Reisebericht Haines bis Whitehorse


Donnerstag, 15.06.2017

 

Wir fuhren heute Morgen die Mud Bay Road zurück in Richtung Haines. Das Ufer des Chilkat Inlet ist bekannt für seine große Population an Weißkopf-Seeadlern. Im August sollen hier unzählige Fotografen eigens anreisen, um die tollen Tiere abzulichten. Wir waren saisonal also noch deutlich zu früh dran. Trotzdem hatten wir Glück und konnten gleich mehrere dieser erhabenen Vögel sehen und einigermaßen gut fotografieren und filmen. Zurück in Haines schauten wir uns ein wenig in dem kleinen Ort um. Da hier mit Abstand weniger Kreuzfahrtschiffe anlegen, ist das Städtchen auch deutlich beschaulicher als Skagway. Viel war hier nicht los und wir fuhren schon bald aus dem Ort hinaus auf den Haines Highway Richtung Norden. Dieser führt eine ganze Weile am riesigen Flussbett des Chilkat River entlang, ehe es deutlich bergiger wird. Hier überquerten wir erneut die amerikanisch/kanadische Grenze. Der kanadische Grenzbeamte fragte uns das Übliche und ließ uns nach Kontrolle der Reisepässe problemlos passieren.


Die Straße führt danach in die Höhen der östlichen Ausläufer des Kluane Nationalparks. Das Wetter war nach wie vor regnerisch und wir sahen auch noch viele Schneereste in den schattigen Senken der Bergflanken. Die Landschaft ist sicher wunderschön, bei diesem Wetter allerdings kaum zu sehen. Trotzdem ließen wir uns Zeit und wurden noch vor der Überquerung der Grenze Britisch Columbia/Yukon mit einer tollen Entdeckung belohnt. Wir fuhren gerade über einen erhöhten Straßenabschnitt, als unten im Tal ein Elch durch eine überflutete Ebene ging. Er begann zwischendurch auf zu Laufen und das Wasser stob nur so von ihm weg. Ein toller Anblick. Kurz danach waren wir wieder im Yukon und hatten gleich die nächste spannende Tierbegegnung. Ein Stachelschwein lief über die Straße und verschwand danach in der Böschung. Nicht bevor wir es auf Film und Foto bannen konnten. Nach so viel „Tierglück“ fehlte jetzt eigentlich nur noch ein weiter Bär, dachten wir. Wir erreichten das Ufer des Dezadeash Lake und hinter uns brauten sich pechschwarze Wolken zusammen. Also schnell weiter. Nach einer leichten Biegung kamen wir an eine große Wiese mit unzähligen tollen Wildblumen. Wir trauten unseren Augen kaum. Mitten auf dem Feld stand der vielleicht tollste und fluffigste Schwarzbär den wir je gesehen hatten. Das Feld war recht groß, so konnte er sich auch nicht so schnell in die Büsche schlagen. Welch ein Glück. Wir konnten ihn tatsächlich eine ganze Weile beobachten, wie er genüsslich Blüten naschte. Irgendwann verschwand er dann doch hinter der Böschung, was unserer Stimmung nichts mehr anhaben konnte. Toll.

Bald danach erreichten wir auch schon Haines Junction. Hier tankten wir und kauften uns erneut im „Little Green Apple“ leckeres Fleisch und ein paar Zutaten. Die nette Verkäuferin gestattete uns wie selbstverständlich unseren ziemlich leeren Frischwassertank am benachbarten Campingplatz aufzufüllen. Wir fuhren die wenigen Meter hinaus aus Haines Junction und nahmen erneut auf dem Pine Lake Campground Quartier. Wir waren uns nicht ganz sicher, aber wir glauben, wir hatten uns den gleichen Platz ausgesucht wie noch bei unserer ersten Übernachtung der Reise. Im Baumstamm neben uns hatten wir einen Specht und seine Jungen als Nachbarn. Wir konnten die kleinen lauthals rufen hören, wenn Mama zur Futtersuche davonflog. Wir machten ein tolles Lagerfeuer und grillten unsere frischen Steaks mit viel Knoblauch. Es sollte schließlich unser letztes Barbecue der Reise sein. Einem zeltenden Nachbarn boten wir unser Feuer an, doch der brauchte es nicht und erzählte uns dafür, dass er am nächsten Tag an einem Fahrradrennen von Haines Junction nach Haines teilnehmen werde. Als auf der Strecke, die wir heute hochkamen. Wie wir später in Whitehorse erfahren sollten, wurde das Rennen wegen Schneefalls abgesagt!


