus, dass Uta und Ingo das H8 gar nicht mehr führten, sondern nur noch in ihrem Privathaus Essen anboten. So konnten wir noch rechtzeitig das H8 absagen und uns über unseren überaus netten Hausherrn Jörgen und seine Frau Eid, sie waren mit Uta und Ingo gut befreundet, anmelden. Zum Glück waren die beiden zu Hause und wir konnten kommen. Wir freuten uns schon sehr darauf einmal Wal zu kosten. Leider hatten wir uns zu sehr auf den Wetterbericht verlassen, der leider in Grönland ebenso unzuverlässig war wie bei uns. Als wir an diesem Morgen aufwachten und pünktlich um 08:45 Uhr beim World of Greenland Büro eintrafen, war das Wetter komplett bedeckt und grau in grau. Wie auch immer wir wollten uns die Laune nicht verderben lassen, hatten wir doch auch geplant den langen Rückweg von 23 km von Rodebay nach Ilulissat zu wandern.

Die Bootstour nach Rodebay dauerte 1h 15m und schon von der Meerseite aus konnten wir die kleinen bunten Häuschen sehen, die sich malerisch vor den vielen Eisbergen präsentierten. Kurz danach fuhren wir in einen kleinen Fjord, der sich dann in eine geschützte Bucht öffnete. Dort lag der kleine Hafen von Rodebay. Kurz davor sahen wir am hier sehr flachen steinigen Ufer die Seilwinden, die für das an Land ziehen der getöteten Wale verwendet wurden. Oqaatsut hat eine lange Walfangtradition und erhielt seinen neuen Namen aus dem holländischen: Rodebay – rote Bucht. Die Wale werden hier bis heute zur Nahrungsbeschaffung gefangen und komplett verwertet. Das passiert ein bis max. zweimal im Jahr. Dann ist das gesamte Dorf auf den Beinen und arbeitet etwa 48 Stunden durch, bis der Wal zerlegt ist. Jeder bekommt seinen Anteil, der Rest wird verkauft. In Rodebay leben aktuell 48 Menschen und 89 Schlittenhunde, die wie in Ilulissat überall angekettet herumlagen. Es gibt einen kleinen Supermarkt, ein Hotel, eine Schule, eine Krankenstation und deren vom Staat subventionierte Arbeitskräfte. Kaum fuhren wir in den Hafen ein und gingen von Bord, begann es leicht zu regnen. Als dieser stärker wurde entschieden wir uns dafür erst einmal das uns gut beschriebene Haus von Uta und Ingo aufzusuchen. Dort wurden wir sogleich herzlich empfangen und wir plauderten gleich einmal eine Dreiviertelstunde drauf los. Als der Regen nachließ, es war der erste Regen seit vielen Monaten überhaupt, gingen wir eine größere Runde durch den Ort. Ein kleiner Fußballplatz mit Miniaturtoren, Kinderspielzeug, allerlei herumliegende Gerätschaften und einige Gerüste mit daran aufgehängtem Trockenfisch prägten neben den bunten Häuschen das Bild. Wir gingen auch bis ans Wasser, wo riesige Eisberge direkt am Strand lagen. Dann war es Zeit für das Mittagessen und wir kehrten zum aus unserer Sicht schnuckeligsten Haus des Ortes zu Uta und Ingo zurück. Dort stand bereits eine Vorspeise auf dem Tisch und wir konnten es kaum erwarten. Es gab zunächst kleine gebratene Stücke vom Finnwal, einen Walschinken und eine besondere Spezialität – Walhaut. Die schwarze Walhaut mit dem darunter liegenden Fett war in kleine Stücke geschnitten. Das „Fett“ bestand jedoch aus reinem Muskelgewebe und war dadurch ein wenig zäh zu kauen. Doch es schmeckte wunderbar. Der Walschinken war eine Delikatesse und wir waren schon jetzt begeistert. Nebenbei bekamen wir viele Informationen über den Walfang in Grönland, über geschützte Wale die nie gejagt wurden und zu Fangquoten, die exakt eingehalten werden. Die Walpopulation bei den Finn-, Zwerg- und Buckelwalen wächst und deren Fang innerhalb der Quoten ist kein Problem. Das ließ uns genüsslich den Hauptgang genießen. Uta´s Spezialität war Walroulade nach Thüringer Art. Mit Rotkraut, Thüringer Speck und Kartoffeln. Es schmeckte köstlich, eine wenig wie Rind und keineswegs fischig. Zart und saftig war das Fleisch und wir konnten die berühmte Roulade nur loben. Wir waren jetzt auch froh nicht im H8 gegessen zu haben, wo wir uns kaum so lange und in Ruhe mit den beiden herzlichen Gastgebern hätten unterhalten können. So erfuhren wir noch einige kuriose Geschichten über erlauchte Gäste, anlegende Kreuzfahrtschiffe und kleine Anekdoten. So z.B. den Besuch eines Scheichs mit Gefolge und den geplanten aber nicht zustande gekommenen Besuch von Angela Merkel im Rahmen des Umweltgipfels 2007, der in Ilulissat stattgefunden hatte. Dabei wollte sich Frau Merkel innerhalb von 24 Stunden vom Klimawandel und der Gletscherschmelze ein Bild machen! Uta und Ingo erzählten auch launig wie es damals vor 17 Jahren überhaupt dazu kam das Restaurant mit dazugehörigen Schlafgelegenheiten in den umliegenden Hütten zu eröffnen und mit welchen Schwierigkeiten sie anfangs zu kämpfen hatten. Bis zuletzt hatten sie z.B. kein fließendes Wasser. Das musste von den Eisbergen mühsam Tag für Tag herbeigeschafft und aufgetaut werden. Viele Gäste wussten dabei keineswegs zu schätzen, dass sie jahrtausendealtes Gletscherwasser zu trinken bekamen. Auch wir bekamen welches und es schmeckte herrlich frisch und klar. Die Zeit verging wie im Fluge und wir hätten uns noch stundenlang mit den beiden sympathischen Ehrenbürgern von Rodebay weiter unterhalten können. Doch es war jetzt schon nach 15 Uhr geworden und wir hatten die ungemein lange Strecke zurück noch vor uns. Nachdem wir noch ein Foto mit den beiden vor dem Haus geschossen hatten verabschiedeten wir uns und machten uns auf den langen Weg.

