Reisebericht Fuji


Dienstag, 07.05.2019

 

Heute verließen wir Tõkyõ. Wir liefen zur U-Bahnstation „Shinjuku-gyoemmae“, die nur etwa 10 min. zu Fuß von unserem Hotel entfernt lag, und fuhren mit der Marunouchi-Linie bis zur Tõkyõ-Station. Wir kauften die Tickets für den „Tõkaidõ-Shinkansen“, die Linie von Tõkyõ bis Õsaka. Wie schon beschrieben, sollte unser JRP erst ab einem späteren Zeitpunkt gelten, so dass wir die Fahrt zu unserem nächsten Ziel, „Shin-Fuji“, noch einzeln bezahlten. Auch wenn der Shinkansen auf diesem Streckenabschnitt noch nicht seine Höchstgeschwindigkeit von 320 km/h erreicht, verging die Fahrt durch den Großraum Tõkyõ wie im Flug. Gefühlt verließen wir die Stadt nie, auch wenn sie immer andere Namen wie Shinagawa oder Yokohama hatten. Erst relativ kurz vor Shin-Fuji sahen wir Landstriche mit Reisfeldern und anderer Vegetation sowie kleinere Ortschaften.

In Shin-Fuji, dem Shinkansen-Bahnhof der gleichnamigen Stadt, angekommen, gingen wir nur über den Bahnhofsvorplatz und gelangten dort zur Station von „Nissan Rent a Car“. Um in Japan ein Auto mieten zu können, benötigt man zwingend eine beglaubigte japanische Übersetzung des Führerscheins. Dazu mehr auf der Infoseite. Wir mieteten uns einen Wagen und machten uns auf den Weg in Richtung des Fuji-san, dem heiligen Berg der Japaner. Leider konnten wir ihn noch nicht sehen, da wir heute sehr bewölktes Wetter mitbrachten und der Berg komplett in Wolken gehüllt war. Wir fuhren auf der 139 nach Norden aus Fuji heraus und auf der Westseite um den Berg herum. Unterwegs begann es zu regnen und es war alles grau in grau. Kein schöner Empfang des Vorzeigevulkans. Nördlich des Fuji liegt der Ort Kawaguchi-ko, wo wir unsere ersten beiden Übernachtungen direkt am gleichnamigen See gebucht hatten. Wir wurden an der Rezeption sehr nett empfangen und erhielten gute Tipps, wo wir am Abend essen gehen konnten. Noch wichtiger aber war die Bestätigung der Wetterbesserung für den nächsten Tag. Wir erhielten das Versprechen den Fuji-san zu 100% sehen zu können. Das hob unsere Laune sehr. Der Empfehlung des Rezeptionisten folgend, gingen wir zu Fuß die Hauptstraße entlang, bis wir zum Restaurant „Bamiyan“ kamen. Dort kann man „Shabu Shabu“ im Stile von „All you can Eat“ zu einem mehr als vernünftigen Preis essen. Das mussten wir nutzen. „Shabu Shabu“ ist nach dem bei der Zubereitung entstehenden Geräusch benannt, wenn man verschiedene Zutaten in einem Gefäß mit kochender Brühe schwenkt. Die Art der Brühe sucht man sich bei der Bestellung bereits aus. Es ist auch möglich einfach nur kochendes Wasser zu nehmen. Wir bestellten zwei verschiedene würzige Brühen, die in einem zweigeteilten Gefäß auf einem Brenner auf den Tisch kommen. Auch die Zutaten konnten wir frei wählen. Üblich sind dünn geschnittene Scheiben Fleisch vom Rind und Schwein und Hühnerstücke. Dazu kommen verschiedene Gemüsesorten und Pilze, die man in die Brühe gibt bzw. sie ebenso wie das Fleisch mit den Stäbchen in der Brühe hin und her schwenkt. Für einen Einheitspreis konnten wir 100 Minuten lang immer wieder Zutaten nachbestellen soviel wir wollten. Das nutzten wir weidlich aus und genossen ein wirklich extrem leckeres und spaßiges Essen. Unbedingt mal probieren, es lohnt sich.


