Reisebericht Karijini bis Broome


Mittwoch, 23.05.2012

 

Am Morgen konnten wir auf dem Campingplatz von Tom Price einigen tollen Papageien bei der Morgentoilette zuschauen. Wirklich sehenswerte Vögel. Danach machten wir uns auf den Weg in einen der bekanntesten Nationalparks Westaustraliens, den Karijini. Nach einem kurzen Besuch beim Fuß des Mount Bruce machten wir uns auf den Weg zum Karijini Eco Retreat, unserer vorgebuchten Übernachtungsstelle mitten im australischen Busch. Nach dem Einchecken hatten wir noch den gesamten Nachmittag zur Verfügung, den wir durch den gestrigen Fahrtag gewonnen hatten. Nachdem wir eine der vielen Schluchten des Parks zum Pflichtprogramm erhoben hatten, machten wir uns auf in die Hancock Gorge. Über  einen steilen Pfad und zwei Leitern am Ende erreichten wir den Grund der Schlucht, in der sich ein Wasserlauf entlangschlängelte. Diesem folgten wir flussabwärts. Die Wände schoben sich mit der Zeit immer enger zusammen und wir erreichten nach einiger Zeit und vielem Staunen über diese Naturschönheit, mitten in der Wildnis Westaustraliens, das Amphitheater. Eine riesige halbrund geformte Felswand lud uns ein, um einige schöne Fotos und Filme zu machen. Ein kleiner Wasserfall vor der Wand machte das Gesamtbild einzigartig. Auf dem Rückweg machten wir hier, wo auch die Sonne noch hin schien, unsere Vesperpause mit Salami und Brot sowie einem kleinen Bierchen. Ab jetzt wurde es abenteuerlich und noch schöner. Die Felswände verengten sich auf nur noch etwa 2 mtr. und der Spiderwalk machte seinem Namen alle Ehre. Wollte man keine nassen Füße bekommen, hätte man sich mit gegrätschten Beinen und den Armen an den Wänden entlang hangeln müssen. Nasse Füße machten uns nichts aus, so dass wir locker durch das Wasser wateten und über Felsen kletterten. Am Ende dieses sehr schmalen Durchgangs folgte unser Ziel, der Kermits Pool, dessen umgebende Wände leider schon von etwa sieben „Damen“ belegt waren. Trotzdem ein traumhafter Ort mehr auf dieser Erde, den wir zusammen besuchen durften. Unglaublich schön! Als wir gerade auf dem Rückweg waren, kam uns  ein Ranger in voller Bergsteigermontur entgegen. Wie sich herausstellte waren zwei unverbesserliche Jungs, trotz überall angebrachter Warnungen, über den Kermits Pool hinaus weiter geklettert und hingen jetzt fest. Sie mussten aus ihrer misslichen Lage gerettet werden und wir möchten nicht wissen, wie viel sie das am Ende gekostet hatte. Wir machten uns nach dem Vesper im Amphitheater auf den Rückweg. Da bis Sonnenuntergang noch etwas Zeit war, beschlossen wir gleich noch die beiden bekannten Lookouts Junction Pool und Oxer zu besuchen. Tolle Ansichten boten sich uns vor allem vom Oxer Lookout, von dem man den Treffpunkt von gleich vier der Gorges von oben anschauen konnte. Von dort fuhren wir ein Stück bis zum Knox Gorge Lookout. Danach war aber endgültig Schluss und wir genossen noch den schönen Sonnenuntergang auf unserem Campingplatz in den bequemen Stühlen. Das anschließende Grillen unserer erneut fabelhaften Steaks passte einfach zu einem überaus gelungenen Tag. Die Kälte der Wüstennacht im australischen Winter zwang uns allerdings früh in den Camper.


Donnerstag, 24.05.2012

 

