Reisebericht Rapid City bis Denver


Sonntag, 06.06.2010


Heute stand uns der längste Fahrtag mit etwa 700 km bevor. Deshalb standen wir seit Längerem wieder einmal richtig früh auf und waren um 06:40 Uhr bereits auf der Strecke. Endlose Weiten rauschten in den nächsten Stunden an uns vorbei, ehe wir den Abstecher zum Devils Tower National Monument nahmen. Dieser war ein riesiger Felsmonolith, der mitten in der Prärie wie von Geisterhand aus dem Boden zu wachsen schien. Den Rundweg um den Felsen machten wir nur zu einem Teil, bis wir ein paar schöne Fotos und Filme in der Tasche hatten. Da heute Sonntag war, nutzten offenbar viele Amerikaner den Tag um auch hierher zu kommen und zu picknicken. Also schnell weg und weiter. Der nächste Abstecher vor unserem Zielort Rapid City in South Dakota ging nach Lead und Deadwood, zwei ehemaligen Goldgräberstädtchen, die heute noch ihren Flair aufrecht zu erhalten versuchen. Deadwood gelingt das, indem durch erlaubtes Glücksspiel viele Gäste in die vielen Hotels und Saloons im Westernstil angelockt werden. Nichts für uns. Zumal wir kurz davor schon eine Enttäuschung erleben mussten. Der Presidents Park, in dem alle 42 bisherigen amerikanischen Präsidenten in Form von großen Büsten aufgestellt sind, war geschlossen. So checkten wir in unserem heutigen Motel in Rapid City ein und gingen in einem echten 50er Jahre Diner einen Burger essen. Lecker.


Montag, 07.06.2010


Ein wenig amerikanische Geschichte stand heute beim Mount Rushmore National Memorial auf dem Programm. Wenn man diesen Besuch auch ein wenig belächeln kann, so gefiel er uns trotzdem sehr. Vor allem angesichts der Tatsache, welche bauliche Leistung innerhalb von 13 Jahren mit den damaligen Mitteln (Fertigstellung 1940) erbracht wurde. Zudem sind die Köpfe der vier Präsidenten Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln zweifellos sehr gelungen. Hinzu kam ein immer besser werdendes Wetter. Was will man mehr. Der anschließende Besuch des Crazy Horse Memorial war dagegen der größte Nepp aller Zeiten. Um 20 $ wurden wir erleichtert, nur um in einem riesigen Visitor Center ein Gesicht eines Indianers zu sehen und zu erahnen wie der Berg am Ende aussehen mag. Die überall zu sehenden Modelle des fertigen Bildes halfen dabei. Als wir auch noch sahen, dass der 1982 verstorbene Künstler bereits 1949 mit den Arbeiten begonnen hatte, war völlig klar, dass dieses Monument offenbar gar nicht fertig werden soll. Angesichts des großen Besucherandrangs kein Wunder, bringen wir doofen Touristen doch genug Geld in die Kassen. Ernüchtert fuhren wir weiter in den Custer State Park, wo wir erneut zur Kasse gebeten wurden. Die 12 $ waren aber deutlich besser angelegt, konnten wir doch einen schönen Spaziergang am Sylvan Lake machen und einen sehr schönen Needles Highway befahren. Auf dem Weg zurück nach Rapid City machten wir Halt im Bear Country USA, einem Drive-Through Park. Dort sahen wir bei einer Rundfahrt in Schrittgeschwindigkeit mit dem eigenen Auto jede Menge Wildtiere in einem riesigen Areal. Elche, Arktische Wölfe, Bergziegen, Pumas, Büffel und vor allem Unmengen von Bären liefen dort frei herum. Schwarz- und Grizzlybären waren überall, liefen vor und hinter unserem Auto über die Straße, lagen auf Baumstümpfen oder einfach nur im Gras, liefen ziellos umher oder badeten in Teichen. Auch wenn einem auf Grund der Gefangenschaft der Tiere ein komisches Gefühl plagte, war es doch ein besonderes Erlebnis diesen Tieren in „fast“ freier Wildbahn so nah zu sein. Unser Yellowstone-Erlebnis konnte es zwar nicht toppen, doch wir waren begeistert. Die Begeisterung stieg jedoch noch viel weiter an, als wir am Ende der Tour einen Rundgang bei den Baby´s machen konnten. In einem Gehege war er dann. Der größte Bären-Kindergarten, den man sich nur vorstellen kann. Geschätzte 40 Bärenkinder balgten sich, rauften in Dreier- und Vierergruppen, liefen begeistert durch einen hohlen Baumstamm, badeten in Wassertrogen oder kletterten auf Bäumen herum. Stundenlang hätte man den süßen Wollrackern noch zuschauen können. Doch die Speicherkarten brauchten eine Pause und unser nächstes Ziel wartete. Dazu mussten wir von Rapid City aus noch 80 mi Richtung Osten auf der Interstate hinter uns bringen. Doch auch die gingen vorüber und wir waren im Badlands Nationalpark angelangt. Anfangs konnte man meinen, die einzigartige Landschaft würde im Laufe des 28 mi langen Scenic Drives nicht mehr viel hergeben. Man wurde jedoch schnell eines Besseren belehrt. Der Badlands war ein sehr schöner und erneut völlig anders aussehender Park, der seine Naturschönheit aus vielen Perspektiven darbot. Hinzu kam, dass dunkle Gewitterwolken ein ganz besonderes Licht ergaben. So machten wir uns mit einem guten Gefühl zurück auf den Weg nach Rapid City, wo wir uns den nächsten Burger in Abendrot gehüllt schmecken ließen.


