Reisebericht Kyōtō & Nara


Freitag, 10.05.2019

 

Unser nächstes Ziel war Kyōto, eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte Japans. Alleine 17 der unzähligen Tempel und Shintō-Schreine wurden zum Unesco-Welterbe erklärt.

Wir kamen am frühen Nachmittag in Kyōto Station an und suchten nach den Taxiständen. Die lagen etwas versteckt im Obergeschoss außerhalb des beeindruckenden Gebäudes. Dort wurden wir sogleich auf „International Taxis“ angesprochen, die einen zum selben Preis beförderten und zugleich englischsprachige Fahrer gewährleisteten. Ein guter Service wie wir fanden, denn die Erklärung wo es hin gehen sollte und ein kleiner Small-Talk unterwegs waren so möglich. Wir fuhren eine Weile Richtung Norden und erreichten eine große Straße die eine ganze Weile entlang des Kamo Flusses führte. Links über die Sanjoo-Brücke erreichten wir das zentrale Viertel Kawaramachi, wo unser Hotel in bester Lage gelegen war. Nach dem Einchecken in unser kleines, aber sehr schönes Hotelzimmer machten wir uns auf den Weg eine erste Erkundungstour zum nahe gelegenen Markt Shinkyogoku zu unternehmen. Wie in Japan häufig anzutreffen führen endlose überdachte Gänge durch das Labyrinth, an deren Seiten sich Geschäfte und Stände aneinanderreihten. Hier kann man eine Vielzahl an Lebensmitteln und eine Menge Kitsch einkaufen. Die Lebensmittel wirken auf uns Europäer oft fremd und man kann teilweise gar nicht erkennen was da vor einem liegt. Spannende Düfte drangen in unsere Nasen und manchmal trauten wir uns auch die meist frisch zubereiteten Leckereien zu probieren.

Zurück im Hotel machten wir uns fertig für den Abend und schlenderten durch das Viertel bis wir zur Pontocho Street gelangten, einer extrem schmalen Gasse, die parallel zum Kamo Fluss verlief. Hier reihten sich unzählige kleine Restaurants aneinander und es waren viele Besucher unterwegs. Hier und da sahen wir eine Geisha entlanglaufen, die entweder von ihrer Arbeit nach Hause oder gerade zum Dienst ging.

Über die Sanjoo Brücke gelangten wir ins nördliche Gion Viertel, einem traditionellen Viertel mit historischen Bauwerken und kulturellen Veranstaltungen. Hier ist das Zentrum der Geisha-Kultur. Wir schlenderten ein wenig herum, genossen das wunderbare Ambiente und die sanft beleuchteten Straßen. Die milde Sommernacht war einfach traumhaft.


Samstag, 11.05.2019

 

Es ist alles andere als leicht aus der Fülle von Besichtigungsmöglichkeiten der kulturellen Schätze Kyōtos eine Auswahl zu treffen. Es gäbe so viel zu entdecken. Den Anfang machten wir heute mit dem Fushimi Inari Schrein, der recht weit im Süden der Stadt liegt. Zu Fuß waren wir über die Brücke schnell bei der Sanjoo Station und fuhren von dort mit der Bahn zum Ziel. Vom Bahnhof Inari ist es noch ein kurzer Fußweg zum Schrein. Auf der Straße bieten unzählige Stände lecker gegrillte Köstlichkeiten an, denen wir uns aber erst nach Verlassen des Schreingeländes widmen wollten. Der Fushimi Inari Schrein ist einer der meistbesuchten Shintō-Schreine Japans und entsprechend viel war schon am Morgen hier los. Die roten Gebäude gefielen uns sehr, aber die Hauptattraktion sind die Torii-Wege mit tausenden orangenen Torii´s. Diese Alleen führen hinauf auf einen Hügel und man kann wunderschön durch sie hindurchschlendern. Allerdings mit einer großen Zahl an Mitschlenderern zusammen.

Von hier begaben wir uns zurück zur Bahnstation und fuhren zum Nanzen-ji Tempel. Besonders beeindruckend an einem der bekanntesten Tempel des Rinzai-Zen, einer der japanischen Lehrtraditionen, ist das große Haupttor aus Holz, von dessen oberster Ebene man einen schönen Blick über Kyōto hat. Der Zutritt dorthin kostet allerdings extra. Ein Touristenmagnet ist der Nanzen-ji auch auf Grund seines traditionellen Gartens.

