Reisebericht Arches & Canyonlands


Donnerstag, 27.05.2010


Der heutige Tag war mit einer langen Fahrstrecke, aber gleichzeitig auch mit diversen Höhepunkten unserer Reise gespickt. Nach Abfahrt aus Torrey hielten wir nochmal kurz beim Panorama Viewpoint des Capitol Reef, der allerdings wegen der noch hinter Schleierwolken schlummernden Sonne enttäuschte. Also fuhren wir gleich weiter und nur unterbrochen von einer Tank- und Kaffeepause in Hanksville kamen wir im Goblin Valley State Park an. Da dieser wie schon der Kodachrome Basin kein nationaler Park war, mussten wir 7,- § Eintritt bezahlen. Der lohnte sich, denn wir kamen schon kurz darauf zur einzigen wirklichen Attraktion des Parks, einem kleinen Tal voller süßer und skurriler Goblins – Kobolden. Es sah fast aus wie ein großer Garten voller mehr oder weniger eng beieinander stehender Skulpturen aus Fels bzw. Sandstein. Künstler hätten hier ihre wahre Freude. Wir hingegen freuten uns nur an seltsamen Formen, interpretierten einige Gesichter und Tiere in die Felsen und suchten nach den besten Foto- und Filmmotiven. Dazu kletterten wir auch auf die kleinen Kobolde, um einen Überblick von oben zu erhalten. Der kurze Aufenthalt machte jedenfalls viel Spaß.

Jetzt zog es uns weiter. Eine lange Fahrt über den mit endlos scheinenden Geraden etwas langweiligen Highway 24, die Interstate 70 Richtung Osten und dann wieder nach Süden auf den Highway 191 bis kurz vor Moab. Dieses Städtchen ist Zentrum für die beiden Nationalparks Arches und Canyonlands. Vor allem der Arches gehört dabei zu den meistbesuchten Nationalparks Amerikas. Zu Recht, wie wir bei unserer sofort beginnenden Erkundungstour feststellen sollten. Die Straße nach dem Parkeingang stieg sofort steil an und führte uns in eine Wunderwelt aus Sandstein. Im Hintergrund ragten dabei immer die Manti-La-Sal-Mountains empor und boten einen tollen Hintergrund. Nach Passieren einiger Viewpoints kamen wir zum Balanced Rock, einem Felsgebilde das aussieht als ob oben auf der Spitze einer Säule ein riesiger runder Stein balanciert würde. Hier spürten wir die schon vom Wetterbericht angekündigte Hitze und auch den in Böen stürmischen Wind. 33° C maß das Thermometer, welch ein Gegensatz zum Bryce Canyon noch vor zwei Tagen. Doch so wie hier war es uns definitiv lieber. Vor allem als wir nach Umrundung des Balanced Rock zur Windows Section weiterfuhren. Hier warteten gleich mehrere Highlights auf engem Raum. Die beiden Windows in einer Felsformation waren riesig. Da sie auf die weite Ebene dahinter geöffnet waren, war der Begriff Fenster durchaus angebracht. Hier waren offenbar die meisten Touristen unterwegs, denn Bilder ohne andere Menschen waren kaum möglich. Umso überraschender, dass beim Turret Arch, nur etwa 200 m  entfernt, kaum Leute anzutreffen waren. Dabei hatte der es uns sofort angetan. Wir kletterten auch unter dem Bogen hindurch, um ihn uns von der anderen Seite anzusehen. Gleich neben der Hauptöffnung war schon eine weitere kleine Öffnung zu sehen. In einigen tausend Jahren, wird der Turret-Arch wohl ein doppelter Bogen werden.

Einen solchen erkundeten wir gleich vom selben Parkplatz in nördlicher Richtung der Windows. Der Double Arch hatte seinen Namen zu Recht, vereinte er doch zwei Bögen in einem. Grandios der Anblick aus nahezu allen Perspektiven, die wir – auch hier fast alleine – in Ruhe erkunden konnten. Dieses Exemplar gefiel uns noch besser als der Turret ohnehin schon. Jetzt konnten wir noch weniger begreifen, warum sich die Massen alle bei den eher weniger sehenswerten Windows tummelten. Uns jedenfalls sollte es Recht sein.

