Reisebericht Kakadu Nationalpark


Dienstag, 05.06.2012

 

Von den Edith Falls wollten wir heute wieder sehr früh los und in das nächste Weltnatur- und –kulturerbe fahren, den Kakadu Nationalpark. Der Name leitet sich, obwohl im Park zahlreich vorkommend, nicht von den Kakadu Vögeln ab, sondern vom Aboriginal Wort Gagudju. An einem Roadhouse stand eine Infohütte des Kakadu, wo wir unsere Eintrittsgebühr von satten 25,- $ pro Person löhnen mussten. Dafür erhielten wir aber auch jede Menge Info Flyer und die Information, dass der Track zu den Jim Jim und Twin Falls noch geschlossen war. Oh Mann! Diese hatten wir zwar schon schweren Herzens aus der Planung genommen, weil vorab ein 60 km langer, schwerer 4WD Track zu bewältigen war.  Gestern Abend hatten wir uns entschieden doch hinzufahren. Die beiden Wasserfälle mussten „die“ Höhepunkte des Kakadu sein. Und jetzt das. Angeblich auf Grund von noch zu viel Wasser und der noch nicht abgeschlossenen "Crocodile Surveys" war der Track noch nicht frei gegeben. Wir begegneten jetzt an allen Ecken und Enden den Warnschildern vor den großen Leistenkrokodilen, den „Salties“. Sie sind die größten Krokodile der Erde und extrem gefährlich. Es gab immer wieder Todesfälle von Besuchern, die zu nah an die entsprechenden Gewässer herangingen. Eine Attacke überleben die wenigsten und wenn, dann mit erheblichen Verletzungen und viel Glück. Die Viecher sind Allesfresser und nehmen offenbar auch gerne mal ein menschliches Häppchen mit. Das ist nun wirklich kein Spaß. Daher waren wir auch sehr vorsichtig als wir uns dem Pool der Gunlom Falls näherten. Darin sollten zwar vorwiegend Freshies heimisch sein, aber manchmal verirrte sich eben auch ein Saltie hierhin. Es schien jedoch alles friedlich und wir machten uns vom gleichen Parkplatz aus auf den Weg zum South Alligator River. Dazwischen war noch ein Billabong, den wir auch nach kurzem Marsch erreichten. Hier war dann leider Schluss, denn der weitere Weg war ebenfalls aus saisonalen Gründen gesperrt. Also zurück und die 30 km lange Gravel Road wieder zum Kakadu Highway. Von dort fuhren wir zu einem nicht nennenswerten Ausblick und dann weiter zum Nourlangie Rock. Diesen Trip zogen wir heute schon vor und gewannen dadurch für morgen sicher wertvolle Zeit. Der Nourlangie Rock ist eine der wichtigen Kulturstätten der Aborigines. In diesen höher gelegenen Felsen haben diese während der Wet Season gelebt. Wunderschöne riesige Felsüberhänge bildeten gute Unterschlupfmöglichkeiten. Berühmt geworden war die Stätte aber auf Grund der vielen sehr schönen Felsmalereien, die teilweise über 10.000 Jahre alt sind. Der schön angelegte Rundweg machte Spaß und am Viewpoint oben auf dem Hügel hatten wir einen tollen Blick in die mit viel Vegetation bewachsenen Feuchtgebiete. Von hier fuhren wir die 30 km zurück nach Cooinda, wo wir uns schon vorab von zu Hause einen Platz auf dem Campingplatz reserviert hatten. Wie es der Teufel wollte fingen wir uns ausgerechnet hier einen Steinschlag in der Frontscheibe ein. Auf geteerter Straße und nur einen langsamen normalen PKW vor uns. Mist! Das ist von der Versicherung nicht gedeckt und wir durften gespannt sein, was uns Apollo dafür berechnen würde. Dafür bekamen wir einen riesigen Stellplatz mit  nachträglich dazugebuchtem Strom. Wir hatten noch nie so viele Mosquitos gesehen wie hier, gleich neben den Yellow Waters. Eine große Bewährungsprobe für unser mitgebrachtes Mückenspray.


Mittwoch, 06.06.2012

 

Heute war "Crocodile Day". Wir mussten früh raus, denn wir hatten die 06:45 Uhr Cruise auf dem Yellow Water Billabong gebucht. Um 06:15 Uhr wurden wir direkt vor dem Campingplatz von einem Bus zur Bootsrampe gebracht. Die letzten Meter zum Boot legten wir auf einem von Gittern eingezäunten Pfad zurück. Spätestens da wurde uns klar, dass wir das Gebiet der großen Salzwasserkrokodile, den „Salties“, betraten. Das Boot legte noch vor Sonnenaufgang ab und die Stimmung über dem Wasser und den Sumpfgebieten war einmalig. Das Wasser schien leicht zu dampfen und überall erwachten die Tiere. Vor allem die reiche Vogelwelt wurde schlagartig aktiv und wir sahen auf der gesamten Fahrt einige schöne, einige lustige und einige stattliche Exemplare. Ein Weißkopfseeadler gab sich die Ehre, ein Storch, verschiedenen Reiher und sonstige die wir nicht immer zuordnen konnten. Irgendwann sahen wir dann auch unser erstes Krokodil, das einfach nur im Wasser schwamm. Ein eher kleineres Exemplar. Trotzdem schon in diesem Format Furcht einflößend. Wir fuhren auf dem Billabong hin und her und unser Skipper hielt an schönen Stellen immer mal wieder an. Er erklärte auch einiges, doch wir verstanden nicht immer alles. Auch die Pflanzenwelt hier draußen, in dieser eigenen kleinen Welt war einzigartig. Viele Mangroven, Wasserblüten und Sonstiges konnten den Botaniker ins Schwärmen bringen. Zum Ende hin entdeckten wir noch ein paar weitere Krokodile, wie wir fanden ein paar zu wenige insgesamt. Die zwei Stunden waren plötzlich wie im Fluge vergangen und wir kamen zurück zur Anlegestelle. Trotz der aus unserer Sicht zu wenigen Krokodilsichtungen waren wir total begeistert von diesem Ausflug. Er war unglaublich toll und es war eine gute Entscheidung gleich den Cruise am frühen Morgen zu wählen. Diese Fahrt auf keinen Fall verpassen!

