Reisebericht Jasper Nationalpark


Dienstag, 07.07.2015

 

Heute folgte die Weiterfahrt auf dem landschaftlich sehr reizvollen Highway Nr. 5 Richtung Norden. Bei der Ortschaft Tête Jaune Cache folgten wir dem Yellowhead Highway Nr. 16 nach Osten. Kurz darauf kam der Mount Robson in unser Blickfeld. Die Südseite des mit 3954 m höchsten Berges der kanadischen Rocky Mountains ist vom Highway und vor allem vom Visitor Center aus gut zu sehen. Von hier fuhren wir noch einen etwa 2 km langen Schotterweg entlang zum Ausgangspunkt des Berg Lake Trail. Der gesamte Trail ist 22 km lang und führt zu einem tollen Bergsee direkt unterhalb der senkrecht darüber aufsteigenden 2300 m hohen Nordwestkante des Mount Robson. Bis dahin muss man allerdings eine Übernachtung einplanen. So gaben wir uns auf unserer sehr schönen Wanderung mit den ersten 5 km bis hinauf zum Kinney Lake und wieder zurück zufrieden. Auf dem Rückweg zog es plötzlich zu und wir erlebten den ersten Regen unseres Trips. Dieser wurde auf der Weiterfahrt Richtung Jasper immer heftiger, bis hin zu sintflutartigen Regenfällen. Ausgerechnet jetzt, wo wir den vermeintlich schönsten Teil unserer Reise erreichen sollten. In Jasper bezogen wir unseren Stellplatz auf dem riesigen aber schön gelegenen Whistler´s Campground.


Mittwoch, 08.07.2015

 

Heute machten wir uns auf den Weg zum Maligne Canyon. Kaum waren wir losgefahren entdeckten wir auf der hohen Straßenböschung einen großen Schwarzbären. Leider standen wir direkt unterhalb der Böschung und konnten ihn kaum sehen. Bald schon war er komplett verschwunden. Aber immerhin, für einen kurzen Moment sahen wir ihn in voller Größe. So konnte es gerne weitergehen. Etwas nördlich von Jasper bogen wir auf die Maligne Canyon Road ein und schon kurze Zeit später auf die Stichstraße zur 5th Bridge. Von hier machten wir uns auf den Weg den Maligne Canyon von unten nach oben zu begehen. Schon kurz nach der Überquerung des Flusses über eine Brücke kommt eine Weggabelung. Wir entschieden uns dafür, den unteren Weg entlang des Wassers einzuschlagen. Der weitere Verlauf führte uns an Stromschnellen und kleinen Wasserfällen vorbei und immer höher in den Canyon hinein. Schon bald standen wir an Aussichtspunkten weit über dem unten im Canyon dahinfließenden Fluss. Wunderschön und abwechslungsreich. Auch wenn hier viel los war, der Maligne Canyon ist ein „Must Do“ in Jasper. Oben am Tea House angekommen machten wir uns auf den Rückweg. Diesmal wählten wir den am Hang entlang führenden zweiten Weg und gelangten so wieder zurück zur 5th Bridge und zum Parkplatz.

Weitere 42 km fuhren wir anschließend am Medicine Lake vorbei bis zum Maligne Lake. Der Medicine Lake liegt auf 1436 m Höhe und zeichnet sich durch höchst unterschiedliche Wasserstände aus. Dies bedingt durch den unterschiedlichen Wasserzufluss aus abschmelzenden Gletschern und durch den Abfluss in eines der größten unterirdischen Flusssysteme der Erde. Der Maligne Lake als Endpunkt der gleichnamigen Road liegt auf 1670 m Höhe. Entlang des Ufers kann man auf verschiedenen Wegen spazieren bzw. wandern. Eine Bootstour bringt den Gast in einer 90-minütigen Fahrt zum Spirit Island, einem der Wahrzeichen der kanadischen Rocky Mountains. Diese Tour haben wir allerdings nicht unternommen.

Auf dem Rückweg hielten wir noch an der Straße, wo eine Vielzahl wunderschöner Bergblumen in voller Blüte stand. Eine Bergziegenmutter mit ihrem Kleinen begleitete uns dabei.