Jetzt wollten wir zunächst nach Moab, einkaufen und unser Zimmer beziehen. Nach einem Großeinkauf verlief alles reibungslos und nach einer Pause von gerade einmal 15 Minuten machten wir uns auf den Weg zurück in den Arches.

Unser Ziel war die Hauptattraktion des Parks, der Delicate Arch bei untergehender Sonne. Wie wir bereits am Parkplatz feststellen mussten, hatten die Idee nicht nur wir. Was wir uns allerdings nicht vorstellen konnten war, dass die Japanerbusse ihre Insassen auch hierhin karren würden. Den gemeinen Japaner kennt man als aus dem Bus springenden kleinen Menschen, der in fünf Minuten 100 Fotos schießt, um im Anschluss gleich wieder an den nächsten Ort gekarrt zu werden. Hier standen jetzt drei riesige Busse und einer Ameisenstraße gleich liefen sie über den Trail in Richtung Arch. Nach den durchaus anstrengenden 2400 m bergauf bei 33° C haben wir jedoch kaum einen oben ankommen gesehen. Trotzdem war das Plateau, an dessen Rand der völlig allein stehende wunderschöne Arch stand, bereits gut besucht. Da sich direkt am Arch noch wenige tummelten, nutzten wir die Gelegenheit, um unsere Fotos und Filme ohne störende Leute in den Kasten zu bringen. Eine gute Entscheidung, wie sich noch herausstellen sollte. Als wir bereits gemütlich an einen Felsen gelehnt unsere Gatorade Drinks tranken, standen die Leute Schlange, um einer nach dem anderen unter den Arch zu gehen und sich ablichten zu lassen. Irre, welche Disziplin die wildfremden Leute verschiedenster Nationalitäten hier an den Tag legten. Da könnten wir Deutschen uns eine Scheibe davon abschneiden. Als die Sonne ihren Sinkflug fortsetzte machten wir uns rechtzeitig auf den Rückweg und waren erstaunt, dass, selbst als wir schon fast wieder ganz unten waren, sich immer noch Leute auf den Weg nach oben machten. Hoffentlich finden die im Dunkeln wieder zurück. Unsere Entscheidung ein paar Minuten eher aufzubrechen wurde bei der Rückfahrt durch den Park noch mit tollen Sonnenuntergangseindrücken belohnt.


Freitag, 28.05.2010


Heute früh morgens stand eine erneute lange Wanderung auf dem Programm. Wir fuhren schon sehr früh in den Arches zurück und die Scenic Road bis zu deren Ende. Dort begannen wir den Trail in den Devils Garden (nicht zu verwechseln mit dem Devils Garden auf der CCR) um 07:55 Uhr und waren dabei etwa das fünfte Auto auf dem Parkplatz. Bei unserer Rückkehr sollte der gerammelt voll sein.

Unser Ziel war der Double-O-Arch am Ende des Trails. Doch zuvor warteten mehrere weitere Arches auf unsere Erkundung. Allen voran der Landscape Arch, mit einer sagenhaften Spannweite von über 100 m. Anfangs war die Strecke noch leicht zu gehen und gut ausgebaut. So kamen wir schon bald an die erste Abzweigung zum Tunnel- und Pinetree-Arch. Beide fanden wir schon toll. Die Krönung kam dann aber schon wenig später am o.g. Landscape Arch. Unglaublich wie der teilweise nur noch 2 m dicke, riesige Bogen der Schwerkraft trotzt. Nachdem vor einigen Jahren aus der rechten Seite riesige Steinbrocken herausgebrochen waren, wurde der Zugang unter den Arch abgesperrt. Doch auch aus der Ferne war er noch sehr beeindruckend und fotogen. Wir fürchten allerdings, dass er in geologischen Zeiträumen gerechnet nicht mehr lange stehen wird. So ist schon vor etwa drei Jahren der Wall Arch über Nacht einfach zusammengebrochen und existiert nicht mehr.

Nach dem Landscape Arch wurde der Trail sehr rau, steil und steinig. Die Hinweisschilder waren daher nicht umsonst aufgestellt worden. Es ging z. T. steil über Felsbrocken hinauf bis zu einer weiteren Abzweigung, die zu den Arches Partition und Navajo führte. Natürlich nahmen wir sie mit und sie gefielen uns auch beide auf ihre Weise. Die Streckenführung wurde danach noch abenteuerlicher. Über einen schmalen Felsgrat gingen wir, links und rechts den Abgrund vor Augen, langsam weiter. Zudem hatte der Wind wie angekündigt schon sehr aufgefrischt. Nach einem kleinen Verirrer fanden wir dann den Double-O-Arch, der eine großes und ein kleines „O“ formte. Wirklich sehr schön und mit einer tollen Rastmöglichkeit im Schatten an einem Felsen.

