Reisebericht Vancouver


Montag, 29.06.2015

 

Unser Kanada-Abenteuer begann mit dem Flug von Nürnberg nach Amsterdam. Nach einem problemlos verlaufenen Umstieg in Schiphol stiegen wir in die KLM-Maschine nach Vancouver. Wir würden uns als ziemlich flugerfahren bezeichnen und waren daher überaus positiv von Service und Komfort an Bord der Holländer überrascht. Die Beinfreiheit war auch in der Economy-Class selbst bei 1,96m Körpergröße ausreichend. Wir hatten es wieder geschafft die bewährten Plätze in der letzten Reihe zu reservieren und genossen den Flug mit einigen Filmchen auf der tollen und funktionierenden (erfahrungsgemäß ist das bei weitem nicht immer der Fall) Media-Anlage der modernen Boeing 777.

Der Anflug auf Vancouver war einfach toll. Wir saßen auf der idealen rechten Seite und konnten aus dem Fenster beim langsamen Sinkflug die Stadt und dahinter die Berge beobachten. Etwas entfernt war Downtown Vancouver zu sehen. Schon von hier oben beeindruckte uns die unglaubliche Lage einer der schönsten Städte der Welt. So war es zumindest in vielen Publikationen angekündigt worden.

Die Immigration verlief nach kurzer Wartezeit problemlos. Wie in den USA wurden wir von der jungen chinesisch stämmigen Beamtin ein wenig befragt. Alles harmlos. Auffällig war nur die Frage nach Aufenthalten in westafrikanischen Ländern in den Wochen zuvor, was auf die grassierende Ebola-Seuche zurückzuführen war. Unsere Koffer kamen schon bald miteinander über das Laufband gehoppelt und schon waren wir draußen. Noch schnell Geld am Automaten abgehoben – was auf jeden Fall günstiger ist als ein Wechsel zu Hause – und schon ging es mit dem Taxi in die Innenstadt. Wir hatten uns im Century Plaza Hotel einquartiert. Das Hotel lag perfekt im Zentrum und die Sehenswürdigkeiten in Downtown waren alle zu Fuß erreichbar. Wir bekamen ein recht großes Zimmer zugewiesen und machten es uns erst einmal bequem, bevor wir für einen ersten kurzen Erkundungsspaziergang loszogen. Schon bald landeten wir in einem kleinen Pub, wo wir draußen sitzen und das Treiben auf der Straße und den Gehwegen beobachten konnten. Das Bier und der Burger schmeckten sehr lecker. Schon in dieser kurzen Zeit merkten wir wie gechillt die Leute hier waren. Irgendwann zog es uns aber doch ins Hotel und bald danach ins Bett. Die lange Anreise machte sich bemerkbar und für den nächsten Tag wollten wir fit zum Sightseeing starten. 


Dienstag, 30.06.2015

 

Gegen 10:00 Uhr machten wir uns auf den Weg, um Vancouver zu Fuß zu erkunden. Wir liefen aus dem Hotel raus und gleich links die Burrard Street hinunter. Gleich an der nächsten Ecke war die kleine St. Andrews Wesley Church gelegen, die wir uns aber nur kurz anschauten. Weiter ging es durch die beeindruckenden Häuserschluchten mit ihren gläsernen Fassaden, in denen sich die umliegenden Gebäude spiegelten. Bei wolkenlosem Himmel und strahlendem Sonnenschein erreichten wir, vorbei am altehrwürdigen Fairmont Hotel und der Christ Church Cathedral, den Canada Place. Auf der rechten Seite lag das Convention Center mit seinem markanten Segel-Dach. Hierher wollten wir später noch einmal zum Schlendern kommen. Davor jedoch gingen wir gegenüber am westlichen Teil des Messegeländes am Gebäude entlang nach unten zum Meer. Auf der Rückseite des Gebäudes bekamen wir einen schönen Platz im The Dutch Bistro, wo wir ein leckeres Frühstück und ein erstes Bierchen genossen. Das alles im Freien mit Blick auf das Hafenbecken, die Berge im Hintergrund und den Flugplatz für die Wasserflugzeuge direkt vor uns. Hier war reger Betrieb. Ständig landeten und starteten die kleinen Propellermaschinen mit ordentlichem Lärm. Von hier könnte man sich in entlegenere Gebiete Kanadas bringen lassen. Später schauten wir am Terminal, also dem Wassersteg, den ein- und aussteigenden Fluggästen zu. Alle waren mit riesigen Rucksäcken bepackt, was darauf hin deutete, dass sie von richtig krassen Outdoor-Erlebnissen zurückkamen. Danach gingen wir die Treppen hoch zum Olympic Cauldron, dem Platz an dem während der Winterolympiade 2010 die olympischen Flammen brannten. Zurück am Canada Place drehten wir die besagte Runde um den Ostteil des Convention Centers, wo auch die Anlegestellen für die großen Kreuzfahrtschiffe waren. Eines lag dort gerade vor Anker. Von der Rückseite hatten wir einen schönen Blick auf die Hafenanlage gegenüber.

