Diesen fuhren wir weiter Richtung Süden und schlängelten uns dabei durch das Küstengebirge. Eine wunderschöne Strecke mit vielen Haltepunkten und tollen Panoramen. Am Abzweig Seward-/Sterling Highway blieben wir auf dem Seward Highway, der allerdings hier seine Nummer wechselt. Die „1“ führt weiter als Sterling Highway Richtung Homer und der Seward Highway wird zur „9“. Die Streckenführung wird hier immer schöner. Vorbei am Tern Lake, am Upper Trail Lake und am Lower Trail Lake erreichten wird den großen Kenai Lake und den Chugach National Forest. Am Bear Creek entlang erreichten wir das Städtchen Seward. Wir fuhren zunächst direkt zu „Kenai Fjords Tours“, deren Büro Mitten im Ort nicht zu übersehen ist. Es gibt natürlich auch andere Anbieter, doch dieser hatte durch die Bank gute Kritiken in verschiedenen Internetforen erhalten. Wir konnten zum Glück noch Plätze für den nächsten Morgen und die sechsstündige Tour buchen. Abfahrt sollte um 08:00 Uhr sein.
Nachdem die Buchung der hier obligatorischen Bootstour erledigt war, machten wir uns auf den Weg zum Exit Glacier. Dazu fuhren wir nur ein kurzes Stück zurück über den Seward Highway und bogen links in die Herman Leirer Road ab, die später zur Exit Glacier Road wird. Dieser folgten wir immer am Flussbett entlang. Kurz vor der Überquerung des Flussbettes gibt es einen Aussichtspunkt, von dem man den Exit Glacier schon von weitem sehen kann. Gleich danach führt die Straße auf einer langgezogenen Gerade auf den Gletscher zu (den man hier aber nicht mehr sehen kann) und zum großen Parkplatz. Für größere Camper wurde der Platz schon langsam knapp. Wir wollen uns nicht vorstellen, was hier in der absoluten Hochsaison los sein muss.
Zu Fuß machten wir uns auf den Weg zum Gletscher und kamen schon im flachen Teil an Schildern mit Jahreszahlen vorbei, die dokumentierten wie weite sich der Gletscher im letzten Jahrhundert zurückgezogen hat. Ein schilde zeigte zum Beispiel 1919, da waren wir noch einen gefühlten Kilometer vom Gletscher entfernt. Weiter hinten steigt der Weg an und wird dann auch immer steiniger, was in der Natur der Sache liegt. Nach und nach tauchten die oberen Bereiche des Exit Glacier auf, ehe wir schon bald die ganze Pracht betrachten konnten. Auch hier standen Schilder die den Stand 2005 und noch 2010 markierten. Unglaublich, wie weit sich das Gletscherende inzwischen zurückgezogen hat. Wie auch immer, es war sehr schön hier und wer Seward besucht, sollte sich den Exit Glacier natürlich nicht entgehen lassen. Als wir genügen Fotos und Videos geschossen und den Anblick lange genug genossen hatten, machten wir uns gemütlich zurück auf den Weg zum Camper und dann nach Seward. Dort taten wir uns eine Weile mit der Suche nach einem geeigneten Campingplatz schwer. Der an der Waterfront selbst bietet eine Menge Platz direkt am Wasser, man steht aber auf offener Fläche, einer neben dem anderen. Wie auf einem Parkplatz. Nicht sehr schön. Daher fuhren wir in der näheren Umgebung noch auf zwei kleiner „wilde“ Plätze, die uns aber auch nicht gefielen. Also entschieden wir uns doch für die Waterfront, wo wir heute zwar nicht grillen konnten, dafür aber wieder einmal leckere Spaghetti aßen. Und zudem konnten wir mit Blick aufs Wasser und den Hafen in unseren Campingstühlen sitzend gemütlich unser Bierchen trinken. Im Wasser entdeckten wir zudem einen ersten Seeotter, wie er sich in typischer Manier auf dem Rücken schwimmend fortbewegte. Ein schöner Vorgeschmack auf die morgige Bootstour.
