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Robbie Williams

Robbie Williams verbindet uns beide seit Anfang unserer Beziehung. Vor allem auf der USA-Reise 2010 hörten wir seine Musik beim Cruisen über die endlosen Landschaften des amerikanischen Westens. Vor allem der Klassiker "Angels" hatte es uns angetan und wurde zu "unserem" Lied. Wir hatten uns sogar bei unserer Hochzeit auf Hawaii gewünscht, dass der Musiker es spielt und singt. Leider hat sich damals dieser eine Traum nicht erfüllt.

Dafür war klar, dass wir bei der diesjährigen Tour des in die Jahre gekommenen Teenie-Schwarms dabei sein wollten. Wir besorgten uns Sekunden nach Vorverkaufsstart Karten für sein Konzert im Münchener Olympiastadion und fuhren also letzten Samstag voller Vorfreude die A9 hinunter nach Süden. Aus der schlechten Erfahrung vom Gabalier-Konzert haben wir unsere Lehren gezogen und sind auf Grund der erneut zu erwartenden chaotischen Parkplatzsituation diesmal früh los. Das machte sich bezahlt, da wir einerseits einen guten Parkplatz direkt auf der Parkharfe vor dem Stadion bekamen und zudem bei bestem Münchener Kaiserwetter noch ganz gechillt den Biergarten an der Olympiahalle genießen konnten.

Von dort waren es dann nur ein paar Schritte zum Eingangsbereich und auch da standen wir nur wenige Minuten an und waren schnell im Innenbereich des Stadions angekommen. Wir saßen im selben Block wie bei Gabalier und kannten uns deshalb gut aus. Nach der einen oder anderen Stärkung nahmen wir Platz und lauschten dem eher miesen Voract von Erasure. Den älteren Generationen durchaus aus den 80ern ein Begriff, als Erasure mit Hits wie "Sometimes" oder "Oh L´Amour" erfolgreich waren, doch zur heutigen Zeit eher deplatziert und langweilig. So plätscherte das Ganze so vor sich hin, ehe wir in der Pause nochmals Biernachschub holten, um uns dann ganz und gar Robbie hinzugeben.

Der Beginn war sehr originell. Die beiden Leinwände links und rechts der Bühne hatten die Form von Robbie in Boxerpose, so wie auf dem Cover seines neuesten Albums. Darauf wurden zwei Arbeiter eingespielt, die mit einem Personenkran rauf und runter fuhren und nach und nach die Umrisse "ausmalten", so dass immer mehr von Robbie zum Vorschein kam. Just als sein Abbild vollendet war, ging die richtige Show los. Standesgemäß mit einer Hymne an Robbie, die man in Karaoke-Schrift von den Leinwänden ablesen und mitsingen konnte. Begleitet von der bekannten Boxkampf-Anheizer-Stimme von Michael Buffer und seinem typischen "Let´s get ready to Rumble" ging es dann endlich richtig los und Robbie Williams erschien im Boxer-Mantel auf der Bühne. Das Stadion tobte und als nach dem Eröffnungssong "Welcome to the Heavy Entertainement Show" gleich "Let me Entertain You" kam, bebte bereits das ganz Stadion. Was folgte war eine klasse Show die nahezu alles bot. Unglaubliche Lichteffekte durch die tolle Lightshow, veränderliche Bühnenbilder, einen Robbie Williams, der mal eben in einem riesigen Boxhandschuh sitzend über die Köpfe der Zuschauer schwebte und natürlich einen bestens gelaunten Star, der seinem Image als "Rampensau" gerecht wurde und in einem stylischen Männerrock auftrat. Die Liederauswahl wechselte zwischen seinen großen Hits wie "Feel", "Come Undone" oder "Rock DJ" und auch Stücken aus seiner "Swing when your Winning" Zeit. Zudem coverte er den Song "Freedom" von seinem großen Vorbild George Michael. Zusammen mit seinem Vater schmetterte er auf einem Sofa sitzend den Evergreen "Sweet Caroline" und brachte nach dem klassischen Abschlusssong seiner Konzerte "Angels" noch den Sinatra-Hit "My Way". Vielleicht sinnbildlich für seine wechselhafte Karriere, die von Drogeneskapaden und Alkoholsucht etliche Jahre brach lag. Doch Williams "did it" eben "his Way" und lieferte eine rundum perfekte, unterhaltsame, grandiose und lebhafte Show. Wir waren extrem begeistert, was bei uns als sehr regelmäßigen Konzertgängern durchaus etwas heißen soll.

Ein Kritikpunkt verbleibt allerdings, den wir nicht zum ersten Mal loswerden müssen. Wir können nicht nachvollziehen, dass eine Weltstar mit einem Musikrepertoire ohne Grenzen und einem riesigen Aufwand der für Aufbau und Show nötig sind; mit Fans die sonstwoher gefahren kommen um ihn zu sehen und dafür einiges auf sich nehmen, letztlich gerade einmal 1h40m auf der Bühne steht, die Passagen mit Geschichten erzählen eingerechnet. Was loben wir uns da U2, die 2h30m spielten oder vor allem einen Bruce Springsteen, der auf Welttourneen regelmäßig 3h30m bis 4h auf der Bühne steht. Es ist, insbesondere auch bei den extremen Ticketpreisen, ein "NoGo" 70.000 Zuschauern in einem ausverkauften Stadion nicht einfach mehr zu bieten. Schade.