Reisebericht Yellowstone Nationalpark


Dienstag, 01.06.2010

 

Heute war es endlich soweit. Es ging in eines unserer Hauptreiseziele – den Yellowstone Nationalpark. Da wir tags zuvor bereits einiges vom Grand Teton Nationalpark gesehen hatten, machten wir nur noch einen kleinen Abstecher zur Signal Mountain Summit Road. Die führte uns auf einen kleineren Berg und zu einer Aussicht auf die Teton Range. Bei schlechtem Wetter war der Ausblick leider nicht so schön wie er hätte sein können. Einige Zwischenstopps später gelangten wir auch schon an den Eingang des ältesten und größten Nationalparks Amerikas. Zudem ist er neben dem Grand Canyon auch der Bekannteste und weist die meisten Besucherzahlen auf. Kurz nach der Einfahrt wollten wir uns die Lewis Falls ansehen, was aber an einer langen Baustelle scheiterte. Wir standen als erstes Auto in der Schlange und warteten etwa 20 Minuten, bis wir hinter einem Pilot Car durchgelotst wurden. So war unsere erste Station das West Thumb Geyser Basin, eines der kleinsten geothermalen Becken des Parks. Da gerade kurz die Sonne durchkam, machten wir uns gleich auf den Weg über die angelegten Stege und erforschten etliche wunderschöne Pools und Geysire. Die lagen direkt am riesigen Yellowstone Lake, was umso schönere Motive ergab. Einige Geysire kamen sogar direkt aus dem Wasser des Sees und hatten sich kleine Inselchen geschaffen. Entlang des teilweise noch zugefrorenen Sees fuhren wir danach weiter bis zur Fishing Bridge, einer Brücke über einen kleinen Fluss, unter der eine ganze Schlange von kleinen Eisschollen abfloss. Ein tolles Bild. Auf gleicher Strecke fuhren wir dann zurück und dann Richtung Norden bis zum Upper Geyser Basin. Dort lagen sowohl der weltberühmte Old Faithful Geysir als auch unsere Unterkunft für die nächsten zwei Nächte. Wir haben es uns nicht nehmen lassen uns im altehrwürdigen Old Faithful Inn einzuquartieren. Das 1904 erbaute Inn sieht aus wie eine große Blockhütte, komplett aus riesigen Baumstämmen erbaut. Besonders der Bereich der Lobby ist architektonisch einmalig. So war diese auch ständig mit Besuchern gefüllt, die gar nicht im Hotel übernachteten. Wir hatten ein Zimmer ohne Bad gebucht, alles andere war schon viele Monate vorher ausgebucht. Trotz dieses kleineren Mankos fühlten wir uns auf Anhieb wohl. Das kleine Eckzimmerchen war einfach urig, niedlich und fast schon museumsreif. Man fühlte sich in die alten Zeiten der Jahrhundertwende zurückversetzt. Zum glorreichen Abschluss des Tages gingen wir noch raus und schauten uns einen ersten Ausbruch des Old Faithful an. Wir standen dabei allerdings strategisch etwas ungünstig, da wir kaum das Wasser, sondern vielmehr den Dampf zu sehen bekamen. Trotzdem beeindruckend welche Naturkräfte hier am Werke sind.