Donnerstag, 09.07.2015

 

Eine Überraschung erwartet uns am Morgen, als wir aus dem kleinen Seitenfenster unserer Schlafkoje über dem Führerhaus blickten. Eine Wapiti-Kuh graste in aller Ruhe direkt vor unserem Camper. Wir hatten zwar darüber gelesen, dass es auf dem großen Whistler´s Campground durchaus vorkommen kann, aber diese wunderschöne Tier dann plötzlich so nah vor Augen zu haben kommt dann doch überraschend. Schnell waren wir draußen, um das tolle Tier genauer in Augenschein zu nehmen.

Heute hatten wir uns eine größere Runde um Jasper vorgenommen. Unser erstes Ziel war der Mount Edith Cavell, der nach einer Krankenschwester benannt wurde, die im 1. Weltkrieg von den Deutschen in Belgien hingerichtet wurde. Nimmt man von Jasper aus anstatt des Icefields Parkway 93 den alten Highway 93 a, kommt man automatisch an den Abzweig auf den Berg. Serpentinenreich und eng kurvt die Strecke stetig bergauf, bis man am relativ kleinen Parkplatz ankommt. Es empfiehlt sich, sehr früh oben zu sein, da der Parkplatz schnell voll ist. Von dort beginnt ein größtenteils geteerter Weg hoch zum Gletschersee und sehr nahe an die Nordwand des 3363 m hohen Berges heran. Wir hatten strahlenden Sonnenschein und diese kleine Wanderung war mehr als lohnenswert. Wunderschöne unzählige Fotomotive boten sich uns und auch eine Menge der kleinen süßen Streifenhörnchen waren unterwegs. Der Weg führt durch riesige Geröllhaufen aus massiven Felsblöcken. Man kann nur erahnen, was der Gletscher in früheren Jahren hier angestellt hat. Vom obersten Aussichtspunkt hat man einen unglaublichen Ausblick auf den Gletschersee und die steile Wand oberhalb, in der sich auch noch ein Gletscherrest befindet. Auch eine längere Wanderung kann man im weiteren Verlauf machen, was wir aber nicht getan haben. Bei schönem Wetter unbedingt hier hochfahren. Ein „Must Do“.

Nach Rückkehr auf die 93 a folgten wir dieser durch tolle Landschaften Richtung Süden. Hier liegt auch der Wabasso Campground. Wer es etwas kleiner und ruhiger haben will, kann anstatt des Whistler´s diesen Campground wählen. Am Leach Lake lohnt ein Zwischenstopp unbedingt. Malerischer kann ein See mit den sich im Wasser spiegelnden Bergkuppen kaum liegen. Wunderschön. Kaum fuhren wir nach dem Stopp um die nächste Ecke, immer noch begeistert von dem See, trauten wir unseren Augen kaum. Aus dem seeseitigen Gebüsch kam ein Schwarzbär über die Straße getrottet. Nur ein schnelles Foto und das noch mit dem falschen Objektiv drauf gelang uns. Es war unglaublich, ein riesiger Schwarzbär in freier Wildbahn.

Kurz vor der Kreuzung der 93 a mit dem Icefields Parkway 93 überquert man den Athabasca River über ein Brücke und ist direkt danach bei den Athabasca Falls angekommen. Diese zwar mit 23 m nicht besonders hohen Fälle sind unbedingt sehenswert. Riesige Wassermengen stürzen in die nur etwa 30 m breiten Spalten und fließen über den zweigeteilten Fall. Auf ausgebauten Wegen kann man die Fälle komplett umrunden. Beeindruckend und wieder ein „Must do“.

Anschließend fuhren wir wieder auf der 93 zurück in Richtung Jasper. An einem gut beschilderten kleinen Parkplatz direkt am Highway beginnt der Valley-of-Five-Lakes Trail. Zunächst geht der Pfad durch ein Waldstück, ehe man einen Holzsteg über eine Feuchtwiese überquert. Einen kleinen Hang nach oben und auf der anderen Seite hinunter gelangt man zum ersten der wunderschönen kleinen Seen. Türkisfarbenes, klares Wasser leuchtete kraftvoll in der Sonne. Die Temperaturen waren inzwischen sehr heiß, so dass ein kleines Fußbad am zweiten See nicht schaden konnte. Diese kleine Wanderung lohnt sich unbedingt und sollte nicht ausgelassen werden. Der Pfad ist auch in Google Maps eingezeichnet. Er beginnt etwas südlich des Abzweigs der 93 a, kurz nach Überquerung der Brücke über den Athabasca River. Über eben diese Brücke mit tollem Ausblick über das Flussbett fuhren wir wieder zurück nach Jasper. Ein toller Tag!