Im Anschluss fuhren wir wieder los und den Kakadu Highway weiter bis zum Örtchen Jabiru. Der ist Hauptversorgungsstelle im Park, so dass auch wir volltankten und im dortigen Supermarkt einkauften. Von dort war es nicht mehr weit zum Abzweig in Richtung Ubirr Rock. Dieser ist eine weitere Weltkulturerbestätte im Park, wo man auf Felsen alte Zeichnungen der Aborigines sehen kann. Wie schon am Nourlangie Rock gingen wir den schön angelegten Weg durch die Felsformationen und auch zum Nadab Lookout oben auf dem riesigen Felsen selbst. Von dort hatten wir wieder einen schönen Überblick auf das weite Land und die Abbruchkante des Arnhem Land.

Es war erst kurz nach Mittag und durch die eingesparte Zeit gestern konnten wir uns überlegen, was wir noch machen wollten. Wir hatten eine richtig gute Idee, die Jumping Crocodiles am Adelaide River. Diese Bootstour war aber vor allem aus Zeitgründen nicht wirklich eingeplant und außerdem wurde das Spektakel, bei dem Krokodile per Köder zum Herausspringen aus dem Wasser gebracht werden, im Reiseführer schlecht gemacht. Trotzdem entschieden wir bis dahin zu fahren und mal zu schauen, ob wir überhaupt eine passende Tour erwischen würden. Wir fuhren also zum Visitor Center der „Window of the Wetlands“. Das ist ein Feuchtgebiet entlang des Adelaide River schon außerhalb des Kakadu Nationalparks. Und siehe da, um 15:00 Uhr ging ein Boot. Wir hatten noch 20 Minuten Zeit und checkten fünf Minuten später ein. Wir würden nie bereuen, diese Entscheidung getroffen zu haben. Klar, die Sache mit dem „Jumping“ konnte man differenziert betrachten, doch wir sahen auf der Fahrt kreuz und quer über den Fluss Unmengen an Krokodilen in freier Wildbahn. Auf den matschigen Ufern, im Schilf, im Wasser, überall waren diese beeindruckenden und Angst einflößenden Urviecher. In unserem kleinen Boot waren wir ganz nahe dran. Auch das Springen war letztlich toll. Wir waren begeistert, auch weil wir wussten, dass die Köder kaum Fleisch enthielten und somit nicht in den natürlichen Ernährungsprozess eingriffen. Gegen Ende sahen wir auch noch eines der ganz großen Tiere mit etwas über 5 mtr. Länge. Das war ein gewaltiges Tier und wir hörten das Kiefergeräusch, als es nach dem Köder schnappte. Es hörte sich an wie wenn Knochen brechen würden. Kaum vorstellbar, dass es oben an der Meeresküste Exemplare mit über 8 mtr. Länge geben soll. Unser Skipper war cool drauf und erzählte noch ein paar Geschichten. Die eigentlich einstündige Tour dauerte am Ende sogar 20 Minuten länger, weil wir noch nach einem Baby Krokodil suchten. Wir fanden nur „Michael Jackson“, ein großes Exemplar mit einem weißen Kopf und dunklem Körper. Neben den Krokodilen wurden auf der Fahrt auch eine Art Bussarde oder Falken angelockt. Sie umkreisten das Boot und fingen die Brocken aus der Luft. Zum Höhepunkt kam ein Weißkopf-Seeadler angeflogen und holte sich den Fleischbrocken von der in die Luft gehaltenen Angel. Erstaunt beobachteten wir, wie die Bussarde oder Falken ihn danach regelrecht attackierten und ihm das Stück abjagen wollten. Der Adler verschwand im Geäst am Ufer und war dort offenbar in Sicherheit.

Wir fuhren weiter Richtung Darwin und kamen am Didgeridoo Hut vorbei, wo wir später noch hin wollten. Wenige Kilometer Richtung Süden fanden wir einen schnuckeligen Campingplatz, an dem wir unser letztes großes Barbecue veranstalteten. Und klein wie die Welt ist, kam auch noch das junge deutsche Paar mit ihrem Britz Camper, das wir schon auf der Bootstour in der Katherine Gorge und im Kakadu getroffen hatten. Irgendwie hatten wir den gleichen Weg.