Mittwoch, 02.06.2010


Am Morgen ein erster Blick nach draußen – es war immer noch grau bedeckt und es regnete. Nachdem der Regen etwas nachließ, gingen wir los, um uns zunächst im Visitor Center einen Plan zu besorgen. Der war zwar später überflüssig, da an allen Kreuzungen in den Geyser Basins sehr gute Beschilderungen angebracht waren. Doch um später nachzuvollziehen welche Becken, Geysire und Mud Volcanos wir gesehen hatten war er sehr brauchbar. Guten Mutes begannen wir unseren für etwa 6 km geplanten morgendlichen Trail durch das Upper Geyser Basin. Nur wenige Minuten später begann es wie aus Eimern zu schütten. Schnell waren wir durchnässt, hielten aber noch einige Zeit stand. Irgendwann war klar, so machte es keinen Spaß und die "Elektrogeräte“, wie Ulli sie nennt, hätten größeren Schaden nehmen können. Also gingen wir zurück ins Hotel, trockneten und wärmten uns bei einem heißen Kaffee im ersten Stock über der Lobby. Und siehe da, gerade danach klarte es auf und der Regen hörte auf. Jetzt entschlossen wir uns, zunächst mit dem Auto loszufahren und einige der kleineren Basins zu besuchen. Das Black Sand Geyser Basin war das erste. Klein aber fein könnte man es nennen. Einige farbenfrohe Pools – so der Emerald Pool und der Sunset Lake -  erwarteten uns und stimmten uns auf alles Weitere gut ein. Anschließend war eigentlich das Bisquit Basin geplant, doch das war wegen Bauarbeiten an den Wegen geschlossen. Also gleich zum Midway Geyser Basin, wo wir von einer ganzen Menge Dampf erwartet wurden, der die Sicht auf die schönsten Becken erheblich einschränkte. So konnten wir in der Regel nur die sehr schönen Ränder des Grand Prismatic Pool sehen. Schon kurz danach ging es ab auf den Firehole Lake Drive, der u. a. zum Great Fountain Geysir führte. Zurück auf der Hauptstraße fuhren wir weiter nordwärts, um kurz vor Madison Junction auf den Firehole Canyon Drive abzubiegen. Die Einbahnstraße führte durch einen schönen Canyon. Auf dem Rückweg hielten wir letztlich noch an den Fountain Paint Pots an. Hier hatten wir großes Glück und sahen auf dem Rundweg unseren zweiten aktiven Geysir. Es war zwar ein kleinerer, aber nicht minder spektakulär. Zurück im Hotel wagten wir am Nachmittag den zweiten Versuch das Upper Geyser Basin zu erkunden. Diesmal hatten wir Glück, denn das Wetter hielt und sogar die Sonne ließ sich das eine oder andere Mal blicken. So gingen wir vorbei am aktiven Castle Geysir – er spuckte immer wieder kleinere Wasserspritzer aus – bis zum einzigartigen Morning Glory Pool. Der ist neben dem Old Faithful vielleicht die zweitgrößte Attraktion dieses Gebiets. Pools dieser Art gab es zwar viele, doch keiner kann mit derartig intensiven Farben aufwarten und bei keinem anderen kann man so tief in die blaue Tiefe sehen wie hier. Ein einzigartiges Erlebnis. Es machte uns traurig, dass der Morning Glory Pool immer mehr an Farbe verliert, da dies nicht an natürlichen Phänomenen liegt, sondern vielmehr an vandalistischen Vollidioten, die laufend Coladosen, Münzen und sonstigen Müll in den Pool werfen. Auf dem Rückweg zum Hotel nahmen wir noch den ersten Teil, den wir am Morgen abbrechen mussten in Angriff. Auch hier hatten wir wieder richtig viel Glück. Nicht nur, dass der Sawmill- und der benachbarte Tardy Geysir gerade ausgebrochen waren, als wir vorbei kamen. Kaum 20 m nachdem wir ihn passiert hatten ging auch noch der Aurum Geysir direkt vor unseren Augen hoch und erlaubte uns spektakuläre Bilder und Filme zu machen. Er bricht normaler Weise etwa alle 5-8 Stunden aus. Die Krönung aber war, als gerade mit unserer Ankunft an einer diesmal besseren Aussichtsstelle, der Old Faithful hochging. Dazu kam auch noch gerade rechtzeitig die Abendsonne heraus, so dass wir Einzigartiges zu sehen bekamen.


Donnerstag, 03.06.2010


Heute mussten wir das Old Faithful Inn wieder verlassen. Wieder ging es auf die Strecke Richtung Norden, vorbei an den Basins, die wir gestern schon gesehen hatten. Erstes Ziel heute waren die Artists Paintpots, ein sehr farbenfrohes Gebiet mit einigen Mud Pools. Von dort ging es gleich weiter in eines der größten Geyser Basins, dem Norris Basin. Hier ist vor allem der Steamboat Geysir die große Attraktion, wenn dieser auch so gut wie nie ausbricht. Wenn er es allerdings tut – letztmals war dies im Mai 2005 der Fall – spritzt er sein heißes Wasser bis über 100 m Höhe. Doch auch den Geysir an sich fanden wir toll. Er ist schon ohne Wasserfontänen riesig. Der Steamboat ist aber nicht die einzige Sehenswürdigkeit im Norris Becken. Viele kleine Pools, Becken, weitere Geysire und durch Algen und Bakterien verursachte grellbunte Farbenpracht. Einzig zu Beginn unserer Wanderung durch die geothermalen Felder des Porcelain Basin – der Name ist angesichts porzellanartiger Farben wirklich angebracht - spielte das Wetter nicht so richtig mit und es regnete und war windig. Wir hatten jedoch wie gewohnt Glück, denn es wurde besser und zumindest wurden wir nicht mehr von oben nass. Angesichts der Wetterprognosen für unseren gesamten Yellowstone-Besuch, musste man jetzt schon von gutem Wetter reden. Letzte Station heute waren dann die Mammoth Hot Springs. Es sind Sinterterrassen, die normaler Weise weiße Ablagerungen bilden. Nachdem jedoch in den letzten Jahren kaum noch Wasser nachkam, haben diese an Pracht deutlich eingebüßt. Wie auf einem Reiseführerfoto aus den 90ern sieht es heute jedenfalls nicht mehr aus. Auf einer Rundfahrt um die oberen Terrassen konnten wir trotzdem noch ein kleines Gebiet entdecken, dass uns den Atem raubte. Unglaubliche Naturschönheit präsentierte sich uns und wir waren begeistert. Grelle Orange-, Gelb- und Grüntöne umgarnten unsere Augen. Wirklich schön anzuschauen. Die unteren Terrassen hingegen schauten schon bei erstem hinsehen nicht annähernd so gut aus. Sie wirkten eher farblos, ausgelaugt und weniger ansehnlich. Deshalb ließen wir den Rundgang denn auch weg. Nach Einchecken in unserer Cabin im Mammoth Hot Springs Hotel machten wir es uns gemütlich.