Zunächst nochmals durch den Ort, am Friedhof vorbei führte die orangene Route in die Hügel oberhalb des Meeres. Es war immer noch komplett bewölkt und kurze Zeit später begann es zu schütten. Innerhalb kürzester Zeit waren wir durchnässt, liefen aber immer weiter. Die Steine wurden auf Grund der darauf wachsenden schwarzen Flechten sehr glitschig, so dass wir bei jedem Schritt aufpassen mussten nicht auszurutschen. Um es kurz zu machen. Die Strecke wurde zu einer kleinen Tortur und nach etlichen Stunden und vielen zurückgelegten Kilometern sehnten wir uns den Anblick des Rollfeldes des Flughafens herbei. Schnell war klar, dass wir uns die letzten 4-5 km ab dem Flughafen sparen und ein Taxi nehmen wollten. Als wir um 21:30 Uhr endlich am Flughafen ankamen, war dieser wie ausgestorben. Als wir gerade begannen uns mit weiteren endlos erscheinenden Kilometern entlang der Straße abzufinden kam ein Auto angefahren, fuhr an uns vorbei eine Runde über den Parkplatz des Flughafens und machte sich auf den Weg zurück. Wir hielten vor lauter Verzweiflung einfach mal den Daumen heraus und siehe da, der Wagen hielt tatsächlich an. Ein sehr netter Mann mit seiner Mutter und wahrscheinlich der Tochter als Beifahrer nahm uns mit und wir bedankten uns immer wieder und über die Maßen. Er fuhr uns bis direkt vor unser Hotel, wo wir schnell unter eine heiße Dusche sprangen. Erst jetzt merkten wir wie ausgekühlt wir waren. Wir waren fix und fertig und nur noch froh das überstanden zu haben. Wir hatten wirklich Pech, denn die Strecke von Rodebay nach Ilulissat ist ganz bestimmt sehenswert und empfehlenswert – bei gutem Wetter. Dann könnte man genügend Pausen machen, sich vom Anblick der Landschaft überwältigen lassen, vespern, genießen und die Seele baumeln lassen. Da es zu dieser Zeit nicht dunkel wird hätte man keinen Zeitdruck und es wäre völlig egal, ob die Strecke 6, 7 oder 10 Stunden dauern würde. Wir hatten diesmal einfach Pech.