Heute hatten wir einen gesamten Tag im Karijini zur Verfügung und nach eingehender Recherche unserer Unterlagen beschlossen wir zunächst der Weano Gorge einen Besuch abzustatten. Wir gingen erst am Rim entlang bis wir am Ende bequem den leicht absteigenden Hang in die Gorge gehen konnten. Die Schlangen hier im Park waren immer im Hinterkopf, vor allem als wir auf dem sehr schmalen und beidseitig mit Spinifex-Gras bewachsenen Pfad entlanggingen. Es handelte sich wohl vor allem um Mulga-Schlangen, eine Art die normaler Weise das Weite sucht, wenn sie die Erschütterung von Schritten auf dem Boden spürt. Wir hofften sehr, dass die Schlangen das auch wussten. Wir würden heute jedenfalls keiner begegnen. Am Grunde der Weano Gorge folgten wir dem noch sehr breiten Wasserlauf und wir holten uns schon sehr bald nasse Füße beim Queren oder Ausrutschen auf den Steinen. Der Boden war dicht mit Sträuchern, Farnen, Gräsern und auch Bäumen bewachsen. Sehr schön hier lang zu laufen, auch wenn in diesem unübersichtlichen Teil der Schlucht immer noch der Respekt vor den Schlangen blieb. Als wir auf einen schönen kleinen Wasserfall trafen, setzten wir uns erst einmal in die Sonne und sahen einem Wellensittichpaar beim turteln zu. Hier traf der Gorge Trail auf den von oben steil die Wand herab kommenden Pfad. Dort würden wir auf dem Rückweg vom Handrail Pool wieder hoch müssen. Gleich nach dem Abzweig trafen wir ein Paar, das sich gerade in der Sonne trocknen ließ. Sie berichteten, dass man im weiteren Verlauf mehrmals nass werde. Kurz darauf folgte tatsächlich gleich eine heikle Stelle. Wir überlegten kurz sogar abzubrechen. Zum Glück hatten wir das nicht getan! Wir hätten uns in den altbekannten Hintern gebissen. Hintereinander durchquerten wir den Pool und wurden zunächst „nur“ bis zur Hüfte nass. An den Felsen entlang ging es weiter. Der weitere Weg wurde dann immer spektakulärer. Zwar mussten wir nur noch wenig ins Wasser, doch am Ende wartete wieder eine enge Schlucht, an dessen Ende der Handrail Pool lag. Der wurde deshalb so benannt, weil man am Ende des schmalen Durchgangs eine Haltestange an den Felsen seitlich angebracht hatte. Von dort sollte man sich den steilen Abstieg in den Felsendom des Pools runterhangeln. Nach mehreren vorsichtigen Versuchen von uns beiden, entschlossen wir vernünftig zu sein und es in Anbetracht unseres Gepäcks bleiben zu lassen. Es war einfach zu glitschig und gefährlich. Bei einem Sturz wäre man nicht direkt im Pool gelandet, sondern auf einige Felsen, die darunter lagen. Auch die Warnschilder am Trailhead wiesen darauf hin, dass hier schon schlimme Unfälle passiert waren. Also begnügten wir uns mit dem Blick "um die Ecke". Auch ohne das letzte Stück ein unglaubliches Erlebnis diesen Platz gesehen zu haben!

Am Parkplatz zurück, planten wir den restlichen Tag. Die Joffre Falls sollten sehr schön sein und man konnte auf einem steilen Kletterpfad auch an den Fuß der Fälle runterklettern. Wir entschlossen uns zunächst einmal den Lookout anzuschauen. Der war ganz schön und sicher wäre auch der Blick von unten die Kletterei wert gewesen. Da wir aber inzwischen an den unübertrefflichen Gorges Gefallen gefunden hatten, entschlossen wir uns noch in die Knox Gorge abzusteigen. Diese hatten wir uns schon vom Lookout gestern angeschaut und sie hatte uns gut gefallen. Vom Trailhead ging es zunächst gemächlich dahin, doch dann wurde es steil. Über viele lose Felsen und hohe Stufen hangelten wir uns weit nach unten. Dort angekommen empfing uns ein Pool mit vielen Bäumen umsäumt, wo auch  die Gorge noch sehr breit war. Wir folgten wie gehabt dem Wasserlauf abwärts und konnten schon unterwegs einige spektakuläre Bilder einfangen. Immer wieder mussten wir die Seite wechseln oder über große Steine hinweg oder an den Canyonwänden entlang klettern. Am Ende folgte wieder das Highlight. Nach einem kleinen Wasserfall verengte sich die Gorge schlagartig in einen steil abfallenden engen Canyon. Am Ende dessen konnte man die Red Gorge und dessen Wasserlauf erkennen. Hier war definitiv Schluss mit weitergehen, was auf Warnschildern auch sehr deutlich gemacht wurde. Wieder erfuhren unsere Erfahrungen im Karijini eine Steigerung. Einfach nur „Wow“! Nach einem Bierchen auf den Klippen in einer einsamen und sehr natürlichen Umgebung machten wir uns auf den Rückweg, um dieses Mal im Camper ein leckeres Abendessen zu machen und den nächsten Tag zu planen. Heute war ein unvergesslicher Tag mit wahnsinnig schönen Eindrücken. Der Karijini gefiel uns sehr und morgen waren wir noch einen weiteren Tag in einem anderen Bereich hier.