Freitag, 16.06.2017

 

Gemütlich machten wir uns auf die letzte Etappe über den Alaska Highway zurück nach Whitehorse. Die Strecke ist hier nicht mehr allzu sehenswert, so dass wir ohne Stopp durchfuhren. Dort entschieden wir uns für den Hi Country RV Park, den wir direkt ansteuerten und eincheckten. Wir schauten uns unseren Platz kurz an und machten uns dann auf den Weg zum Miles Canyon, welcher nur wenige Kilometer außerhalb von Whitehorse liegt. Wir folgten dem Alaska Highway nach Süden und nahmen die beschilderte Ausfahrt. Wenn der sehr kleine Parkplatz direkt am Canyon voll ist, parkt man ein Stück weiter oben an der Straße direkt vor der letzten scharfen Kehre. Vor allem mit großen Campern kann es unten am Parkplatz eng werden. Von dort sind es nur ein paar Schritte zum Canyon, wo sich der Yukon durch eine Felsenge zwängt. Wir liefen das Ufer erst ein Stück nach rechts und waren von der dunkelgrünen Farbe des Flusses beeindruckt. Anschließend gingen wir zurück, überquerten den Canyon über die Holzbrücke, liefen von dort nach rechts einen kleinen Pfad entlang, der letztlich fast bis ans Wasser hinunterführte.


Zurück am Camper fuhren wir die Miles Canyon Road entlang in Richtung Whitehorse. Die führt am Schwatka Lake entlang, der vom Staudamm bei Whitehorse aufgestaut wird. Am Seeufer befindet sich auch die Station von Alpine Aviation, wo kleine Wasserflugzeuge im See schaukeln. Wenig später passierten wir den Staudamm und kamen danach schon nach Whitehorse und zur SS Klondike National Historical Site. Der große Schaufelraddampfer S. S. Klondike fuhr zu Zeiten des großen Goldrausches die Strecke Whitehorse – Dawson City in ungefähr 36 Stunden. Jetzt liegt sie trocken am Ufer des Flusses und dient als Museum. Da wir erst kurz vor Schließung hier ankamen, konnten wir keine Führung mehr mitmachen. Mit unserem Kanada-Pass hatten wir aber zumindest freien Eintritt und konnten das Schiff noch eine knappe halbe Stunde auf eigene Faust besichtigen. Nur in die Kabinen, den großen Speisesaal und auf die Brücke konnten wir alleine nicht. Wir betraten das Schiff am Bug und gingen geradewegs ins Innere. Hier sahen wir den großen Kessel, der mit Holz befeuert wurde und die liebevoll dekorierte Ladung. Wir fühlten uns zwischen den ganzen Kisten, Säcken und Fässern mit Saft, Trockenmilch, Getreide, Bier und allen möglichen weiteren Gebrauchsgütern zurückversetzt in die Zeit des Goldrausches. In Richtung Heck sahen wir die Maschinen, mit denen das riesige Schaufelrad angetrieben wurde. Dort geht auch eine schmale Treppe auf das Oberdeck, wo wir von oben das Schaufelrad genauer unter die Lupe nahmen. Wir konnten in die Küche und in Quartiere der Matrosen schauen und sahen über uns die Brücke. Ob uns eine Führung so viel mehr gebracht hätte wissen wir nicht. Uns jedenfalls reichte die Besichtigung auch so völlig aus. Nach Verlassen des Schiffs gingen wir noch Außen vorbei hinunter ans Heck und schauten uns das Schaufelrad noch aus dieser Perspektive an.


Anschließend fuhren wir gleich nach Verlassen des Parkplatzes an der S. S. Klondike nach rechts und über die Brücke des Yukon River. Am Ende der Brücke wieder rechts geht es durch eine Wohnsiedlung hindurch und immer weiter bis zum Staudamm. Hier besichtigten wir den reißenden Fluss, wie er nach dem Damm durchs Bett schießt und eine Fischleiter. Diese wurde angelegt, um den zu ihren Laichplätzen ziehenden Lachsen die Überquerungen des Staudamms zu ermöglichen. Im Zickzack führt die bewässerte Fischleiter am Rand des Staudamms hinauf. Wir konnten sie jedoch nur von außerhalb des Zauns betrachten, da der Eingang schon verschlossen war. Verpasst haben wir nichts, da zu dieser Zeit bekanntlich noch keine Lachse zu sehen sind. Die kommen erst im Laufe des August.