Der Weg zum nächsten wunderschönen Tempel, dem Eikan-do Zenrin-ji, ist kurz und kann gut zu Fuß zurückgelegt werden. Er führt vorbei an der Higashiyama High-School und so begegneten uns eine Vielzahl Schüler und Schülerinnen in ihren Schuluniformen. Der Eikan-do Zenrin-ji Tempel gefiel uns ganz besonders gut. Er liegt eingebettet in einer wunderschönen Parkanlage mit prächtigen Pflanzen und kleinen Seen. In kleinen Wäldchen stehen verschiedene Gebäude und Steintafeln und oben auf dem Hügel steht eine tolle Pagode, zu der man einen kleinen Weg hinaufgehen kann. Von dort hat man ebenfalls einen schönen Blick über Kyōto. Dieser Tempel ist eine absolute Empfehlung.

Unser nächstes Ziel war der Philosophenweg mit dem Endziel Ginkaku-ji Tempel, dem „Silbernen Pavillon“. Wieder konnten wir den Weg dorthin zu Fuß zurücklegen. Der Philosophenweg ist ein 2 km langer, zwischen Kirschbäumen entlangführender Weg an einem kleinen Bach. Der Name geht auf den Philosophen Kitaro Nishida zurück, der hier regelmäßig zum Meditieren entlanglief. Unterwegs gibt es eine Abzweigung zu weiteren kleineren Schreinen, die wir aber nicht besuchten. Am Ende des Philosophenwegs liegt einer der bekanntesten Tempel Kyōtos, der Ginkaku-ji aus dem 15. Jahrhundert, auch „Silberner Pavillon“ genannt. Hier waren wieder größere Besucherströme anzutreffen. Der Tempel liegt in einem schönen Garten, mit akkurat gerechten Sandformationen und einem Sandberg in Form des Fuji.

Von hier mussten wir ein Stück mit dem Bus fahren, um letztlich wieder mit der Bahn nach Sanjoo Station zurückzukehren. Wir hatten heute ein ordentliches Programm bewältigt und ruhten uns im Hotel erstmal ein wenig aus. Selbstverständlich gingen wir am Abend aber wieder los, um in einem der zahlreichen Restaurants Sushi zu essen und ein paar Drinks zu genießen.


Sonntag, 12.05.2019

 

Heute besuchten wir die alte Kaiserstadt Nara. Sie war von 710 bis 784 die Hauptstadt Japans, ehe diese nach Kyōto verlegt wurde. Aus dieser Zeit stammen einige kulturell sehr bedeutende Tempel, die ebenfalls zum Weltkulturerbe der Unesco gehören. In etwa einer Stunde erreichten wir Nara mit einer Regionalbahn und liefen vom Bahnhof in Richtung Osten zum großen Nara-Park. Er misst 4 km in Ost-West-Richtung und 2 km von Nord nach Süd. Dort angekommen liefen uns sogleich die Sika Hirsche über den Weg, die hier ihre Scheu vor Menschen abgelegt haben und sich gerne füttern lassen. Futter kann man von fliegenden Händlern überall kaufen. Die Hirsche laufen überall frei herum oder liegen auf den Wiesen. Die japanischen Besucher hatten sichtlich Respekt vor den Tieren. Im Nara-Park liegt unter anderem der Todaj-ji Tempel, der wohl bekannteste hier. Wörtlich übersetzt heißt er „Großer Tempel des Ostens“. Die Ausmaße sind wahrlich überwältigend. Mit 57 m Breite, 50 m Tiefe und einer Höhe von fast 49 m ist er das größte komplett aus Holz gebaute Gebäude der Welt. Zudem beherbergt der Tempel die größte buddhistische Bronzestatue in der größten Halle des Todai-ji. Die Statue wurde 1708 neu aufgebaut und soll vorher noch ein Drittel größer gewesen sein. Alleine jetzt ist sie 15 m hoch (mit Sockel 18 m) und wiegt 452 Tonnen. Auch hier war der Andrang recht groß und viele Schulklassen waren unterwegs. Ungeachtet dessen, ist der Todai-ji fast alleine den Ausflug nach Nara Wert. Nach ausgiebiger Besichtigung schlenderten wir weiter durch den weitläufigen Nara-Park und entdeckten noch etliche weiter Tempel und Schreine. So auch fast am Ende der Tour den Kōfuku-ji Tempel mit seiner tollen Pagode.