Freitag, 02.06.2017
Heute stand die sechsstündige Bootstour in den Kenai Fjords Nationalpark und zum Holgate Glacier auf dem Programm. Schon kurz nach dem Auslaufen aus dem Hafen von Seward sahen wir eine große Gruppe Seeotter, wie sie sich genüsslich auf dem Rücken liegend im Wasser treiben ließen. Immer wieder drehten sie sich um die eigene Achse, um ihr Fell zu bewässern. Seeotter haben keine isolierende Fettschicht, sondern das feinste Fell im gesamten Tierreich. Auf einem Quadratzentimeter wachsen beim Seeotter 100.000 Haare, so viele wie sie ein Mensch in etwa auf dem gesamten Kopf hat.
Wir fuhren die Resurrection Bay entlang und sahen schon bald in der Ferne den riesigen Bear Glacier. An diesen würden wir aber leider nicht näher heranfahren. Kurz darauf sichteten wir den ersten Buckelwal. Er war noch etwas weit entfernt und am Buckel und der aus dem Wasser kommenden Schwanzflosse konnten wir erkennen, dass er sich auf einen tieferen Tauchgang begab. Durchschnittlich 3 – 9 Minuten bleiben diese wunderschönen Tiere dann unter Wasser. So fuhr der Kapitän weiter, da wir solange nicht warten konnten und auch nicht gewusst hätten wo der Wal wiederauftauchen würde.
Um eine weit in die Bay hineinragende Inselkette herum fuhren wir später in die Aialik Bay hinein und danach links in den Holgate Arm. Bei bestem sonnigem Wetter näherten wir uns dem Gletscher am Ende des kleinen Meeresarms. Ein überwältigender Anblick erwartet uns. Riesige Eismassen türmten sich vor uns auf und wir verweilten eine ganze Weile hier. Nur gelegentlich fuhr der Kapitän das Boot wieder ein wenig näher heran. Ausgiebig genossen wir die Stille und Natur und sahen hier und da wie kleinere Eisbrocken abbrachen und ins Meer kalbten. Wunderschön.
Auf dem Weg zurück lenkte der Kapitän das Boot zwischen mehreren vorgelagerten Inseln wie Harbor Island und Chiswell Island hindurch. Hier konnten wir eine ganze Reihe Wasservögel, unter anderem die tollen Papageientaucher beobachten. An einer hohen Felswand saß sehr fotogen ein Weißkopfseeadler. Nachdem wir um eine Felsklippe gefahren waren tauchten plötzlich eine ganze Reihe Schwertwale, die sogenannten Orcas auf. Wir blieben hier eine ganze Zeit lang und konnten diese prächtigen schwarz-weißen Wale beobachten. Immer wieder tauchten sie alleine oder paarweise kurz auf um Luft zu holen. Sie schienen in relaxter Stimmung zu sein und bewegten sich ganz gemächlich durch das Wasser. Nachdem wir uns sattgesehen hatten, kam in unmittelbarer Nähe ein großer Buckelwal an die Oberfläche. Natürlich wurde auch der ausgiebig beobachtet, fotografiert und gefilmt. Die Fahrt zurück in die Resurrection Bay und nach Seward brachten noch einige weitere Sichtungen und vor allem die tolle Landschaft rundherum mit sich. Zudem konnten wir kurz vor Seward am Hang eine Bergziege mit ihrem Jungen beobachten. Als wir wieder in Seward einliefen, waren wir überwältigt von diesem tollen Ausflug und würde ihn jedem dringend ans Herz legen. Unbedingt machen!
Nach Verlassen des Bootes, ließen wir uns vom Shuttle-Bus des Veranstalters „Kenai Fjords Tours“ auf deren etwas außerhalb gelegenen Parkplatz fahren. Nach einem kurzen Einkauf im Safeway machten wir uns auf den Weg zurück über den Seward Highway in Richtung Turnagain Arm. Es machte unheimlich viel Spaß durch die unglaublichen Landschaften zu cruisen. Wir steuerten am Turnagain Arm erneut den uns schon bekannten Campingplatz am Bird Creek an. Diesmal wählten wir einen Platz, auf diesen die immer noch vom Himmel strahlende Sonne etwas länger scheinen würde. Dort grillten wir lecker und genossen unser Bierchen. So lässt es sich aushalten. Ein toller Tag.