Zurück beim Campingplatz fuhren wir direkt zum Autowaschplatz. Hier kann man einen Hochdruckreiniger mit Münzen betreiben und den Camper absprühen. Die grobe Außenreinigung wird verlangt, um eventuelle Schäden sehen zu können. Unglaublich wieviel Dreck der Camper im Laufe der Reise so angesammelt hat. Als wir fertig waren fuhren wir die wenigen Meter bis zu unserem Stellplatz, wo wir die Innenreinigung erledigten. Das war schnell gemacht, denn besenrein hatten wir den Camper ohnehin ständig gehalten. Anschließend durften wir nach getaner Arbeit genüsslich unser Bierchen genießen.


Samstag, 17.06.2017

 

Gegen 09:30 Uhr fuhren wir die kurze Strecke bis zur „CanaDream“ Station. Die im Gegensatz zu unserem Abholtag deutlich gestiegene Zahl an verschiedenen Campern auf dem Parkplatz zeigte eindeutig, dass die Hauptsaison näher rückte. Die Camper Abgabe war relativ schnell erledigt, nur mussten wir unsere Sachen erst wieder in die deponierten Koffer packen. Letztlich ging aber auch das recht schnell, da wir ja noch eine Nacht im Hotel hatten und die Koffer dort dann endgültig für den Flug packen würden. Nachdem alles erledigt war, fuhr uns der deutsche Leiter der Station persönlich zu unserem Hotel in Whitehorse. Wir hatten erneut das Best Western gebucht, konnten aber verständlicher Weise um diese Zeit noch nicht einchecken. Unser Gepäck deponierten wir daher wieder im Gepäckraum des Hotels und machten uns dann zu Fuß auf den Weg uns ein wenig in Whitehorse umzusehen. Ein kleiner Laden mit einheimischer Kleidung war gleich gegenüber, die Auswahl dort aber eher enttäuschend. Da wir in der Main Street wohnten, mussten wir im Grunde zur die Straße entlanglaufen, um an den nostalgischen kleinen Bahnhof am Ufer des Yukon zu gelangen. Dort konnten wir bei leichter Bewölkung ein wenig entlang flanieren, bevor es uns in einen sehr gut sortierten Outdoor Laden zog. Zu vernünftigen Preisen hätten wir hier so manches einkaufen können, wäre da nicht (zum Glück) das Gewichtslimit der Koffer. Ein schöne wetterfeste Outdoor Jacke musste es dann aber doch sein. So verging die Zeit wie im Flug und wir kehrten ins Hotel zurück. Dort konnten wir inzwischen das Zimmer beziehen und uns ein wenig ausruhen. Später wurden die Koffer akribisch gepackt und mit der Kofferwaage immer wieder das Gewicht abgeglichen. Ein paar Mal hin und her packen waren notwendig, bis wir beide Koffer einigermaßen exakt „beladen“ hatten.

Am Abend gingen wir wieder in den benachbarten Saloon, genossen tolle Burger und ein paar verschiedene einheimische Biere. Endlich wieder in einem kuschelig weichen Bett zu schlafen tat später ebenfalls gut.


Sonntag, 18.06.2017

 

Heute Vormittag ging unser Flug nach Vancouver, so dass wir nicht allzu früh raus mussten. Wir ließen uns mit dem kostenlosen Shuttle Bus zum Flughafen bringen, wo das Einchecken und Koffer aufgeben schnell erledigt war. Der Flug verlief ereignislos und schon bald fanden wir uns auf dem Flughafen Vancouver wieder. Die Wartezeit verbachten wir mit umherschlendern im schönen Terminalgebäude und einem kleinen Snack. Dann begaben wir uns zum Gate und saßen wenig später wieder im Airbus, der uns sicher nach Hause bringen sollte.


Montag, 19.06.2017

 

Wie üblich versuchten wir auf diesem Nachtflug ein wenig zu schlafen, was mehr oder weniger gut gelang. Die wachen Phasen konnten wir jedoch mit einer sehr guten Filmauswahl in der Mediathek überbrücken. Nach der sicheren Landung in München, dem Transfer zu unserem Urlauberparkplatz mit dem Bus und der etwa 90minütigen Heimfahrt über die A9, endete unsere tolle Reise und wir waren wieder zu Hause.