Freitag, 01.08.2014

 

Der Blick vom Balkon am heutigen Morgen verhieß nichts Gutes. Dichter Nebel hing in der Diskobucht und über Ilulissat, so dass wir nichts sahen. Eigentlich war uns das nach den gestrigen Strapazen gerade Recht, denn so konnten wir noch ein wenig lesen, Fotos überspielen und sichern und uns weiter erholen. Geplant war für heute die gelbe Route am Kangia Fjord entlang. Als am späteren Vormittag der Nebel aufriss und auch die Sonne zum Vorschein kam, machten wir uns kurz darauf auf den gewohnten, uns immer länger vorkommenden, Weg zum Alten Heliport. Von dort stiegen wir gleich rechts nach den Hinweisschildern in Richtung des alten Friedhofs den Weg hinauf. Der führte direkt am Friedhof vorbei und weiter in die Hügel. Gleich dahinter kamen wir an den Fjord, links unten sahen wir den Holzsteg der gestrichelten blauen Route. Es erwartete uns schon bald ein überwältigender Ausblick. Der Nebel begann wieder vom Meer her den Fjord hinauf zu ziehen und schon bald waren die niedrigen Eisflächen komplett in der „Suppe“ verschwunden. Die gigantischen Eisbergriesen aber blieben oberhalb der Suppe sichtbar und boten uns faszinierende Fotomotive. Wie in einer unwirklichen, mystischen Welt ragten die Spitzen durch den Nebel empor, der jetzt immer mehr wurde und schon bald alles um uns herum wieder eingehüllt hatte. Der kurze Gedanke direkt wieder zum Heliport zurückzugehen wäre der richtige gewesen, doch wir entschieden uns die gelbe Route weiterzugehen, die schnell bergab und vorne an der Mündung des Kangia Fjordes vorbei führte. Es dauerte nicht lange und wir waren komplett vom Nebel eingehüllt und sahen entsprechend nichts mehr. So blieb es bis wir nach längerer Wanderung am Kraftwerk in Ilulissat herauskamen und die letzten Holztreppen nach unten nahmen. Von dort war es aber immer noch ein immenser Weg alleine bis zum Zentrum beim World of Greenland und weiter zum Hotel. Wir schleppten uns, die Müdigkeit des Vortages noch in den Knochen, durch die Straßen und waren inzwischen schon richtig platt. Als wir nach Passieren des Hotel Icefjord nach links abbogen erschien uns das Auto des Hotel Avannaa mit dem immer netter werdenden Fahrer Jörgen wie eine Fata Morgana. Er erkannte uns, drehte um und nahm uns mit nach Hause. Was für ein Glück wir hatten! Der Nebel blieb auch den restlichen Tag hängen, so dass wir in uns in aller Ruhe im Zimmer pflegen konnten.


Samstag, 02.08.2014

 