Dienstag, 08.06.2010


Der heutige Tag ist schnell erzählt, denn es stand wieder eine lange Etappe auf den Straßen Amerikas auf dem Programm. Es blieb unvermeidlich, dass wir die vielen Meilen von Rapid City bis kurz vor Denver irgendwie runterreissen mussten. Alle gestrigen Pläne bzgl. eventuellem Einschieben der Elsworth Air Force Base oder des Wind Cave Nationalparks wurden ad acta gelegt. Wir durchquerten South Dakota durch das National Grasland, der Filmkulisse zum Spielfilm „Der mit dem Wolf tanzt“. Schön, aber auf Dauer dann doch ein wenig eintönig. Spaß machten jedoch die vielen tollen Wolkenformationen an einem sonnigen Tag. Als wir die Grenze zu Wyoming überquerten, änderte sich zunächst nicht viel am Landschaftsbild. Endlich war die Interstate 25 erreicht und es ging zumindest ein wenig schneller voran nach Süden. Unser Ziel Estes Park, eine kleine Touristensiedlung am Fuße der Rocky Mountains, erreichten wir am späten Nachmittag und blieben dann im Zimmer. Grund war das erst wenige Meilen vor dem Ziel plötzlich sehr schlecht gewordene Wetter mit Regen. So vertagten wir die beiden geplanten kurzen Walks, zumal wir für diese noch etliche Meilen in den Rocky Mountains Nationalpark hätten fahren müssen.


Mittwoch, 09.06.2010


Ein banger Blick aus dem Fenster verriet uns, es wurde heute schön und wir konnten uns jetzt endlich auf den Weg in unseren letzten Nationalpark machen. Der Rocky Mountains ist offenbar bei deutschen Touristen nicht so sehr angesagt, dafür aber umso mehr bei der Bevölkerung Denvers. Wir waren gespannt und machten uns auf den Weg und gleich einmal die Bear Lake Road entlang bis zu deren Endpunkt. Dort gingen wir den Trail zu zwei wunderschönen Bergseen, den Nymph- und den Dream-Lake. Vor allem Letzterer kam seinem Namen gleich, er war ein Traum. Herrlich in hochalpiner Landschaft eingebettet, noch einige Eisreste im und einige Schneereste um den See herum. Wir empfanden schon jetzt die Anzahl der mit uns Wandernden als fast schon zu hoch, waren angesichts der Massen die uns beim Abstieg entgegen kamen jedoch froh, wieder einmal früh unterwegs gewesen zu sein. Ein kleiner Blick auf den Bear Lake am Parkplatz genügte, er konnte nicht mit den anderen beiden mithalten. Von da fuhren wir zurück zur Hauptstraße und dieser folgend hinauf in große Höhen. Die Passstraße mitten in die Rockies war toll und wir fuhren am höchsten Punkt auf über 3700 m über NN. Schöne Ausblicke und ein strenger Wind erwarteten uns entlang eines Pfades durch die alpine Tundra zu einigen schönen pilzartigen Felsen (Hoodoos). Auch die Abfahrt auf der anderen Seite gestaltete sich kurzweilig. Ab jetzt ging es unweigerlich in Richtung Denver. Die Fahrt durch den Clear Creek Canyon war denn auch die letzte tolle Naturstation, die wir auf dieser Reise durchfahren sollten. Kurz vor Denver fuhren wir noch auf den Lookout Mountain, der einerseits eine schöne Panoramaansicht von Denver Downtown und der gesamten Umgebung bot, zum anderen aber auch das Grab von William „Buffalo Bill“ Cody beherbergte. Eine kleine Irrfahrt wurde danach die Suche nach der 17th Street im Zentrum von Denver. Nach einigen extra Runden fanden wir unser Hotel dann aber doch und gingen am Abend auf der 16th Street Mall spazieren. Diese ist die etwa 2 km lange Shopping-Fooding-Fußgängerzone und war sehr einladend. Zum Einkaufen wollten wir erst morgen, jetzt zogen uns eher die Restaurants an. Wir entschieden uns für das Paramount Café, wo wir draußen sitzen konnten. Die südeuropäischen Temperaturen auch nach Sonnenuntergang machten dies angenehm.