Freitag, 25.05.2012

 

Wir ließen uns am heute windstilleren und dadurch gemütlicheren Morgen viel Zeit und fuhren anschließend in den östlichen Teil des Karijini Nationalparks. Dort befand sich die Dales Gorge, die wir heute ausgiebig erkunden wollten. Diese hatte mit dem Circular Pool, den Fortescue Falls und dem Fern Pool drei Hauptattraktionen zu bieten. Wir parkten am Parkplatz der Fortescue Falls, die wir vom Trailhead aus von oben schon sehen konnten. Besuchen würden wir sie aber erst später. Zunächst gingen wir auf dem Rim Trail am oberen Rand der Dales Gorge entlang und stiegen erst etwa einen Kilometer später in die Schlucht ab. Dort gefiel uns die Gorge gleich sehr gut. Es gab viele schöne Felsen und Wasserläufe sowie viel Vegetation. Wir wendeten uns jetzt in Richtung Circular Pool, der das eine Ende der gesamten Gorge bildete. Über mehrere Felsterrassen und kleine Wasserfälle erreichten wir den Circular Pool, ein wahrlich schönes Fleckchen Erde. Das Ende der Dales Gorge wurde durch eine riesige halbrunde Felswand in Form eines Amphitheaters  gebildet. Davor rieselte ein kleiner Wasserfall in den Pool unterhalb der Wand. Tolle Farbkontraste ergaben sich durch die nicht nur rot, sondern auch gelb schimmernden Felsen und dem blau-grünen Wasser. Wir konnten erstmals unseren neuen Graufilter ausprobieren. Auf demselben Weg gingen wir wieder zurück und dann weiter die Gorge in der anderen Richtung hinauf. Unglaublich abwechslungsreich verliefen die nächsten 1,5 km in Richtung der Fortescue Falls. Dicht bewaldete und bewachsene Stücke wechselten sich mit tollen kleinen Pools und Wasserläufen ab. Viele schöne Felsformationen und einige schöne Vögel und Schmetterlinge rundeten das paradiesische Bild ab. An einem kleinen Wasserfall machten wir eine ausgiebige Fotosession und hatten Spaß dabei. Bald danach erreichten wir dann die Fortescue Falls, den einzigen permanenten Wasserfall im Karijini Nationalpark. Er rauschte mit zurzeit recht wenig Wasser über mehrere Felsstufen etwa 50 Meter herab. Wir erreichten den Fall an dessen Fuß und blieben dort eine Weile in der Sonne sitzen. Dann kletterten wir die Felsstufen hinauf und begutachteten den sehr schön gelegenen Wasserfall von oben. Der Weg führte uns noch ein kurzes Stück durch ein urwaldähnliches Gebiet zum Fern Pool. Der bildete das andere Ende der Dales Gorge und lag einfach traumhaft da. Türkisfarbenes Wasser lud zum Schwimmen ein, was einige trotz des kalten Wassers auch taten. Der Ort sei den Aborigines heilig, weshalb um Ruhe gebeten wurde. Das hatte eine französische oder kanadische Familie wohl überlesen. Vor allem ihr Kind und das laute Geschwätz der Frau gingen uns schnell auf die Nerven und wir folgten unserem Plan zurück zu den Fortescue Falls zu gehen und dort noch ein wenig in der Sonne zu chillen. Wir machten es uns auf den Felsstufen gemütlich und genossen die Strahlen der Nachmittagssonne. Als diese schon früh hinter dem Talkessel verschwand und alles in Schatten hüllte, machten wir uns auf den Weg über große Stufen aus der Schlucht hinaus. Wir waren uns einig, mit dem Karijini Nationalpark einen der großen Höhepunkte erlebt zu haben. Unglaubliche Schluchten, abenteuerliche Kletterpartien und eine tolle Landschaft ließen uns schwärmen.

Eine weitere kleine Planänderung ließ uns anstelle einer weiteren Übernachtung in einem Buschcamp ohne Strom den Karijini schon verlassen. Wir steuerten stattdessen etwa 70 km weiter das Auski Roadhouse am Great Northern Highway an. Das kürzte unsere morgige lange Fahrstrecke zum 80-Mile-Beach ein wenig ab. Der Campingplatz war zwar nicht schön, doch für eine Nacht würde es reichen.


Samstag, 26.05.2012

 

