Reisebericht Hiroshima


Dienstag, 14.05.2019

 

Kurze Zeit später waren wir wieder unterwegs mit dem Shinkansen und erreichten Hiroshima am frühen Nachmittag. Mit dem Taxi fuhren wir zu unserem Hotel, welches wir in fußläufiger Entfernung zum Friedenspark gewählt hatten. Wie wahrscheinlich jeder weiß, erlangte die heute moderne Hafenstadt im Westen der japanischen Hauptinsel Honshu traurige Berühmtheit durch den ersten kriegerischen Einsatz einer Atombombe. Am Morgen des 06. August 1945 warf der amerikanische Bomber „Enola Gay“ die Atombombe „Little Boy“ ab. In einer Höhe von 600 m über dem Boden explodierte der Sprengkörper um 08:16 Uhr Ortszeit und zerstörte etwa 90% der Stadt. 70.000 der insgesamt etwa 76.000 Häuser der Stadt wurde zerstört oder schwer beschädigt. 70.000 Menschen wurden sofort getötet, bis Ende 1945 starben etwa 140.000 Menschen. Die noch lebenden Opfer der Atombombe leiden an den Folgen der Verstrahlung bis heute. Weltweit wurden Hiroshima und auch Nagasaki, wo am 09. August 1945 die zweite Atombombe niederging, zu Symbolen für die Schrecken des Krieges und vor allem eines möglichen Atomkrieges.

Die zerstörte Innenstadt wurde wiederaufgebaut. Nur die zentrale Insel im Fluss Ōta wurde zum Gedenken als Friedenspark erhalten. Dorthin begaben wir uns zu Fuß in etwa 15 Minuten von unserem Hotel aus. Am Eingang zum Friedensmuseum vorbei gelangten wir auf eine große Wiese. Dort sind beginnend am Museum in einer Linie das Kenotaph zum Gedenken an die Opfer, die Friedensflamme und am Ende das Gerippe der Atombombenkuppel, der Ruine der damaligen Industrie- und Handelskammer, die als eine der wenigen Gebäude stehengeblieben war. Im steinernen Kenotaph, einem Grabmal, liegen Listen mit den Namen der Opfer aller Nationalitäten begraben. Sie werden ständig erweitert. Am 06.08.2015 umfasste sie 108 Bände mit 297.684 Namen. Gedenktafeln in verschiedenen Sprachen, so auch in deutsch, erinnern an den schrecklichen Tag des Atombombenabwurfs. Es steht dort geschrieben: „Lasse alle Seelen hier in Frieden ruhen, denn wir werden das Böse nicht wiederholen.“ Am 26.05.2016 besuchte Barack Obama als erster US-Präsident überhaupt Hiroshima und legt zusammen mit Shinzo Abe Kränze vor dem Kenotaph ab. Kurz dahinter steht die Friedensflamme. Sie stellt zwei zusammengelegte Hände dar, die sich wie ein Kelch nach oben öffnen. In deren Mitte brennt ein „ewiges Feuer“, welches seit 1964 ununterbrochen brennt, bis der Tag kommt an dem alle Atomwaffen von der Erde verschwunden sind. Auf der anderen Seite des Flusses, gut erreichbar über eine nahegelegene Brücke, steht die Atombombenkuppel. Sie blieb weitestgehend stehen, da die Druckwelle der Bombe annähernd senkrecht auf sie eingewirkt hat. 1996 wurde sie in das Welterbe der Unesco aufgenommen.

Im Friedenspark ist ein Erinnerungsort mit über 70 Monumenten, Einrichtungen, Statuetten und Gedenksteinen. So unter anderen das Kinder-Friedensmonument, welches 1958 errichtet wurde. Es wurde Sadako Sasaki gewidmet, die im Alter von 12 Jahren an den Spätfolgen der Verstrahlung verstarb. Sie wurde weltweit durch das Falten von Papierkranichen bekannt. Rund um das Monument sind Schaukästen mit Papierkranichen, die Kinder aus aller Welt gefaltet hatten. Das Atombombenhügel-Denkmal beinhaltet die Asche von etwa 70.000 Opfern der Atombombe. Die Friedensglocke wurde 1964 erstellt und ist von einem Wasserbecken mit Lotosblumen umgeben. Auf der Oberfläche der Glocke ist eine Welt ohne Grenzen zu sehen und an der Schlagstelle befindet sich ein Atomsymbol. Gleich daneben steht das Monument für die ebenfalls zahlreich zu Tode gekommenen koreanischen Gastarbeiter. Viele weitere Monumente können im insgesamt beeindruckenden Friedenspark entdeckt werden. Das Atombombenmuseum stellt in ausgezeichneter Weise die Ereignisse und Schrecken dar. Unbedingt reingehen, auch wenn man sehr bedrückt wieder herauskommt.

Entlang der Atombombenkuppel schlenderten wir zurück zu unserem Hotel, von wo wir uns später auf die Suche nach einem schönen Restaurant für das Abendessen begaben. Wir wurden auf der Suche nach Okonomiyaki in einer kleinen Bar fündig. Okonomiyaki, auch „Japanische Pizza“ genannt, ist eine Spezialität in der Kansai Region und vor allem eben in Hiroshima. Mit einer Pizza hat das Gericht aber außer die grundsätzlich variablen Zutaten allerdings wenig zu tun. Es wird auf einer heißen Metallplatte zunächst eine Art Crêpe zubereitet. Auf diesen werden fein geschnittener Kohl und Gewürze und auf dieses Fleisch und Meeresfrüchte geschichtet und zusammen gegart. Daneben werden Soba-Nudeln separat gebraten und anschließend auf dem Fladen verteilt. Das ganz wird gewendet und mit den Nudeln nach unten weiter gebraten. Zum Abschluss wird das Okonomiyaki auf ein vorbereitetes Ei gelegt und nochmal gewendet. Von der heißen Platte bekommt man dann seine Portion auf den eigenen Teller gelegt. Das ganz wird mit einer speziellen Okonomiyaki-Sauce verfeinert. Unbedingt probieren, schmeckt extrem lecker.