Dienstag, 13.06.2017
Weiter ging die Fahrt auf dem Klondike Highway. Wir passierten Carmacks und fuhren in der Folge an einer ganzen Reihe kleiner Seen und Tümpel vorbei. An den Twin Lakes vorbei passierten wir später die Little Fox Lakes, ehe wir am langgezogenen Fox Lake entlang weiter nach Süden fuhren. Am Lake Laberge fuhren wir in größerer Entfernung vorbei, ehe wir kurz vor Whitehorse wieder auf den Alaska Highway trafen. In Whitehorse angekommen, fuhren wir in die Stadt, um im Visitor Center das WLAN zu nutzen, kauften im „Superstore“ noch ein paar Dinge ein und machten uns auf den Weg weiter Richtung Süden. Schon bald zweigt der Klondike Highway nach rechts vom Alaska Highway in Richtung Skagway ab. Hier war das Wetter leider bewölkt, so dass der Emerald Lake nicht so schön in Türkis glänzte wie er es bei Sonnenschein getan hätte. Trotzdem war der Stopp natürlich Pflicht und die tolle Färbung des Sees konnten wir trotzdem bewundern. Kurze Zeit später kamen wir zum Carcross Desert, einer Miniwüste, die sich auch die „kleinste Wüste der Welt“ nennt. Sanddünen entstanden aus den Sedimenten eines Eiszeitsees und der starke Wind verhinderte eine Ausbreitung der Vegetation. Ganz witzig anzusehen. Kurz danach erreichten wir den Ort Carcross. Den Namen verdankt der Ort den Caribouherden, die auf ihren Wanderungen die hier die nahegelegene Seenenge kreuzten. Große Bedeutung hatte der Ort ab 1896 zu Zeiten des Goldrauschs. Carcross war auch Station der White Pass Railway, die Whitehorse über den White Pass mit Skagway verband. Heute ist der Ort im Grunde ein großes Freilichtmuseum. Am Bahnhof ist ein Informationszentrum untergebracht. Gegenüber der Bahn ist der „Mathew Watson General Store“, der noch heute im Originalzustand geöffnet ist und allerhand Krimskrams verkauft.
Wir fuhren weiter über die Brücke beim Zusammenschluss des Nares- und des Bennett-Lake. Direkt auf der Brücke hatten wir einen tollen Blick über den farbigen See und die Berge dahinter. Kurz danach macht die Straße einen langen Rechtsknick. Genau dort ist eine Parkbucht, von der aus wir einen tollen Blick auf Bove Island hatten. Die Insel liegt malerisch mitten im Nares Lake. Am noch recht neuen Conrad Campground fuhren wir ab und suchten uns einen schönen Platz für die Nacht. Den fanden wir auch und hatten beim Abendessen einen wunderschönen Blick auf den See.
Mittwoch, 14.06.2017
Wir folgten weiter dem Highway direkt am See entlang. Die Ausblicke wurden immer schöner, die Berge um uns herum immer höher. Plötzlich lief eine Elch-Mama mit ihrem Jungtier vor uns über die Straße. Leider verschwanden die beiden schnell im Gebüsch. Kurze Zeit später war es ein Fuchs, der die Straße querte und sich fotogen für uns an die Böschung setzte. Am Windy Arm überquerten wir die Grenze vom Yukon nach British Columbia. Wir fuhren jetzt weiter am Tagish Lake entlang und waren von der Landschaft begeistert. Am Ende des Tagish Lake stieg die Straße stark an und erreichte ein ganzes Stück weiter oben den Tutshi Lake. Schöne Haltepunkte nutzten wir fast alle und kamen so nur langsam voran. Aber wir hatte auch alle Zeit der Welt, denn die Strecke bis Skagway war gar nicht mehr so weit. Die Landschaft wurde mehr und mehr zerklüftet. Die Seen waren voller kleiner und größerer Felsen und schön gefärbt. Es kamen uns eine ganze Menge Busse entgegen, die Touristen von den großen Kreuzfahrtschiffen zum Tagesausflug Richtung Carcross transportierten. Doch gerade als wir auf Höhe des Shallow Lake um eine Kurve bogen, trauten wir unseren Augen kaum. In einiger Entfernung überquerte gerade ein wunderschöner Schwarzbär die Straße und kam uns am Straßenrand direkt entgegen. Wir konnten ihn eine ganze Weile beobachten, bevor er nur wenige Meter neben unserem Camper in den Büschen verschwand. Genau in dieser Zeit kam kein einziges anderes Fahrzeug vorbei. Was hatten wir für ein Glück.