Donnerstag, 10.06.2010


Unser Tag begann heute mit dem Besuch des Museum of Nature and Science, nur einige Meilen vom Hotel entfernt im City Park gelegen. Wir konnten es kaum glauben als wir gestern die Plakate über die Sonderausstellung "Bodyworlds" gesehen haben. Wo andere in Deutschland lange Anfahrten und Wartezeiten in Kauf nehmen mussten, konnten wir fast ungestört die "Körperwelten" in einem zweistündigen Durchgang in Augenschein nehmen. Wirklich interessant unser Innenleben einmal ganz aus der Nähe betrachten zu können. Zudem waren die plastinierten Körper auch fast schon künstlerisch in verschiedenen sportlichen Disziplinen dargestellt, so als Turnerin, Hürdenläufer oder Speerwerfer. Beeindruckt besuchten wir anschließend auch noch einige andere Abteilungen des Museums, wie "Australien", "Colorado" oder die "Dinosaurier". Gegen Mittag machten wir uns auf den Weg zurück Richtung Downtown und besuchten das Colorado State Capitol. In der Bauart ähnelt es dem Capitol in Washington und hatte ein goldenes Dach. Wahrlich ein schönes Bauwerk, das die Schaltzentrale der Staatenpolitik ist. Auch ins Gebäude konnten wir hinein. Nach Durchqueren der Sicherheitsschleuse sahen wir uns die schöne Innenarchitektur und verschiedene Säle an. Unter anderem den Senatssaal. Danach war die Zeit aber nach einem kurzen „Frisch machen“ im Hotelzimmer gekommen, um auf Shoppingtour zu gehen. Wieder liefen wir die 16th Street Mall rauf und runter und besuchten Geschäfte in den Denver Pavillons. Das alles war jedoch nur das Vorgeplänkel für den Besuch des Nike Town. Dort verbrachten wir über drei Stunden. Im Hotelzimmer ließen wir den Abend locker ausklingen und begannen unsere Koffer und Taschen für den morgigen Abreisetag zu packen.


Freitag, 11.06.2010

 

Alles hat ein Ende. Trotz fünf Wochen in den USA ging unser zweiter Traumurlaub heute für uns viel zu früh zu Ende. So viel wäre uns noch eingefallen. Trotzdem waren wir überglücklich. Unsere intensive Planung hatte sich bezahlt gemacht. Wir mussten nicht ein einziges Mal das vorgebuchte Motel stornieren. Alles ging auf und wir waren definitiv an einigen der schönsten Orte dieser Erde gewesen. So fuhren wir mit vielen guten Gefühlen und großer Zufriedenheit am frühen Morgen in Richtung Flughafen. Die Autorückgabe verlief absolut problemlos, den Tahoe hätten wir gerne behalten. Er war ein tolles Auto und hat alle Abwege mit uns locker mitgemacht. So saßen wir schon bald im Shuttle Bus zum Terminal, wo wir uns nach einem Fehlversuch beim Lufthansaschalter bei United eincheckten. Dass wir dort 100 § für Übergepäck zahlen mussten, trübte die Stimmung nur kurz. Das Geld holten wir uns in Deutschland wieder zurück.

 

Samstag, 12.06.2010

 

Nach recht kurzweiligem Flug nach Frankfurt kamen unsere Koffer wieder fast als erste und alle nacheinander. Am Zoll saß überhaupt keiner, so dass wir auf die Minute den ICE um 08:37 Uhr erreichten. Im Zug konnten wir erst mal kurz durchatmen und ließen die vielen Erlebnisse nochmals Revue passieren. Ein wunderschöner, abenteuerlicher, romantischer, naturverbundener, stressfreier und einzigartiger Urlaub war endgültig zu Ende. Wir werden ihn nie vergessen.