Anschließend machten wir uns auf den Weg zum Vancouver Lookout, einem Aussichtsturm mit Blick über die gesamte Innenstadt. Vorher durchquerten wir die Waterfront Station, einen schönen alten Bahnhof. Der Ausblick vom Vancouver Lookout war überwältigend. Rundherum die tolle Skyline, das Wasser, die Berge und in der Ferne auch die Vororte Vancouvers. Beeindruckend schön diese Stadt. Wieder unten gingen wir die West Cordova Street entlang, ehe wir in die Water Street links einbogen. Diese führte direkt ins Gastown, einem historischen Viertel von Vancouver. Der Name stammt von John „Gassy Jack“ Deighton, der hier 1867 das erste Lokal eröffnete. Natürlich schauten wir uns sowohl seine Statue als auch das berühmteste Wahrzeichen des Viertels, eine dampfbetriebene Standuhr an. An der Carrall Street bogen wir nach Süden ab und machten uns auf Chinatown zu besuchen. Dort gingen wir auch in den Dr. Sun Yat-Sen Classical Chinese Garden, einem Ort der Ruhe mit schönen seerosenbewachsenen Teichen und kleinen Tempelchen. Von dort hielten wir uns auf dem Weg zurück entlang der West Pender Street, durch das chinesische Tor hindurch in Richtung West Georgia Street, die wir über die Beatty Street erreichten. Dort sahen wir erstmals das BC Place Stadium aus der Nähe und kurz danach die offizielle Vancouver Womens World-Cup Fanzone. Hier machten wir Halt und schauten mit zahlreichen anderen fußballverrückten das Halbfinale der Frauen-Fußball-WM GER – USA an. Leider mit schlechtem Ausgang für das deutsche Team. Aber die Stimmung und die teilweise schrillen Verkleidungen der US-Fans waren klasse und auch das Bier schmeckte gut. Witzig, dass wir dieses nur ausgeschenkt bekamen, wenn wir ein Papierarmband mit der Aufschrift „Age verified“ trugen.

Nach dem Fußballspiel gingen wir weiter zur einen Block weiter gelegenen "Vancouver Public Library" in der "Robson Street", einem schönen Gebäudekomplex, und zur ein Stück weiter liegenden "Vancouver Art Gallery". Die "Robson Street" selbst ist eine der großen Einkaufsstraßen Vancouvers, so dass sich der Besuch schon alleine deshalb lohnte. Zurück an der "Burrard Street" machten wir uns auf den Rückweg zum Hotel. Ein anstrengender, aber sehr lohnender Fußmarsch lag hinter uns.


Mittwoch, 01.07.2015

 

Heute stand eine große Radtour auf dem Programm. Aus dem Hotel raus und rechts gingen wir diesmal die Burrard Street bis zu Cicle City Tours, wo wir uns für heute Fahrräder ausliehen. Es dauerte nicht lange und wir waren auf unseren Drahteseln unterwegs. Vancouver besitzt ein sehr gutes Radwegenetz mit abgegrenzten Zonen für die vielen Radfahrer. Es empfiehlt sich sehr diese einzuhalten, was aber kein Problem darstellt. Über die Drake Street kamen wir auf die Hornby Street und fuhren diese geradeaus hinunter bis zum Canada Place. Hier beginnt die Vancouver Sea Wall, ein ca. 23 km langer Weg entlang der Wasserlinie. Vom Canada Place hielten wir uns an den Wasserflugzeugen und etlichen prächtigen Wohnhochhäusern und kleinen Häfen vorbei in Richtung Stanley Park. Dieser über 400 Hektar große Park ist der drittgrößte in Nordamerika und wird von den Einheimischen ausgiebig genutzt. 200 km Spazierwege, eine halbe Million Bäume, das Vancouver Aquarium und der Beaver Lake befinden sich hier. Kurz nach Erreichen des Parks fuhren wir am schönen Holzhaus des Vancouver Rowing Club, dem Ruderverein der Stadt, vorbei. Kurz danach hat man von der gegenüberliegenden Seite einen herrlichen Blick auf die Skyline von Vancouver. Bei erneut wolkenlosem Himmel und sommerlichen Temperaturen ein wirklich toller Anblick. Kurz danach erreicht man die Totem Poles, eine kleine Ansammlung von Totempfählen der Ureinwohner, der sogenannten First Nations. Die Pfähle wurden zum Andenken an die früheren Bewohner der Halbinsel aufgestellt und erfreuen sich natürlich bei den zahlreichen Touristen großer Beliebtheit. Rund um die kleine Landspitze erreicht man das Brockton Point Lighthouse, einen malerischen Leuchtturm, den man mit der bereits ins Blickfeld kommenden Lions Gate Bridge zusammen ablichten kann. Ungefähr auf halbem Weg zur Brücke stellten wir an der Beschilderung unsere Fahrräder ab und machten uns durch den dichten Wald auf den kurzen Weg zum Beaver Lake. Der wunderschön gelegene kleine See ist den Spaziergang wert. Zurück bei den Fahrrädern fuhren wir unter der Lions Gate Bridge hindurch, auf der wir nächsten Tag die Stadt Richtung Whistler verlassen. 