Freitag, 04.06.2010


Wie gewohnt regnete es am Morgen. Wir hofften auf Wetterbeständigkeit, da es bislang immer nach Mittag aufhörte und bis zum Abend einigermaßen trocken blieb. So machten wir uns auch erst gegen 09:30 Uhr auf den Weg, den oberen Loop der „Acht“, die durch den Yellowstone geht abzufahren. Erste Station direkt von der Straße waren die Undine Falls. Nicht schlecht, doch bei noch anhaltendem Regen auch keinen langen Besuch wert. Da es weiter regnete fuhren wir am Grand Canyon of the Yellowstone zunächst vorbei und besuchten erst die Mud Volcano Area. Ein 1 km langer Rundweg führte uns zu mehr oder weniger interessanten Pools, die mit Schlamm gefüllt waren, blubberten und rumorten. Insgesamt war dieses Gebiet jedoch eher weniger interessant. Kurz darauf sahen wir uns auch die Le Hardy Rapids, Stromschnellen im Yellowstone River, an. Schön. Jetzt ging es aber endgültig zurück zur Hauptattraktion des Tages, dem Grand Canyon of the Yellowstone, mit den Upper und Lower Falls. Wir fuhren zunächst auf den South-Rim-Drive und hielten am ersten Overlook für den Upper Fall. Es regnete nach wie vor in Strömen, so dass wir etwa eine halbe Stunde im Auto warteten. Immer noch in der Hoffnung auf Wetterbesserung am Nachmittag. Und tatsächlich, es wurde erneut besser. Der Regen hörte plötzlich auf, das Licht wurde heller und selten zeigte sich auch wieder die Sonne. Los ging es gleich zum Viewpoint. Eine klare Steigerung erlebten wir dann am Ende des South Rim, dem Artists Point. Hier erlebten wir hautnah, woher der Nationalpark seinen Namen hat. Die grellgelben Wände des bis zu 1400 ft tiefen Canyons, durchdrungen von allerlei anderen Orange- und Brauntönen, ist einzigartig anzusehen. Hinzu kam noch der jetzt fernere Blick auf den Upper Fall. Toll. Es wurde jedoch noch besser. Erst fuhren wir wieder zurück und bogen dann von der Hauptstraße auf die Zufahrt zum Brink of the Upper-Fall ein. Wie wir erfahren sollten hieß das, bis auf wenige Meter an den Übersturzpunkt des unglaublich viel Wasser mit sich führenden Flusses am Upper Fall heranzugehen. Es wurde einem fast schwindelig bei direktem Blick in die unter einem herunterstürzenden braunen Wassermassen. Beeindruckend. Noch besser? Ja, natürlich. Jetzt waren wir auf den North-Rim-Drive eingebogen. Gleich am ersten Stopp konnten wir wieder zum Brink hinuntersteigen. Eine schweißtreibende Angelegenheit, ging es doch auf 700 m Länge etwa 180 Höhenmeter nach unten. Der Anblick des etwa dreimal so hohen Lower Falls, direkt von über der Kante, war atemberaubend. Mit ohrenbetäubendem Tosen brachen die Fluten nach unten. In dichter weißer Gischt floss der Fluss unten weiter den Canyon entlang. Ein überwältigendes Naturspektakel vor der unglaublichen Kulisse der gelben Felswände des Grand Canyon of the Yellowstone. Weitere Aussichtspunkte folgten, wovon der Overlook Point der schönste war. Beeindruckt fuhren wir die Strecke wieder zurück Richtung Mammoth Hot Springs, überquerten dabei den 2700 m hohen Dunraven Pass und das Hayden Valley. Einige Tierbegegnungen mit Bisons bereicherten den Tag zusätzlich.