Als wir später ins Bett gingen war es immer noch neblig und wir hofften sehr auf Wetterbesserung für den folgenden Tag. Mitten in der Nacht, es war gegen 03:00 Uhr, wachten wir von Schritten und Getrappel vor unserer Balkontür auf. Ein Blick durch die Jalousien verriet uns, dass der nette Chinese aus dem Erdgeschoss mit seinem Stativ und der Fotokamera zugange war. Der Grund: Der Nebel war verschwunden und die aufgehende Sonne tauchte die Diskobucht in ein tolles rosa-orangenfarbenes Licht. So gingen auch wir kurz auf den Balkon, um das tolle Bild einzufangen. Am Morgen strahlte die Sonne immer noch vom blauen Himmel, so dass wir uns schon bald auf den Weg machten. Wir fragten den lieben Jörgen diesmal, ob er uns in die Stadt fahren könnte, was er auch gerne tat. Wir ließen uns also zum Kraftwerk chauffieren, wo wir die gelbe Route diesmal in umgekehrter Richtung gehen wollten. Die Anblicke schon kurz nach Erklimmen der Holzstiegen waren atemberaubend. Die riesigen Eisgiganten lagen ruhig in der Mündung des Kangia Fjordes. Der Blick zurück in Richtung Stadt war grandios. Unser Weg war von längeren Zwischenstopps geprägt. Wir nutzten fotogenes Wollgras auf einer Feuchtwiese als Vordergrund und sahen einem Paar zu, wie es ihr Zelt verschloss, in dem es offensichtlich wild gecampt hatte. Als wir die Felszunge an der Mündung umrundeten genossen wir unzählige weitere grandiose Anblicke und hörten viele der kleinen Eisexplosionen. Als wir nach längerer Zeit zum Alten Heliport zurückkehrten, spielten wir noch eine ganze Weile mit den jungen Schlittenhunden, die einfach nur putzig sind. Einen dunkleren puffigen hätten wir am liebsten mit nach Hause genommen. Auf dem Weg zurück zum Hotel buchten wir bei World of Greenland unsere zweite Mitternachtsbootstour, da das Wetter zu halten schien.

Pünktlich um 21:45 Uhr waren wir wieder vor dem Büro und waren geschockt über die vielen Leute die ebenfalls warteten. Klar, die letzten beiden Abende mussten die Fahrten jeweils wegen des schlechten Wetters und Nebels ausfallen. Als wir zu den Booten in den Hafen gefahren wurden entschieden wir uns für das heute eingesetzte größere Schiff, damit wir das kleine rote wieder als Fotomotiv ablichten könnten. Schon als es losging merkten wir, dass die Lichtverhältnisse heute im Gegensatz zum vergangenen Sonntag ganz andere waren. Schon beim Auslaufen und an der Stadt vorbei war diese von der untergehenden Sonne hellrot angeleuchtet. Toll! Und auch die Eisberge lagen von Beginn an in einem bezaubernden Licht. So klickte der Verschluss unserer Kameras unentwegt, denn auch die Eisberge hatten sich deutlich verändert innerhalb einer Woche. So war auch die Diskobucht inzwischen voll mit den kleineren Bruchstücken. Als wir ankamen, waren noch sehr wenige in der Bucht getrieben. Leider hielt das schöne Licht diesmal nur 45 Minuten, dann ging schon die Sonne unter. Krass! Eine Woche vorher war der Untergang noch um 0:15 Uhr, heute schon um 22:45 Uhr. So schnell geht das hier oben, 300 km nördlich des Polarkreises. Wir hätten uns allerdings gewünscht, dass World of Greenland dementsprechend die Abfahrt ebenfalls nach vorne verlegt hätte. Von 21:00 – 23:30 Uhr wären die Lichtverhältnisse insgesamt deutlich schöner gewesen. Die restliche Fahrt war dann zwar trotzdem noch schön, doch fotografieren machten dann kaum noch Sinn. Die Sonne war einfach weg, auch wenn es nicht ganz dunkel wurde. Wie auch immer, wir fanden auch diese zweite Fahrt noch lohnenswert und gingen glücklich ins Bett.


Sonntag, 03.08.2014

 

Zum heutigen Tag gibt es nicht viel zu berichten. Wir liefen bei erneutem Nebel nochmals in das Zentrum von Ilulissat und tranken noch eines der klasse schmeckenden einheimischen Biere im Inuit Café, wo wir uns auch nochmals mit der freundlichen Inhaberin aus Sri Lanka unterhielten.