Nach  Umfahren der Nordspitze der Halbinsel, die weit in den Burrard Inlet hineinragt, erreichten wir nach einer Weile den Siwash Rock, eine kleine Felsnadel, die einsam am Ufer des Meeresarms steht. Vorbei an den gut bevölkerten Stränden Third- und Second-Beach erreichten wir wieder die Häuser der Stadt an der English Bay und dem gleichnamigen Strand. Dort machten wir Stopp und kehrten im Milestones Grill & Bar ein. Wir aßen einen der besten Burger jemals und genossen die sommerliche Stimmung in vollen Zügen. Weiter fuhren wir immer der Sea Wall entlang, am Sunset Beach vorbei in Richtung Granville Island, die gegenüber auftauchte. Hier im False Creek genannten Fjord fuhren wir immer weiter bis wieder das BC Place Stadium und die Rogers Arena auftauchten. In letzterer spielen die bekannten Vancouver Canucks ihre Heimspiele in der National Hockey League – NHL. Gegenüber sah man auch schon die markante Kugel der Science World, die wir uns nach Umrundung der Bucht genauer ansahen. Nun fuhren wir auf der gegenüber liegenden Seite wieder zurück in Richtung Granville Island, passierten dabei diverse Parkanlagen und hatten immer wieder tolle Blicke auf die Skyline von Vancouver. Eine Begegnung der besonderen Art hatten wir mit zwei Jungs, die Limonade am Wegesrand verkauften. „Leeee-mo-na-aade“, riefen sie unentwegt. „Foooor Do-na-tiooon“. Versteht sich, dass wir ihnen zwei Becher leckere selbst gemachte Limonade abkauften. Im Hintergrund standen die Eltern hinter den Büschen und lachten sich eins. Es war heute Nationalfeiertag und offenbar ist es Brauch, dass die Kinder Limonade und diverse Süßigkeiten verkauften. Wir trafen jedenfalls darauf noch mehr „Verkäufer“ dieser Art. Nachdem wir den Jungs versicherten in Deutschland zu erzählen, dass es die beste Limonade der Welt in Vancouver gibt, machten wir uns wieder auf den Weg. Bei Granville Island ketteten wir unsere Fahrräder an und stürzten uns ins Getümmel. Die Halbinsel, früher eine reine Industrieanlage, wurde zu einem riesigen Einkaufs- und Kulturviertel umfunktioniert. Es gibt einen Flohmarkt, eine Marina, ein Museum für Modelleisenbahnen, mehrere Theater und Einkaufsstraßen. Das alles gruppiert sich um den letzten erhaltenen Industriebetrieb, eine Zementfabrik. Uns war es hier schnell zu voll, denn am Feiertag schien ganz Vancouver hier versammelt zu sein. Also machten wir uns auf den Weg weiter in Richtung Vanier Park mit Strand und schönem Blick in die English Bay. Hier beendeten wir unsere Tour und drehten um. Ein kurzes Stück zurück folgten wir der Beschilderung über die Burrard Bridge. Über diese gelangten wir wieder auf die andere Seite des False Creek und hatten von oben einen grandiosen Blick über das Wasser und Granville Island. Kurz nach der Brücke waren wir wieder am Ausgangspunkt, dem Fahrradverleih, angekommen. Auf dem Weg zurück zum Hotel kehrten wir noch in einem schönen Pub ein und tranken ein leckeres Bierchen. Ein überaus gelungener Tag. Wir empfehlen jedem Besucher Vancouvers zwingend diese Radtour zu machen.