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Rammstein

Es war ein harter Kampf im November 2018 an die Tickets für das Rammstein-Konzert zu kommen. Trotz abstürzendem Eventim-Server und langem Durchhaltevermögen hatte meine Schwester Susi in unserer Telefonkonferenz Glück mit dem freigeschalteten Zusatztermin am 09. Juni und konnte vier Tickets in den Einkaufswagen laden und bestellen.

So fuhren wir mit ihr und unserem Freund Carsten schon um 11:45 Uhr los, da wir noch einen Parkplatz an der Parkharfe des Olympiastadions in München ergattern wollten. Nach Ankunft um 13:15 Uhr gelang uns dies auch, wobei eine geschätzte halbe Stunde später alles voll gewesen wäre. Ein leckeres Bierchen aus der Kühlbox zum Start in einen tollen Konzerttag hatten wir uns verdient. Eingedeckt mit ein paar weiteren Bierchen spazierten wir gemütlich hoch auf das Olympiagelände und machten es uns auf der abschüssigen Wiese vor dem Olympiasee gemütlich und genossen die warmen Temperaturen. Gut gestärkt gingen wir am späteren Nachmittag zum Auto zurück und schließlich zum Eingang ins Stadion. Beim Einlass wurden tatsächlich wie angekündigt die personalisierten Tickets per Check der Personalausweise überprüft. Eine gute Maßnahme gegen den Schwarzmarkt wie wir finden. Durch den sehr früh gewählten Einlass ab 16:00 Uhr entstanden keinerlei Schlangen an den Eingängen, da sich alles entzerrte. Sehr angenehm und nachahmenswert.

Pünktlich um 19:30 Uhr begann ein französiches Pianoduo mit seinem Auftritt als Voract auf der B-Stage, einer kleinen erhöhten Bühne mitten im Zuschauerraum. Wir hatten davon im Vorfeld gelesen und hatten durchaus positive Erwartungen, da das weibliche Duo Stücke von Rammstein auf den Pianos vortragen sollte. Kurzum: Das hätte man sich komplett sparen können. Einerseits viel zu leise konnten wir zu viert gerade mal zwei gespielte Stücke ("Ohne dich" und "Frühling in Paris") irgendwelchen Rammstein-Songs zuordnen. Ansonsten hätte das Geklimmpere sonst was sein können. Unnötig!

Ebenso pünktlich kamen dann aber endlich Rammstein auf die Bühne. Punkt 20:30 Uhr eröffnet Drummer Christoph Schneider das Konzert mit einem Schlag auf seine Trommeln, die eine laute Explosion rund um die Bühne auslöste und alle sofort auf Betriebstemperatur brachte. Schon nach wenigen Takten von "Was ich liebe" war klar: Der Sound war unglaublich gut eingestellt! Da sieht man mal was gute Tontechniker selbst in einem so großen und flachen Stadion zu leisten im Stande sind. Die tragenden Drums und der Bass in perfekter Abstimmung mit den Gitarren, ohne die Stimme von Sänger Till Lindemann zu übertönen, der jederzeit klar zu hören und zu verstehen war. Das hatten wir gerade in den großen Locations schon ganz anders erlebt.

"Was ich liebe" war jetzt vielleicht nicht der perfekte Auftaktsong von der neuen Scheibe "Rammstein", da zu gediegen daherkommend, aber mit dem Klassiker "Links-2-3-4" ging dann schon gleich der "Punk" ordentlich ab. In schönem Wechsel von Songs des neuen Albums und alten Klassikern ging es weiter. Mit der Pyrotechnik hielten sich die Techniker anfangs noch sehr zurück. Das war auch gut durchdacht, da die noch vorherrschende Helligkeit die Effekte ohnehin geschluckt hätte. So beschränkte man sich auf schwarzen Rauch und ein paar Feuersalven an der Bühne.

