Montag, 29.05.2017
Für heute hatten wir uns eine längere Fahrtstrecke vorgenommen. Zurück auf dem Richardson Highway fuhren wir weiter in Richtung Fairbanks. Außer ein paar Zwischenstopps gibt es keine größeren Highlights, so dass wir gut vorankamen. Vorbei an der Eielson Air Force Base erreichten wir die Kleinstadt North Pole kurz vor Fairbanks. Das Santa Clause House ist hier die große Attraktion. Wenn man es unübersehbar linke Hand am Highway sieht, fährt man gleich die nächste Ausfahrt rechts ab und dann einmal ums Karree. Vor Ort findet man das hübsch bemalte Gebäude, eine riesige Santa-Clause-Figur, Rentierschlitten und einen kleinen Park. Im Haus selbst befindet sich ein riesiger Laden, in dem man so ziemlich alles an typisch amerikanischem Kitsch finden kann. Wer auf so etwas steht, der ist hier genau richtig und wird vermutlich stundenlang stöbern können. Ein wenig sahen wir uns auch um und fanden schnell den „echten“ Weihnachtsmann vor, der uns sogleich für ein Erinnerungsfoto auf seinen Schoß bat. Na gut, was tut man nicht alles. Das sollte dann aber bezüglich vorweihnachtlicher Stimmung Ende Mai reichen und wir machten uns wieder auf den Weg.
In Fairbanks angekommen fuhren wir lediglich einmal kurz durch die Innenstadt und dann geradewegs zum großen Visitor-Center. Fairbanks und später auch Anchorage interessierten uns ehrlich gesagt nicht sonderlich und wir ließen beide Städte links liegen. Wir persönlich denken, dass wir nichts verpasst haben und dafür umso mehr Zeit für die Natur Alaskas zur Verfügung hatten. Im Visitor Center aber interessierte uns in erster Linie der Wetterbericht für den Denali-Nationalpark. Es sah gar nicht so übel aus. So buchten wir vorsorglich schon von hier zwei Übernachtungen auf dem Riley Creek Campground direkt am Parkeingang und eine Denali-Tour mit dem Bus für den nächsten Tag. Die Qual der Wahl bzgl. der Länge der Bustour blieb uns erspart, da zu dieser Zeit nur die Toklat-River-Tour verfügbar war. Die weitere Strecke bis Kantishna war noch nicht passierbar.
Schnell waren wir wieder aus Fairbanks draußen und fuhren jetzt Richtung Süden auf dem George Parks Highway. Leider wurde das Wetter hier erstmals etwas schlechter und es regnete von Zeit zu Zeit. Der tollen Landschaft tat das aber keinen Abbruch und wir genossen die Fahrt. In der kleinen Ortschaft Healy legte wir dann einen längeren Stopp bei der 49th State Brewing Co. ein. Diese liegt linker Hand, wenn man schon fast wieder aus dem Ort draußen ist. Dies war der Geheimtipp, den uns die Grenzbeamtin am Alcan Border gegeben hatte. Im schönen Biergarten stand tatsächlich der „Magic Bus“ aus dem Film „Into the Wild“. Einer unserer Lieblingsfilme, den wir schon vielfach angeschaut haben. Im Inneren des Busses hängen Original-Postkarten die Christopher McCandless kurz vor seinem Aufbruch in die Wildnis geschrieben hatte. Der Bus allerdings ist der „Filmbus“. Das Original steht immer noch an der gleichen Stelle entlang des Stampede-Trail. Genaueres kann in Wikipedia nachgelesen werden. Im Inneren des Brauereigebäudes herrschte reger Trubel. Hier versammelten sich eine Menge Menschen aus aller Welt, um Spaß zu haben und zu essen. Uns zog es jedoch weiter, die letzten Kilometer bis zum Parkeingang des Denali-Nationalparks. Kurz davor fährt man noch an einer ganzen Reihe an Motels und Lodges vorbei, was uns viel zu touristisch war. Im Park führte uns unser erster Weg zum Visitor-Center, wo wir unsere Buchungen bestätigen und die Tickets sowie den Zettel für den Campingplatz bekamen. Der Wetterbericht meldete für den nächsten Tag „Partly Cloudy“. Was sollte da der Denali-Bustour noch entgegenstehen? Bei entsprechend guter Stimmung suchten wir uns einen schönen Stellplatz auf dem Riley Creek Campground und machten schon bald das Feuer für eine weitere Runde leckerster Steaks.