Montag, 13.05.2019

 

Heute Morgen machten wir uns auf den Weg in den Nordwesten Kyōtos, um den wahrscheinlich am meisten besuchten Tempel zu besichtigen. Den Kinkaku-ji, oder auch „Goldenen Pavillon“. Der 1397 errichtete Pavillon, dessen obere Stockwerke komplett mit Blattgold überzogen sind, gab gleich der gesamten Anlage den Namen. Der Kinkaku-ji liegt äußerst malerisch an einem kleinen See mit bepflanzten Inselchen, was ihn zu einem der beliebtesten Fotoobjekte macht. Dies bekamen wir nach dem Eintritt live zu sehen. Unfassbar viele, vor allem japanische Besucher drängten sich auf der relativ kleinen Fläche am Ufer gegenüber dem Pavillon, um sich selbst in allen möglichen Positionen und den verschiedensten Gruppenzusammensetzungen ablichten zu lassen.  Hier war Geduld erforderlich und auch ein klein wenig Durchsetzungsvermögen, um selbst bis zum Holzzaun zu gelangen, von wo man ein ungestörtes Bild machen konnte. Der Weg führte anschließend ganz nah am Pavillon vorbei in einer kurzen Runde durch die Gartenanlagen. Viel mehr als den wirklich malerischen Pavillon gab es hier aber nicht zu sehen.

Da nach längerem Warten immer noch kein Bus kam, entschieden wir uns kurzentschlossen die etwa 1500 m entlang der Hauptstraße bis zum nächsten berühmten Tempel zu gehen, dem Ryōan-ji. Unterwegs probierten wir das eine oder andere Kaltgetränk aus einem der überall in Japan stehenden Automaten. Da gibt es abenteuerliche Sorten auszuprobieren. Der Ryōan-ji (Tempel des ruhenden Drachen) gehört zu einem der 17 zum Weltkulturerbe zählenden Tempel Kyōtos. Dies vor allem auf Grund des darin befindlichen wohl berühmtesten Zen-Gartens ganz Japans, dem Hojo-Teien aus der Mitte des 15. Jahrhunderts. Der Garten besteht aus einer Fläche von 25x10 m aus fein gerechtem Kies. Darin sind scheinbar zufällig platzierte 15 Steine in 5 bemoosten Gruppen angeordnet. Aus keinem Blickwinkel sind alle 15 Steine auf einmal zu sehen.

Um unser nächstes und letztes Ziel zu erreichen, mussten wir von Nordwesten quer durch Kyōto weit in den Südosten der Stadt fahren. Dort liegt mit dem Daigo-ji Tempel eine weitere zum Weltkulturerbe zählenden Stätten. Die weitläufige Anlage ist einen Besuch unbedingt Wert. Sie besteht aus einem oberen, älteren Teil, der 874 auf dem Gipfel des Berges Daigo erbaut wurde und einem unteren Teil am Hang des Berges aus den Jahren 904 bis 952. Sie schloss mit einer fünfstöckigen Pagode ab, die das älteste erhaltene Bauwerk in Kyōto ist. Alleine sechs der Gebäude zählen zu den Naturschätzen Japans. Besonders malerisch und ganz am Ende der Anlage liegt ein sehr beliebtes Fotomotiv, der Bentendo Tempel, ein roter Pavillon der über eine kleine Brücke erreicht werden kann. Von vorne über den kleinen See hat man den besten Blick. Den sollten man auf keinen Fall verpassen.

Auch dieser ereignisreiche Tag ging langsam zu Ende, nicht ohne nochmals leckeres Sushi in unserem tollen Viertel zu genießen. Unsere Hotelwahl hat sich gerade in Kyōto sehr ausgezahlt, da wir alles fußläufig erreichen konnten.