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Südcamp Tailfingen

Vom 28.07. bis 01.08.2019 fuhr ich mit meiner Auswahlmannschaft des Bayerischen Handballverbandes ins Südcamp nach Albstadt/Tailfingen. Zum insgesamt neunten Mal nahm ich teil und betreute in diesem Jahr die weiblichen Talente des Jahrgangs 2005. Zusammen mit den Landesverbänden Württemberg, Baden, Südbaden und Sachsen wurden die Mädels als Generalprobe zur DHB-Sichtung im Februar 2020 etlichen Tests unterzogen, mussten sich in Grundübungen und -spielen und nicht zuletzt in den Turnierspielen beweisen. Von Beginn an war ein positive Grundstimmung bei den Spielerinnen spürbar, die sich auch auf die ersten beiden Turnierspiele am Montag übertrug. Gegen Südbaden startet das Team mit überragendem Kampfgeist und großer Abwehrstärke ins Spiel. Die offensiv ausgerichtete 3-2-1-Abwehrformation funktionierte perfekt und zwang den Gegner zu vielen Ballverlusten oder unvorbereiteten Würfen. Da auch die Wurfquote stimmte, überraschte die hohe 14:6 Halbzeitführung nach 20 Spielminuten nicht. Auch wenn die Deckung in der zweiten Hälfte in 6-0-Formation wesentlich schwächer agierte und zu passiv gegen die guten Rückraumspielerinnen Südbadens heraustrat, gelang es nach Rückstand kurz vor Schluss doch noch auch die zweite Halbzeit mit 14:13 zu gewinnen. Das Endresultat lautete somit 28:19 für Bayern.

Im zweiten Spiel trafen die Bayern auf die favorisierten Spielerinnen des HV Sachsen. Etliche davon trainieren im Internat in Leipzig. Das hohe Trainingsumfänge nicht immer gleichbedeutend mit sportlichem Erfolg sind, konnte man in dieser Partie sehen. Unsere Mädels hatten die bayerische Leidenschaft, einen großartigen Kampfgeist und durchaus auch einige hervorragende spielerische Mittel entgegenzusetzen. Sachsen war sichtlich beeindruckt von der Moral Bayerns und konnte sich zu Beginn nie mit mehr als einem Treffer absetzen. Im Gegenteil, nach dem 8:8 übernahm Bayern die Spielführung und setzte sich mit einem Zwischenspurt auf 11:8 ab. Nach dem 13:9 schmolz der Vorsprung zwar leider noch bis zum 13:12 Halbzeitstand zusammen, doch in der Pause war zu spüren - die Mädels wollten mehr. Auch in der 6-0 Formation wurde gegen die körperlich überlegenen Sächsinnen dagegengehalten. Der Spielverlauf war nahezu identisch zur ersten Hälfte, nur dass sich Bayern bereits etwas früher auf 9:6 absetzen und den Vorsprung mit 13:11 ins Ziel bringen konnte. Völlig überraschend stand also am Ende ein verdienter 26:23 Sieg auf der Anzeigetafel.

Nachdem die Spielerinnen am Dienstag und Mittwoch in verschiedenen Tests und der Leichtathletik ihr Können unter Beweis stellen konnten, fanden am Abschlusstag die beiden letzten Turnierspiele auf dem Programm. Am Vormittag trafen wir auf den Landesverband aus Baden und waren erneut hochmotiviert. Man merkte den Mädels durchaus den Kräfteverschleiß der letzten Tage an, doch sie gaben noch einmal alles. Wie gewohnt agierte man in der 1. Halbzeit in der offensiven 3-2-1-Formation und tat sich erst einmal schwer gegen die kleineren, aber dafür umso quirligeren Gegenspielerinnen. Nach dem 3:2 kam der Bayern-Express dann aber wieder so richtig ins Rollen und der Vorsprung wuchs durch toll herausgespielte Treffer über 9:3 auf 13:5 zur Pause an. In der 6:0-Formation offenbarten sich wie schon am ersten Turniertag Schwächen beim Heraustreten und der Kompaktheit in allen Deckungsteilen. Da zeitgleich auch die Wurfquote, Chancen waren genügend vorhanden, deutlich schlechter wurde, konnte sich Baden auf 0:3 und 1:4 absetzen. Dann jedoch zündete Bayern wieder das Zusatztriebwerk und glich beim 5:5 aus. Der Gesamtsieg war zu keiner Zeit gefährdet, doch man wollte auch die 2. Halbzeit für sich entscheiden. Dies gelang nicht, da auch die Badener zu kämpfen verstanden. So endete der zweite Spielabschnitt gerecht mit einem 8:8 Unentschieden. Gesamtergebnis 21:13.

Im letzten Spiel ging es gegen Württemberg um die Plätze 1 und 2. Württemberg hatte zwar gegen Sachsen einen Punkt liegen gelassen, doch es war klar, dass nur der Sieger des Spiels die Goldmedaille erringen würde. Klar favorisiert war Württemberg, eine Mannschaft die auf zumindest drei Positionen auf dem Papier besser besetzt war. Und dies schlug sich auch gleich im Spielergebnisse nieder. Bayern bekam keinen Fuß auf den Boden und tat sich gegen die äußerst aktiv verteidigende Deckung extrem schwer überhaupt zu Torchancen zu kommen. Als diese vorhanden waren, wurden einige freie Würfe zu leicht vergeben. So stand es schnell 0:8 und man musste übles ahnen. Doch Bayern wäre nicht Bayern, wenn es nicht Zurückkämpfen würde. Bis zur Halbzeit wurde das Desaster verhindert und das Ergebnis auf 7:13 gestellt. Hätte man noch weitere klarste Torchancen verwertet, wäre die Partie vielleicht sogar noch spannend geworden. Bis zum 9:9 in der zweiten Halbzeit blieb Bayern weiter am Favoriten dran, ehe endgültig die Kräfte schwanden und Württemberg zum 10:15 bzw. dem 17:28 Endergebnis den Sack zumachte. Ein verdienter Sieger des auf hohem Niveau stehenden Turniers.

Übrigens: Dass die Mädels nicht nur auf dem Handballfeld eine gute Figur machen, zeigten sie am Abschlussabend am Mittwoch, als alle Landesverbände die Siegerehrung für verschiedene Tests und die Grundspiele mit eigenen Darbietungen auflockerten. Gesanglich und tänzerisch muss sich Bayern auch in diesen Disziplinen nicht verstecken ;-)