Dienstag, 30.05.2017
In der Nacht fing es an zu regnen. Da dachten wir uns noch nichts dabei, denn schließlich sollte es ja laut Wetterbericht aufklaren. Als es um 07:00 Uhr immer noch düster war und es weiter regnete, machten wir uns dann schon langsam Sorgen. Unser Bus sollte um 08:30 Uhr starten. Als wir uns zu Fuß auf den Weg zum Visitor-Center machten tröpfelte es immer noch und dort angekommen ebenso. Na ja, dann fuhren wir eben bei Regenwetter in den Park, dachten wir uns. Als alle im Bus saßen stellte sich uns unser netter Busfahrer vor. Nachdem wir einige Hinweise erhielten ging es los. Als die Straße immer weiter anstieg, trauten wir unseren Augen kaum. Der Regen verwandelte sich in Schnee und die Landschaft um uns herum war schon verschneit. Zusammen mit dem Nebel ergab sich eine mystische Stimmung. Passagiere mit sehr guten Augen entdeckten schon nach kurzer Zeit einen tollen Elch mit großem Geweih etwas versteckt im Gebüsch. Zwischendurch bewegte er sich zwischen den Büschen, so dass wir ihn gut sehen konnten. Ein schönes Bild im verschneiten Dickicht. Weiter ging die Fahrt, doch viel bekamen wir zunächst nicht zu sehen. Schon gar nicht von der vermutlich tollen Landschaft um uns herum. Als wir kurz darauf bereits den Mountain Vista Parkplatz ansteuerten auf dem bereits weitere Busse standen, wurde klar, dass es vorerst gar nicht mehr weitergehen sollte. Ein früher gestarteter Bus war wohl im Schlamm steckengeblieben und blockierte jetzt den Weg. Die Wartezeit war lang und als es endlich weiterging war die Stimmung nicht mehr die Beste. Wir fuhren zwar noch am Kontrollhäuschen beim Savage River vorbei, bis hierhin darf man auch mit dem eigenen PKW fahren, und ein Stück weiter, doch am Teklanika Reststopp war dann schon die Endstation der Tour erreicht. Immerhin sahen wir auf dem Weg einen Luchs unter einem Baum sitzen. Ein seltener Anblick, wie der Busfahrer bestätigte. Auf dem Rückweg sahen wir weit entfernt noch ein paar Karibus, doch das war es dann auch schon. Zurück im Visitor Center konnten wir ein Formular ausfüllen, worauf wir eine Rückerstattung auf den Fahrpreis erhalten sollten. Diese kam dann tatsächlich über 3 Monate später in Form eines Schecks bei uns an. In Höhe von ganzen 11,- $. Für zwei Personen wohlgemerkt. Das hätten die sich auch sparen können. Wie auch immer, wir versuchten uns den restlichen Tag noch schön zu machen und spazierten ein wenig herum. Später machten wir es uns in unserem tollen Camper gemütlich und nutzten die Zeit Fotos und Videos zu sichern und uns für den nächsten Tag einzulesen. Eine erneute Tour wollten wir trotz deutlich besserer Wetteraussichten nicht riskieren, da man uns auf Rückfrage nicht garantieren konnte, ob die Tour letztlich tatsächlich bis zum Toklat River gehen würde.
Mittwoch, 31.05.2017
Wir wachten auf und siehe da, strahlender Sonnenschein empfing uns. Daher war schnell klar, dass wir heute zunächst auf eigene Faust die Strecke bis zum Savage River Checkpoint zurücklegen wollten. Unglaublich wie toll heute die Landschaft schon zu Beginn der Straße in den Denali Nationalpark aussah. Und es dauerte nicht mehr lange bis wir ihn zu sehen bekamen. Hinter einer Kuppe tauchte eine weite offene Landschaft auf, an deren Flanke sich die Alaska-Range entlangzieht. In deren Mitte steht ein riesiger, schneeweißer Berg – der Denali; oder bis vor kurzem noch der Mount McKinley, dem Barack Obama seinen Namen zurückgab. Ein überwältigender Anblick diesen 6190 m hohen Berg völlig wolkenfrei zu sehen. Das soll im Jahresverlauf sehr selten vorkommen. Wir waren überwältigt, vor allem wenn wir an den Schneefall 24 Stunden vorher zurückdachten. Wir fuhren die Straße weiter und fanden immer wieder Haltepunkte, um die faszinierende Landschaft aufzusaugen. Nur die Bären ließen sich hier vorne nicht so recht blicken. Dafür aber eine Herde Karibus, wie die nordamerikanischen Rentiere genannt werden. Sie weideten tief unten im Tal, waren aber in Bewegung. Nachdem wir bis zum Savage River Checkpoint gefahren und dort gewendet hatten, müssen wir einen ganz guten Riecher gehabt haben. Auf einem Hügel, der mit Büschen und Sträuchern bewachsen war, hielten wir an und warteten ab. Wenn die Karibus weitergelaufen waren, müssten sie eigentlich hier vorbeikommen. Und tatsächlich. Nur kurze Zeit später sahen wir schon die ersten durch die Büsche hervorkommen. Weitere folgten und kamen letztlich sehr nahe an uns vorbei. Es gelangen tolle Teleaufnahmen dieser tollen Tiere. Glück gehabt.
Langsam setzten wir uns wieder in Bewegung und fuhren zurück in Richtung des Denali-Parkeingangs. Dort cruisten wir anschließend den George-Parks-Highway weiter nach Süden, immer auf der jetzt anderen Seite der Alaska-Range entlang.