Gleich danach kamen wir zur Fraser Border Crossing, der kanadischen Grenzstation. Direkt davor stand gerade ein Zug der White Pass Railway am dortigen Bahnhof, so dass wir ihn genauer betrachten konnten. Als der Zug abgefahren war überquerten wir die Grenzstation ohne Kontrolle. Danach folgten mehrere Stopps am Bernard- und Summit Lake. Gegenüber dem See konnten wir am Berghang einen weiteren Zug in der Ferne beobachten, ehe wir anschließend den White Pass überquerten. Am Pass ist eine große Haltebucht mit einer Skulptur aus Stein und schönen Blicken in den Canyon. Die Straße fällt ab hier steil bergab in Richtung Meer. Die US-Grenzstation folgt erst kurz bevor wir Skagway erreichten. Hier fanden die üblichen Kontrollen statt. Jedes Fahrzeug durfte nur einzeln zwischen den gelben Metallpfählen hindurch zum Grenzbeamten vorfahren. Aus den Pfählen blitzte es und wir wurden aus mehreren Kameras fotografiert. Der Grenzbeamte war freundlich, checkte nur kurz unsere Reisepässe, fragte nach Waffen und Zitrusfrüchten und schon waren wir durch.
Die Straße führt automatisch mitten nach Skagway hinein. Auf der State Street fuhren wir nach vorne in Richtung Meer. Auf dieser langgezogenen Straße kamen uns schon einige gelbe Oldtimerbusse entgegen, mit denen die Touristen Stadtrundfahrten machten. Am Ende biegt die Straße kurz nach links in Richtung Hafen ab und schon standen wir vor dem Fährterminal der „Alaska Marine Highway“. Wir hatten die Fähre nach Haines nicht vorreserviert, was man aber in der Hochsaison zwingend tun sollte., Wir waren entsprechend gespannt, ob wir für heute Abend noch eine Überfahrt bekommen würden. Wir gingen also in das Gebäude und an den Schalter. Es war außer uns kein Mensch hier. Der nette Mann am Schalter beruhigte uns s, ein Platz auf der Fähre heute Abend sei überhaupt kein Problem. Wir buchten also und bekamen unsere Tickets ausgehändigt. Anschließend stellten wir unseren Camper in die vorgegebene Lane vor dem Fährterminal. Leider fuhr die Fähre erst um 20:30 Uhr, so dass wir, jetzt war es späterer Vormittag, noch massig Zeit hatten Skagway zu erkunden. So machten wir uns gemütlich fertig für den Stadtspaziergang. Auf dem Weg bewunderten wir die drei großen Kreuzfahrtschiffe die aktuell im Hafen lagen. Zwei davon, die Norwegian Pearl und die Norwegian Jewel, waren baugleiche Schwesterschiffe. Das dritte war die Coral Princess. Direkt am Bug der „Pearl“ stand einer der White Pass Railway-Züge und entlud gerade seine Passagiere, die sich gleich auf den Weg zurück zu ihrem Schiff machten. Andere warteten darauf einsteigen zu können. So sehr viele von Kreuzfahrten schwärmen, wir waren uns schnell einig, dass dies nicht unsere Art zu Reisen wäre. Die Auswirkungen des hier herrschenden Massentourismus bekamen wir sogleich zu spüren. Als wir den Bahnhof der White Pass and Yukon Railway erreichten, waren wir von hunderten Touristen umringt, denen man irgendwie ansehen konnte, dass sie von einem der Schiffe kamen. Hier steht unter anderem eine alte Dampflok mit angebautem Schneeräumaggregat. Wir schlenderten den Broadway entlang und betrachteten die ganzen alten Häuser aus der Goldgräberzeit. Wären nicht