Den Abstecher zum Dark Angel Monolithen, früher wohl ein Sockel eines riesigen Arches, ließen wir uns auch nicht entgehen, obwohl dieser nicht sehr sehenswert war. Auf dem Rückweg zum Double-O-Arch trafen wir dann die Entscheidung den Rückweg zum Parkplatz wie schon geplant über den Primitive Trail anzugehen. Eine Strecke, die zwar etwa 1,6 km länger war, dafür aber durch diverse Canyons führen sollte. Wir trafen zwar eine richtige, aber anstrengende Entscheidung. Der Weg führte malerisch durch wunderschöne Felsformationen, entlang der Canyonwände, durch einen Wash und über viel Sand zurück zum Landscape Arch. Von dort waren es dann noch etwa 1,5 km zurück auf dem gut ausgebauten Weg. Inzwischen hatte die Hitze jedoch schon stark zugelegt. Das Thermometer stieg schon an die 30° C. Wir waren richtiggehend erledigt als wir endlich das Auto erreichten. Die eingeplanten weiteren Arches von einem anderen Trailhead aus schafften wir nicht mehr. Stattdessen entschieden wir uns für ein Vorholen von zwei Programmpunkten des nächsten Tages, da dieser ansonsten zu „vollgestopft“ schien. Nach einer kurzen auffrischenden Dusche in unserem Motel in Moab, fuhren wir los auf die Manti-La-Sal-Mountain Loop-Road. Die Strecke führte südlich von Moab auf steilem Weg in die Berge und bis auf über 2800 m durch verschiedene Vegetationsstufen. Die Temperatur hatte inzwischen 36° C erreicht und ein sehr starker, in Böen orkanartiger Wind wirbelte so viel Sand auf, dass das Tal im Nebel zu versinken schien. Die Sicht war in alle Richtungen eingeschränkt. So bekamen wir die vermutliche Schönheit des Castle Valley nicht wirklich mit. Hier wurden Teile des John Wayne Klassikers Rio Grande gedreht. Nach einer kurzen Suche fanden wir am Colorado Byway auch noch die malerischen Fisher-Towers, die wir am Ende einer Stichstraße besichtigten.