Mittwoch, 08.05.2019

 

Gegen 5 Uhr früh wurde ich wach, als Ulli am Fenster des Hotelzimmers stand. Sie hatte den dicken Vorhang zur Seite gezogen und konnte den sich bietenden Anblick kaum fassen. Da war er. Der Fuji. In seiner ganzen Pracht sich über den Hausdächern erhebend, von der Morgensonne angestrahlt und in ein warmes orangenes Licht getaucht. Zu dieser Jahreszeit auch noch mit seiner wunderschönen Schneekuppe. Wir hätten nach dem gestrigen Regen nie gedacht, dass er sich so nah vor uns erhob. Wunderschön. Nachdem wir später das leckere japanische Frühstück zu uns genommen hatten, machten wir uns anschließend auf den Weg die Gegend um den Fuji-san zu erkunden. Das Wetter konnte kaum besser sein. Es war wolkenlos und es herrschten sehr angenehme Temperaturen. Wir fuhren entlang des Ufers des Kawaguchi-Sees los und erreichten schon kurz darauf die Talstation der „Mount Fuji Panoramic Ropeway“. Wir entschieden uns kurzerhand nach oben zu fahren und den als überwältigend beschriebenen Blick auf den heiligen Berg zu genießen. Zum Glück waren wir schon sehr früh hier, so dass nur wenige weitere Besucher mit uns hochfuhren. Nach ein paar Stufen gelangten wir auf eine Aussichtsterrasse, von der wir tatsächlich einen fantastischen Blick auf den Fuji-san und die weitere Umgebung mit dem Kawaguchi-See hatten. Als mit jeder Ankunft der Gondel mehr Menschen ankamen, machten wir uns wieder auf den Weg nach unten. Wir empfehlen die Seilbahn unbedingt hochzufahren, dies allerdings möglichst früh am Morgen, um den Menschenmassen zu entgehen.

Zurück am Auto fuhren wir weiter am östlichen Ufer des Kawaguchi-Sees. Kurz darauf konnten wir unseren Augen kaum trauen, denn wir entdeckten einige Kirschbäume am Ufer, die noch in voller Blüte standen. Die Kirschblüte ist um diese Jahreszeit eigentlich schon längst vorbei, doch offenbar fand sie in der Höhenlage später statt. Wie auch immer, wir freuten uns riesig ein paar der typischen Fuji-Fotos hinter den blühenden Kirschbäumen machen zu können. Auch später auf unserer heutigen Tagesfahrt entdeckten wir noch einige. Wir fuhren weiter und hatten vor drei weitere der insgesamt fünf Fuji-Seen zu besuchen.

Die fünf Seen im nördlichen Teil des Mount Fuji gehören alle zum „Fuji-Hakone-Izu-Nationalpark“. Sie enthalten Quellwasser vom Vulkan, welches durch das Vulkangestein gefiltert wurden. Die Seen bilden allesamt einen fantastischen Vordergrund um den wunderschönen Vulkankegel des Fuji dahinter fotografisch in Szene zu setzen. Kurze Zeit später passierten wir den Saiko-See auf dessen Norduferstraße. Anschließend geht es ein ganzes Stück bergauf, ehe man den kleinen Shõji-See leicht mit dem Auto umrunden kann. Gleiches gilt für den deutlich größeren Motosu-See. Von hier werden die typischen Postkartenbilder gemacht, da der Fuji aus dieser Richtung den gleichmäßigsten und schönsten Kegel bildet. Dieses Bild ist auch auf japanischen Yen-Banknoten abgebildet.

Von hier gelangten wir schnell wieder auf die 139, die uns zurück nach Kawaguchi-ko brachte.

Von dort machten wir uns dann auf zur 5. Station am Hang des Fuji-san. Dazu fuhren wir auf der 707, der sogenannten Fuji-Subaru-Line, aus Kawaguchi-ko hinaus. Auf einer langen und interessanten Serpentinenstraße erreichten wir letztlich die sogenannte 5th-Station und stellten unseren Wagen auf einem der riesigen Parkplätze ab. Rund um den Fuji gibt es diese 5th-Stations, wo die jeweiligen Wanderungen auf den Gipfel starten. Im Sommer werden dazu drei verschiedene Routen freigegeben und es finden sich pro Tag etwa 3000 Besucher auf dem Gipfel ein. Das liegt auch daran, dass der Berg auf Grund seiner Form relativ leicht zu besteigen ist. Mit seinen 3776 m Höhe ist der Fuji der höchste Berg Japans.

Die 5th-Station ist ein sehr beliebtes Ausflugsziel und dementsprechend viel war hier los. Wir wollten uns gar nicht ausmalen was hier im Sommer „geboten“ sein muss. Als erstes steuerten wir den „Fujisankomitake-Schrein“ an, der hier oben schön in einem kleinen Wald eingebettet liegt. Anschließend begaben wir uns wieder zum Hauptplatz und genossen noch ein wenig die Ausblicke vom heiligen Berg. Das Wetter war nach wie vor bestens.

Am Abend entschlossen wir uns einstimmig und schnell. Wir mussten unbedingt nochmal das Shabu Shabu im Bayan-Restaurant genießen. Gesagt, getan.