die Unmengen Menschen gewesen, hätten wir es durchaus idyllisch empfunden. Skagway ist eine alte Goldgräbersiedlung, die 1887 gegründet und 1897 nach Ankunft der Goldsucher ihren heutigen Namen bekam. Skagway ist der nördlichste Punkt der Inside Passage, die von Vancouver aus befahren wird. Der Ort war während des großen Klondike-Goldrausches Ausgangspunkt für die Routen über den White- und Chillkoot-Pass. Heute leben hier etwa 850 Einwohner. Wir schlenderten weiter, schauten uns viele der interessanten Auslagen der Geschäfte an und kamen alsbald schon ans Ende des Broadways. Unterwegs hatten wir die Bonanza-Bar entdeckt und beschlossen dort einzukehren. Es war ganz schön was los, aber wir ergatterten zwei Plätze an der Bar. Es war lustig mitanzusehen, wie entspannt die Kreuzfahrer hier feierten. Alkohol floss in Strömen und wir wollten uns nicht ausmalen, wie viele der hier anwesenden das Abendessen an Bord nicht mehr miterleben würden. Jedenfalls fiel uns auf, dass immer wieder Runden eines speziellen Drinks ausgegeben wurden. Es war ein sogenannter „Fireball“. Ein Whiskylikör mit Zimtgeschmack und einem schönen Abgang aus scharfem Chili. Natürlich mussten wir den auch probieren. Lecker. Zurück in Deutschland haben wir sogleich recherchiert – und ihn bei Amazon bestellt. Jetzt können wir auch geschmacklich jederzeit an unsere tolle Zeit in Skagway erinnert werden.
Zurück beim Camper hatten wir noch massig Zeit bis zur Abfahrt unserer Fähre. Wir machten uns Pasta und legten uns anschließend noch ein wenig aufs Ohr. Nicht lange, denn Sonnenstrahlen weckten uns auf. Wir gingen nach draußen und sahen bei jetzt sonnigem Wetter wie sich die Lanes langsam mit anderen Fahrzeugen gefüllt hatten. Die Schiffe und der Fjord lagen jetzt in tollem Licht und schon bald konnten wir in der Ferne auch unsere Fähre einlaufen sehen. Wir beobachteten das Anlegen und später die ausfahrenden Fahrzeuge. Die Fähre sah neben den Kreuzfahrtschiffen winzig aus und es war kaum zu glauben wie viele riesige Camper und Wohnwägen aus dem Bauch des Schiffes herausfuhren. Wir mussten letztlich lange warten bis wir als eines der letzten Fahrzeuge beladen wurden. Wie der Einweiser jedoch bemerkte, sollte das den Vorteil haben, dass wir als Erste würden wieder runterfahren dürfen. Kurz bevor wir auf die Fähre fuhren, konnten wir das Ablegen der drei Kreuzfahrtschiffe beobachten. Als wir an Bord der Fähre ankamen, schauten wir beim eigenen Ablegen zu und fuhren nach einem Wendemanöver den Fjord entlang. Dabei holten wir die beiden noch vor uns liegenden Kreuzfahrtschiffe ein und überholten die Coral Princess letztlich sogar. Nach nur einer Stunde bog unsere Fähre in einen Seitenarm ein und legte kurze Zeit später an. Wie vorhergesagt durften wir als eine der Ersten von Bord und steuerten sogleich die wenigen Kilometer auf Haines zu. Von dort fuhren wir noch einige Kilometer außerhalb auf der Mud Bay Road zum Chilkat State Park Campground. Es wurde schon dunkel und nachdem wir einen Stellplatz ausgesucht hatten, begann es auch schon zu regnen. Es schüttete die gesamte Nacht hindurch heftig und auch am nächsten Morgen war das Wetter noch stark bewölkt.