Leider verließen wir heute früh den Karijini Nationalpark und machten uns auf den Weg Richtung Norden. In Port Hedland, dem größten Verladehafen für das in der Pilbara abgebaute Eisenerz, gingen wir in einem großen Shopping Center einkaufen und tankten auch wieder voll. Diesmal funktionierte ein neuer Trick,  einfach den Rüssel verkehrt herum reinstecken. Im Shopping Center war auch ein gut sortierter Fotoladen, der sogar eine Canon 5D und 7D im Ausstellungsfenster liegen hatte. Einen 58er Polfilter als Ersatz für den am Cape Peron verloren gegangenen hatte der nette Verkäufer aber leider nicht. Andere Größen waren alle da. Mit einem großen Café Latte mit Hazelnut vom McCafé nebenan fuhren wir weiter unserem heutigen Ziel entgegen. Dem 80 Mile Beach. Dort wurde der gleichnamige Campingplatz im Reiseführer angepriesen und so einen Strandnachmittag am Indischen Ozean konnten wir nach all dem roten Staub der Pilbara gut gebrauchen. Wir kamen kurz vor 14:00 Uhr an und bezogen sogleich unseren Platz. Der gesamte Campingplatz lag schön hinter Dünen, durch die man nach einem kurzen Spaziergang den riesigen und endlos scheinenden weißen Sandstrand erreichte. Wir zogen uns um, packten Bier, Cola und Salami-Sticks ein und los ging es. Das Wasser war recht frisch, also bevorzugten wir nur eine kurze Abkühlung ehe wir uns den Rest des Nachmittags in der warmen Sonne brutzeln ließen. Der Sonnenuntergang war erneut wunderschön, vor allem weil sich die orangenen Strahlen am inzwischen unglaublich breit gewordenen Strand toll spiegelten. Der Tidenhub betrug hier 8-10 mtr.


Sonntag, 27.05.2012

 

Wir schafften heute eine sehr frühe Abfahrtszeit, denn es stand eine erneut lange Etappe bis nach Broome an. Auf der Fahrt gab es keine nennenswerten Ereignisse, außer der Tour durch reichlich uninteressantes Land. Die Bilder wiederholten sich einfach und man fuhr so vor sich hin. Am Sandfire Roadhouse funktionierte unser neuer Tanktrick nicht mehr und der Tank lief zudem auch noch über. Also hörten wir nach 20 Litern auf und fuhren weiter, was etwa 50 km vor Broome ein Nachfüllen aus dem Kanister zur Folge hatte. Dort angekommen fuhren wir auf der Suche nach der Apollo Niederlassung erst einmal kreuz und quer durch die Stadt. Ein Besuch im Visitor Center versorgte uns mit einem Stadtplan. Bei Apollo trafen wir zwei sehr freundliche Mitarbeiter an und wir zogen mit der Permission für die Gibb River Road, die Bungles, einer reparierten Schranktür, einem Küchenmesser, einem weiteren Schlafsack, einem Welcome Package und zwei frischen Handtüchern wieder von Dannen. Von dort aus fuhren wir in ein großes Einkaufszentrum, in welchem wir erstmals in einem Woolworth einkauften. Wir brauchten schließlich jede Menge Vorräte für die Gibb River Road, da wir die nächsten Tage ein wenig von der Außenwelt abgeschnitten sein werden. Und siehe da, im Gang mit den Süßwaren entdeckten wir den großen Schatz. Eine echte 250-Gramm-Tafel Original weiße Whittaker Schokolade. Natürlich auch einige andere Sorten, leider aber keine Weiße mit ganzen Macadamia Nüssen. In die hatten wir uns schon in Neuseeland verliebt und bis heute zu Hause davon geschwärmt. Nachdem es sie bei Coles bisher nicht gab, hatten wir die Hoffnung eigentlich schon aufgegeben sie in Australien zu finden. Nach dem anschließenden Tanken fuhren wir zum Gantheaume Point etwas außerhalb von Broome. Dort konnte man mit dem Auto an den Strand fahren, was einerseits ungewohnt war, andererseits hatte es was wenn man seinen Kühlschrank und alles andere Notwendige gleich neben sich stehen hatte. Von dort aus fuhren wir, nach dem Entschluss, dass uns japanische und chinesische Friedhöfe, ein altes Freilichtkino und Chinatown nicht interessierten, zu unserem heutigen Campingplatz Palm Grove. Zum Glück entdeckten wir kurz davor einen Liquor Store, denn sonst hätten wir auf der Gibb River Road kein Bier gehabt. Eine schreckliche Vorstellung! Nach dem Einchecken liefen wir über die großen Dünen zum Strand und genossen noch die Abendsonne und den erneut wunderschönen Sonnenuntergang über dem Meer. Ein paar Schleierwolken machten diesen noch besonderer und tiefer. Auf dem Rückweg schauten wir im zum Campingplatz gehörenden Café/Schnellrestaurant vorbei, in dem wir endlich mal wieder zu erschwinglichen Preisen ins Internet konnten. Für einen Dollar die Viertelstunde, das geht. Dort lasen wir auch erstmals von der dramatischen Niederlage der Bayern im Champions League Finale. Unglaublich! Bisher wussten wir nur vage aus einem mitgehörten Fernseher was passiert war. Da wir schon da waren und auch die Preise für das Essen endlich annehmbar waren, gönnten wir uns erstmals einen Burger mit Pommes und Wedges. Lecker! Der Rest des Abends gehörte dem Einlesen für die Gibb River Road und dem Aufladen aller verfügbaren Akkus. Wir würden die nächsten Tage keinen Strom mehr haben.