Donnerstag, 09.05.2019

 

 

Heute frühstückten wir ausgiebig im Dachgeschoss des Hotels, wo es typisch japanische Kleinigkeiten gab. Anschließend machten wir uns auf den Weg zu unserem nächsten Ziel Hakone. Wir verließen Kawaguchi-ko auf der 139, die schon kurz danach in die 138 überging. Dieser folgten wir durch städtisches Gebiet, bis wir am Yamanaka-See, dem fünften der Fuji-Seen, vorbeifuhren. Auf dieser Strecke sparten wir uns die teure Straßengebühr auf der E68, die uns unserem Ziel etwas schneller aber viel teurer entgegengebracht hätte. Wir folgten der 138 bis wir nach Süden auf die kleine Serpentinenstraße 401 abbogen. Die brachte uns zum Ashi-See, wo wir Richtung dessen Ostseite und nach Ōwakudani wendeten. Zum Thermalgebiet mit schwefelhaltigen Quellen kann man auch per Seilbahn gelangen, die im weiteren Verlauf bis nach Gōra fährt. Wir zogen es vor mit dem Auto die steile Straße zu den großen Parkplätzen bei Ōwakudani hochzufahren. Oben angelangt erwartete uns ein extremer Wind, so dass wir gewarnt wurden bei Öffnen der Autotüren vorsichtig zu sein. Ein guter Tipp, denn es riss uns die Autotür fast aus der Hand, als wir diese öffneten. Vom Parkplatz begaben wir uns zu den Aussichtspunkten auf das dampfende Tal. Es roch nach faulen Eiern und dazu passend war die große Attraktion für viele Japaner hier oben, sich die „Schwarzen Eier“ zu kaufen. Die werden in den Schwefelquellen gekocht und bekommen dadurch die schwarze Färbung und einen offenbar sehr seltsamen, nicht gerade köstlichen Geschmack. Wenn man daran glaubt, soll der Verzehr eines solchen Ei´s die Lebenszeit um ein Jahr verlängern. Wir verzichteten leichten Herzens auf diese „Vergnügen“ und riskierten es früher sterben zu müssen. Stattdessen schauten wir uns im „Gift-Shop“ um und entgingen zumindest kurzzeitig dem immer noch unangenehmen Wind. Unfassbar was hier alles angeboten wurde. Viel mehr Kitsch geht wirklich kaum. Das ist nicht so unser Ding.

Zurück am Ashi-See fuhren wir weiter entlang der Küstenstraße zum Hakone-Schrein. Der ist bekannt für das Postkartenmotiv, welches man vom Hafen des Ortes aus aufnehmen kann. Von dort sieht man den im Wasser stehenden roten Torii mit dem Fuji im Hinter- und dem Ashi-See im Vordergrund. Vorausgesetzt das Wetter spiel mit und gibt den Fuji auch frei. Das war heute nicht der Fall, ganz im Gegenteil. Es wehte ein starker Wind und der See war aufgewühlt. So spazierten wir den Weg vom Parkplatz im Ort entlang zum Schrein, der am Hang angelegt ist. Am Torii im Wasser ist ein Steg vorhanden, auf dem sich alle Besucher vor dem Torii ablichten lassen. Von dort steigen mehrere Treppen zu den Gebäuden des Schreins auf, die im Wald gelegen sind.

Anschließend machten wir uns auf den Weg über die bergige Strecke der 1 in Richtung Gora, wo wir für die kommende Nacht ein Zimmer gebucht haben. Am Abend gingen wir in unserem Ryokan ein Kaiseki essen. Kaiseki ist traditionell ein zur Teezeremonie gereichtes, leichtes und in der Regel mehrgängiges Menü. Wir waren sehr zufrieden, denn die leckeren Kleinigkeiten schmeckten ausgezeichnet.


Freitag, 10.05.2019

 

Heute Morgen war das Wetter schön und die Sonne schien. So entschlossen wir uns nochmals zum Hafen von Hakone zu fahren, um das schöne Postkartenmotiv mit Torii, See und Fuji einzufangen. Dies gelang uns bei Sonnenschein problemlos und wir saßen noch eine Weile an Stufen im Hafen und beobachteten das Treiben. Vor allem begeisterte uns die Disziplin, mit der eine Klasse kleiner Kinder von ihrem Lehrer mit Schwimmwesten ausgestattet wurden. Offenbar stand eine Bootstour auf dem Programm. Süß die Kleinen.

Dann mussten wir uns losreißen, um uns auf den Weg über die 1 in Richtung Fuji-Stadt zu machen, wo wir das Auto wieder abgaben und uns die wenigen Meter zu Fuß zum Shinkansen-Bahnhof begaben.