Montag, 04.08.2014

 

Heute war Abreisetag. Wir konnten bis um 11:00 Uhr in unserem Zimmer bleiben und wurden dann von Jörgen´s und Eid´s Sohn zum Flughafen gefahren. Dort hatten wir noch massig Zeit, ehe wir pünktlich in Richtung Kangerlussuaq abhoben. Wir hatten uns wieder auf die richtige Seite des Flugzeugs gesetzt, denn wir konnten nach der 180 Grad Kurve nach dem Start noch einmal von oben auf den großartigen Kangia Fjord hinabblicken. Ein abermals überwältigender Anblick. Der kurze Flug nach Kangerlussuaq war schnell vorüber. Der Landeanflug war wieder sehr schön und schon bald standen wir wieder in der Polar Lodge in unserem Zimmer. Wie waren positiv überrascht, denn diesmal hatte man uns ein weitaus größeres zugeteilt als noch bei der Anreise. So konnten wir zumindest unsere Koffer schön ausbreiten, denn die mussten für den Flug nach Kopenhagen noch richtig befüllt werden, um dort das Umladen für den Stadtaufenthalt in Kopenhagen möglichst einfach zu gestalten. Heute wollten wir aber noch eine kleine letzte Wanderung unternehmen und verließen Kangerlussuaq wieder in Richtung der Schotterstraße Richtung Eiscap. Nach einiger Zeit zweigte ein kleiner Weg nach links ab und führte zum Teil extrem steil den Berg hinauf. Wir waren schon bald außer Atem und mussten immer öfter eine Pause einlegen. Irgendwie hatten wir uns eingebildet oben über den Grat schauen zu können, um ein fantastische Landschaft zu sehen. Nur der Grat kam irgendwie nicht näher. Wir liefen und liefen immer weiter bergauf, bis wir letztlich nicht mehr konnten. Trotzdem hatten wir von hier oben einen unglaublichen Ausblick auf das Eiscap und die Gletscher in der Ferne und unter uns auf Kangerlussuaq und das Rollfeld, sowie dem Fjord in der Gegenrichtung. Hier oben blieben wir auf Felsen eine ganze Weile sitzen, genossen den Moment und waren glücklich über eine entspannte, wunderschöne, ereignisreiche, wunderbare, romantische und liebevolle Reise. Nach einiger Zeit machten wir uns auf den Rückweg und trafen am Ortseingang ein paar Kinder, die auf einem Mini-Fußballfeld kickten. „Lionel Messi“ und „Eden Hazard“ fanden es klasse, dass wir ihre Idole kannten und auch toll fanden. Zurück bei der Polar Lodge machten wir erst einmal eine zünftige Brotzeit im Freien. Die Sonne schien und es waren angenehme Temperaturen.


Dienstag, 05.08.2014

 

Das Frühstück in der Polar Lodge war heute noch spartanischer als bei der Anreise schon. Es gab heute noch nicht einmal die eine Sorte Käse, dafür aber echte Nutella. Gut, dann gab es heute eben ausschließlich Süßes zum Frühstück. Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Flughafen, der ja bekanntlich nur 3 Minuten zu Fuß entfernt ist. Dort hatten wir noch viele Stunden Zeit und vertrieben uns diese einigermaßen. Als dann auch noch die Durchsagen kamen, dass Anschlussflüge aus Nuuk wegen Nebel verspätet kommen würden und der Abflug um weitere Stunden nach hinten verschoben wurde, konnten wir es kaum fassen. Aber klar, die Leute wollten den Flug natürlich auch noch erwischen. Wir sind dann schon früh durch die Sicherheitskontrolle und fanden dort recht bequeme Sessel vor, die das Warten erleichterten. Der Flug selbst war dann wieder weitestgehend ereignislos und viereinhalb Stunden später landeten wir schon wieder in Kopenhagen. Dort fuhren wir mit dem Taxi erst einmal zu unserem Parkplatz, wechselten am Auto schnell die Koffer gegen die Taschen und ließen uns dann zu unserm Appartement in der Innenstadt Kopenhagens fahren. Dort kamen wir spät an und gingen schon bald danach in Bett.