Samstag, 29.05.2010


Abenteuer war heute angesagt. Eigentlich diente der Canyonlands Nationalpark „nur“ als kleine Zwischenstation, die man halt noch nebenbei mitnimmt, da er ohnehin gleich neben dem viel bekannteren Arches liegt. Dies wird der Schönheit des Parks in keinster Weise gerecht. Er hätte neben dem großen Bruder mehr Aufmerksamkeit verdient. Uns sollte es Recht sein, denn früh morgens waren wir am Memorial-Day Samstag noch überall fast alleine. Wir begannen den Tag mit einem Besuch des Dead Horse Point State Parks. Wie üblich in State Parks gilt hier der Interagency-Pass nicht und wir löhnten 10,- $ an der Einfahrt. Der Ausblick in der morgendlichen Sonne auf die unter dem Viewpoint liegende Canyonlandschaft war dies jedoch wert. Einfach wunderbar, wie der Colorado River unter uns dahinfloss. Mitten in einer einzigartigen Landschaft und den Manti-La-Sal-Mountains im Hintergrund. Im Anschluss fuhren wir dann in den Canyonlands und zum ersten Höhepunkt des Tages. Vom Parkplatz ging es einen kurzen Walk zum Mesa Arch. Wir müssen zugeben, dass wir diesen einzigartigen Arch bereits zum Sonnenaufgang besuchen wollten, es aber nicht schafften so früh aufzustehen. Wir hätten um 04:45 Uhr bereits vom Motel losfahren müssen. Der Grund: In den ersten Minuten nach Sonnenaufgang wird der Bogen des Mesa Arch von unten angestrahlt und die Unterseite beginnt dabei rot zu glühen. Ein tolles Bild, das in allen Reiseführern zu sehen ist. Gut, wir kamen etwa um 08:30 Uhr zum Arch und stellten auf den Bildern fest, dass das Glühen immer noch deutlich erkennbar war. Für uns reichte das völlig aus, denn die Fotos wurden einfach genial. Von hier ging es weitere Viewpoints entlang bis zum Endpunkt des Island in the Sky Districts, dem Grandview Point. Der Canyonlands Nationalpark hat noch zwei weitere Districts – „The Maze“ und „The Needles“ – die aber beide nur schwer zugänglich sind. Am Grandview Point konnte man in der Ferne den Colorado und den Green River zusammenfließen sehen. Die Landschaft davor mit steilen Felsklippen, dem sogenannten White Rim und diversen Canyons war einfach zauberhaft. Wir genossen den Anblick bei Kaiserwetter das den ganzen Tag über anhalten sollte. Im weiteren Verlauf betrachteten wir den Green River vom gleichnamigen Overlook, den Whale Rock – einen riesigen versteinerten Sandhügel in Form eines Wals – und den Upheaval Dome von unten. Die Wanderung hinauf ersparten wir uns, da wir uns nichts Besonderes davon versprachen. Im Anschluss an dieses MustDo-Programm im Canyonlands folgte das große Abenteuer. Wir fuhren mit unserem Chevy Tahoe den Shafer Trail hinunter in die Canyonebenen. Die Abfahrt war einzigartig. Entlang einer miserablen Dirt Road ging es vom Rim aus an der Steilwand entlang in Serpentinen nach unten. Man konnte nur Schrittgeschwindigkeit fahren und das Ausweichen bei Gegenverkehr war z. T. mehr als eng. Doch es machte Spaß. Dem Reiseführer folgend fuhren wir unten – die Road wurde nicht besser, ganz im Gegenteil – noch einige Meilen der White-Rim-Road folgend weiter. Unterwegs machten wir unser Mittags-Picknick auf einem Felsen. Unter uns floss ganz ruhig der Colorado dahin. Im Grunde war dieser Anblick mindestens ebenso schön wie der im Grand Canyon, nur dass wir leichter hier runter gekommen sind. Die Felsen auf der Road wurden immer höher und immer mehr. Wir dachten schon ans umkehren, doch das Ziel – der Musselman Arch – konnte nicht mehr weit sein. Also weiter. Und tatsächlich war das letzte Teilstück dann wirklich am schlimmsten. Das Auto wurde durchgerüttelt und man musste sich ernsthafte Sorgen um die Reifen machen. Spätestens jetzt waren wir froh auf einen Chevy Tahoe gesetzt zu haben. Er überwand alle Hürden meisterhaft und brachte uns ans Ziel. Einem tollen Arch; dem einzigen der keine Bogenform hatte, sondern wie ein Steg komplett gerade verlief. Und das nur wenige Meter vom Canyonrand entfernt. Man hätte leicht über ihn drüber laufen können und Ulli hätte es wohl getan, wenn Atti sie gelassen hätte.

Auf dem Rückweg bogen wir dann am Shafer Trail Richtung Potash Road und Moab ab. Das Schild wies noch über 50 km bis Moab aus und die Straßenverhältnisse wurden nicht besser. Zum Glück wussten wir, dass die letzten etwa 30 km der Potash Road asphaltiert waren. Davor jedoch fuhren wir gleich mehrmals direkt am Plateaurand entlang und sahen nochmals den Colorado unter uns liegen. Es ist eine einzigartige Landschaft und Stimmung, die man nicht in Worte, Bilder oder Filme fassen kann. Wir kamen zum Ende der Dirt-Road an einer Salzgewinnungsanlage vorbei. Deren Becken lagen aufgereiht entlang des Hangs und hatten eine intensiv türkisblau-purpurne Farbe. Diese ergab zusammen mit den roten Felsen und den weißen Bergen im Hintergrund tolle Bilder. Endlich zurück in Moab fuhren wir gleich weiter über den Colorado Riverway unserem heutigen Ziel Fruita, Colorado, entgegen. Dort bogen wir vor Bezug unseres Zimmers noch auf die 17 mi lange Scenic Road des Colorado National Monuments ein. Eine Strecke, die wir uns hätten sparen können. Auch hier behielt der Reiseführer Recht: „Wer vorher die Utah-Parks gesehen hat wird hier nicht mehr umgeworfen“.