Ein Höhepunkt war dann die Inszenierung des neuen Hits "Deutschland", der zunächst in einer Disco-Remix-Version von Gitarrist Richard Z. Kruspe vom Band lief, ehe Rammstein dann einstiegen und den, wie wir finden klasse Song, performten. Mit "Radio" folgte gleich die zweite Single-Auskopplung aus dem neuen Album und mit "Mein Teil", "Sonne" und "Du hast" drei Klassiker hintereinander. Die Show bei "Mein Teil" ist altbekannt und eigentlich ein wenig ausgelutscht. Da hätten wir uns, ähnlich wie bei einem der stärksten Songs des neuen Albums ("Puppe"), ein paar neue Showacts gewünscht. Bei "Puppe" wurde ein riesiger Kinderwagen auf die Bühne geschoben, aus dem später eine gehörige Ladung Pyrotechnik abgefackelt wurde. Bei "Du hast" war war wieder eine Menge Pyrotechnik im Einsatz, vor allem als Till Lindemann eine Feuerarmbrust abfeuerte, die eine Spur zu den hohen Masten mitten im Stehplatzpublikum und zurück zur Bühne nach sich zog. Klasse!

Jetzt folgte der Wechsel der Band auf die B-Stage, wo sie noch am Abend zuvor und auch bei vorherigen Konzerten bis zu drei Songs performten. Heute war es leider nur einer, nämlich "Engel" in einer  von den französischen Piano-Mädels begleiteten "Unplugged"-Version. Schön. Aber schon danach ging es für die Band per Schlauchboot über die Menschenmassen hinweg zurück zur Bühne. Also mal ehrlich: Für einen Song hätten sie diesen Bühnenwechsel auch weglassen können. Aber gut. Zurück auf der Hauptbühne folgten mit "Ausländer", der dritten Auskopplung des neuen Albums, und den beiden Klassikern "Du riechst so gut" und "Pussy" weitere großartige Hits. Dass die vorderen Reihen der Stehplätze bei "Pussy" durch die von Till Lindemann "gerittene" Penis-Kanone mit Schaum bedeckt werden ist ein alter Hut. Dass aber am Ende auch aus den hinteren Masten im Zuschauerraum "Material" über die Köpfe der Zuschauer verteilt wurde, war neu. Schön, dass alles von den Sitzplätzen aus zu beobachten. In der letzen Zugabe kam dann doch noch der Hit "Ohne dich" zum Zuge, der am Tag zuvor noch auf der B-Stage performt wurde. Dafür wurde aber erstmals der Klassiker "Rammstein" weggelassen. Nicht nachvollziehbar und ein klarer Kritikpunkt, da der der Song in den vergangenen Auftritten in Bern, Gelsenkirchen und Barcelona immer zusammen mit dem Schlusssong "Ich will" gebracht wurde. Uns wurde er leider vorenthalten, warum auch immer. Schade.

Ein weiterer Kritikpunkt am ansonsten grandiosen Auftritt von Rammstein waren die fehlenden seitlichen Leinwände, wie sie eigentlich bei allen großen Bands inzwischen Standard sind. Die kleine schmale Wand in der Mitte der Bühne kann nur von den zentralen Steh- und Sitzplätzen eingesehen werden. Echt schade, da gerade die Mimik und Nahaufnahmen der Bandmitglieder das Erlebnis komplettieren würden. Zumal in einem solchen riesigen Stadion mit großen Entfernungen zur Bühne.

Ungeachtet dessen waren wir trotzdem "geflasht" vom genau 2 Stunden andauernden Konzert von Rammstein. Es hat sich überaus gelohnt dabei gewesen zu sein. Und damit steigt auch unsere Vorfreude, da wir sie Mitte August auch in Wien nochmal erleben werden.... dann vielleicht auch inklusive dem Hit "Rammstein".

Setlist:

"Was ich liebe" - "Links-2-3-4" - "Tattoo" - "Sehnsucht" - "Zeig dich" - "Mein Herz brennt" - "Puppe" - "Heirate mich" - "Diamant" - "Deutschland Remix" - "Deutschland" - "Radio" - "Mein Teil" - "Du hast" - "Sonne" - "Engel" - "Ausländer" - "Du riechst so gut" - "Pussy" - "Ohne dich" - "Ich will"