Samstag, 05.06.2010


Nachdem wir das geplante Programm des heutigen Tages größtenteils bereits an unserem Puffertag „abgearbeitet“ hatten, fuhren wir mit weniger großen Erwartungen los. Allerdings wurden wir am Morgen von einem deutlich besseren Wetter überrascht. Die Sonne ließ sich in großen Wolkenlücken sehen und das Licht war gleich ein viel freundlicheres. Gleich neben unserem Hotel besuchten wir deshalb doch noch die unteren Terrassen der Mammoth Hot Springs. In der Sonne waren diese wirklich sehr schön und boten einige tolle Perspektiven. Danach fuhren wir dieselbe Strecke wie schon gestern. Durch das Hayden Valley, vorbei am Sulphur Caldron und dem Mud Volcano. Im Gegensatz zum gestrigen Tag konnten wir heute kein einziges Tier entdecken. Gerade als wir dies anmerkten, sahen wir auf der engen Passstraße zum Dunraven Pass schon von weitem einen  Massenauflauf und jede Menge an der Seite stehender Autos. Das musste etwas Besonderes sein. Kaum hatte ein Mann die Frage von Ulli nach dem Grund des Auflaufs beantwortet – „it´s a Grizzly Bear with a couple of Cups“ – sahen wir sie auch schon. Vom Hang über der Straße kamen sie gerade herunter auf die Straße, eine Grizzly Mama mit ihren beiden Neugeborenen. Unglaublich, all die Tage hatten wir Ausschau gehalten und gerade jetzt, am Abreisetag, bekamen wir die größte Attraktion Yellowstones direkt vor der Nase präsentiert. Atti zögerte nicht und fuhr einfach an den vielen Leuten und geparkten Autos vorbei, um einen besseren Blick zu erhaschen. Fotos gelangen nur von hinten, doch Ulli konnte die drei Bären super auf Film bannen. Vor allem als sie den Hang von der Straße weiter nach unten und auf ein Schneefeld gingen, hielt sie trotz einer gestrengen Rangerin voll drauf und erwischte die Familie in aller Pracht. Wahnsinn! Wir waren noch lange Zeit danach völlig aufgeregt, ob dieses seltenen Ereignisses. Nur wenige Yellowstone-Touristen haben das Glück überhaupt einen Bären zu sehen – und wenn, dann in der Regel Schwarzbären. Wir kamen genau in der richtigen Sekunde an die richtige Stelle, um gleich drei Grizzly´s, davon zwei Baby´s zu sehen. Klasse. Doch das Glück des heutigen Tages war noch nicht aufgebraucht. Auf der weiteren Fahrt entlang des Yellowstone Lakes Richtung Ostausgang konnten wir das noch immer teilweise zugefrorene Ufer super ablichten. Zudem grasten entlang der Wiesen am See eine ganze Menge Bisons. Gerade als wir schon fast aufgebrochen waren, kam eine Gruppe mit ihrem Leitbullen genau auf uns zu. Dieser lieferte uns und einer Gruppe Bustouristen im Anschluss eine perfekte Show. Keine 5m von uns entfernt wälzte er sich in einem Erdloch, das er wohl schon vorher benutzt hatte. Damit nicht genug. Er steigerte sich so sehr hinein, dass er mit seinem Kopf und den Hörnern das Loch immer weiter aushöhlte. Dazwischen flippte er teilweise völlig aus, vollführte Sprünge und Pirouetten, kickte mit den Hinterbeinen nach hinten und lief mehrere Meter in unsere Richtung. Es war eine beeindruckende Demonstration seiner Kraft. Diesem Geschöpf möchte man nicht im Weg stehen und die vielen Warnschilder bzgl. der Bisons sind sicher nicht verfehlt. Auch wenn die meisten einen alles andere als aggressiven Eindruck hinterließen. Als der Busfahrer rief „The Bus is loading“, wurde uns bewusst, wie schön es ist völlig unabhängig seine eigenen Pläne verfolgen zu können. So fuhren wir weiter, sahen noch den Steamboat Point am See, einen tollen Aussichtspunkt vom Berg und eine tolle Passstraße bis zum Ausgang des Yellowstone, den wir nach beeindruckenden Tagen verließen. Wir fuhren jetzt durch eine schöne Landschaft entlang des Shoshone River bis zum Buffalo Bill Dam. Wir ließen es uns nicht nehmen, uns bei starkem Wind mit einem Golfwagen vom Parkplatz die letzten Meter bis zum Damm chauffieren zu lassen. Der Damm war – wie jeder andere schon – sehr beeindruckend, wenn auch im Vergleich sehr schmal. Die Schlucht dahinter war ebenfalls einen Blick wert. Kurz danach erreichten wir unser heutiges Endziel Cody. Die von William „Buffalo Bill“ Cody gegründete Stadt im Westernlook sahen wir uns nur bei einer Durchfahrt mit dem Auto an.